Ich habe heute in den Nachrichten gehört, dass, in Anlehnung an den Toten 50jährigen in Bayern, unsere Bundeskanzlerin mehr Zivilcourage fordert.
Direkt danach kam die Meldung, dass ein Mann, der einen mit einer Pistole bewaffneten Tankstellenräuber in Bühl absichtlich angefahren hat (der war auch Kunde in der Tankstelle gewesen und hat den Überfall noch mitbekommen) nun vor Gericht steht und bei Schuldigsprechung nicht unter einem Jahr Freiheitsstrafe bestraft wird.
Der Räuber hatte schon mehrere Tankstellen in der Umgebung überfallenn und konnte vorher nie gefasst werden. Nur durch dieses Anfahren konnte er nun überführt werden.
Ich habe nun das Gefühl, dass man sich in Deutschland am besten nur um sich selber kümmert. Denn das Risiko beim Zeigen von Zivilcourage der Leidtragende zu sein ist einfach zu groß. Da kann die Frau Bundeskanzlerin lange mehr Zivilcourge fordern. Manche bezahlen das mit ihrem Leben oder werden wegen Körperverletzung angeklagt (Man muss ja auch nicht gleich jemanden anfahren). Die Absichten waren aber sicherlich rechtschaffender Natur.
Wenn ich einen Straftäter nach dem Jedermannparagraphen festhalten möchte bis die Polizei eintrifft und dieser flüchten möchte (im Falle des Tankstellenräubers ist dieser sogar mit einer Schusswaffe bewaffnet) dann darf ich keinerlei körperliche Gewalt anwenden außer ich werde angegriffen. Ich darf ihm nur den Fluchtweg verstellen, ihn aber nicht beispielsweise auf dem Boden oder an der Wand festhalten, ansonsten werde ich der Freiheitsberaubung und/oder Körperverletzung angezeigt.
Da stimmt doch irgendwas in der Gesellschaft nicht. Ich soll Courage zeigen aber darf mich zur "Durchsetzung" keinerlei Mittel bedienen. Denn man kann nie sagen wann man seine Gesundheit oder sogar sein Leben riskiert.
Also erzieht man die Leute regelrecht zum Wegschauen!
Generell habe ich eine Ahnung an was die Gesellschaft krankt.
Kinder erzieht man durch Strafen oder Rügen wenn sie etwas falsch machen und durch Belohnungen und Lob wenn sie etwas richtig machen. Man gibt also einen Anreiz sich richtig zu verhalten.
Wenn sich in der Gesellschaft jemand falsch verhält dann wird er bestraft.
ABER wenn jemand versucht das Richtige zu tun und Zivilcourage zeigt, dann bekommt er im besten Fall gar nichts, und in den schlechtesten Fällen bekommt er von der Justiz einen Arschtritt, wird verletzt oder sogar getötet.
Der Anreiz für andere Einzustehen und sich selbst in potenzielle Gefahr zu begeben fehlt vollkommen. Wenn man sich an die Regeln (Gesetzte) hält, bekommt man gar nichts (ok), wenn man sich den Regeln widersetzt wird man bestraft (ok) aber wenn man versucht, sich selbst für die Einhaltung von Regeln einzusetzen bekommt man nichts oder wird noch bestraft weil man u.U. das Recht des Regelbrechers beschneiden könnte (nicht ok!).
Ich finde wenn Zivilcourage gefordert wird, dann muss man auch gewisse Mittel einsetzen dürfen um ein Täter festzuhalten und einen Anreiz bekommen sich für die Regeln einzusetzen, bspw. eine einmalige Stuererleichterung, eine Belobigung oder Ähnliches.
Was denkt ihr darüber?