Hallo!
Ich sträube mich nicht gegen Lob und Bestätigung - ganz im Gegenteil, ich finde sogar dass Lob und Bestätigung viel öfter entgegengebracht werden sollte. Alle Menschen die ich in meinem Leben ausgebildet hab, haben auch Lob und Bestätigung von mir erfahren - sowohl für große, als auch für kleine Errungenschaften.
Ich sträube mich aber strikt gegen Wattehandschuhe bei der Erziehung von Kindern - eben weil ich eine Vielzahl von mittlerweile pubertierenden Kindern kenne, welche auch im Erwachsenenleben wirklich "arme Schweine" sein werden, weil sie keinerlei wichtige Werte vermittelt bekommen haben.
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Du sprichst mitunter "Burnout" an.
Hast du dich mit diesem Thema schon mal eingehend befasst? Ich bin Angehörige einer Burnoutpatientin (60) und eines Burnoutpatienten (28). Die ältere Patientin, war lange Zeit im Gastgewerbe angestellt und musste bis zu 130h pro Woche arbeiten um ihrer Familie gerecht zu werden. Schlussendlich war sie nicht einmal mehr fähig morgens aufzustehen. Das ist das Burnout, das heutzutage kaum noch jemand hat, eben weil die Gesellschaft diesen Arbeitsdruck "von früher" gar nicht mehr gewohnt ist.
Gespräche mit unzähligen Psychiatern folgten. Wie kann es passieren, dass ein 28jähriger junger mitten im Leben stehender Mann, der weder eine Ausbildung abgeschlossen hat, noch jemals mehr als 40h pro Woche gearbeitet hat ein "Burnout"-Patient wird?
Und nun kommen wir zu den Wattehandschuhen:
Burnout, ist mittlerweile nicht zwangsläufig jemand der ausgebrannt ist, weil er Workaholic war oder der Leistungsdruck zu groß war. Burnout, betrifft besonders bei den jungen Menschen großteils Menschen, welche mit jeder kleinsten Kleinigkeit maßlos überfordert sind. Sie sind unterbelastet. Sie sind völlig unausgelastet und sehnen sich nach mehr Bedeutung, im selben Zug schaffen sie es aber nicht die Kraft aufzuwenden um selbstständig etwas zu erreichen. Das kommt daher, dass sie in ihrem ganzen Leben immer alles zugeworfen bekommen haben und ihnen stets gesagt wurde, dass sie super sind, so wie sie sind. Während sie von Burnout klagen (immerhin geben sie permanent vor viel zu tun, weil sie nach außen hin keine Null sein wollen - und genau dieses Schauspiel bereitet auch eine Menge an inneren Stress, weshalb sie sich tatsächlich ausgelastet fühlen ohne etwas zu leisten) - ist es eigentlich ein Bore-Out. Sitzen diese Menschen erst einmal in diesem Salat, hätten sie zwar die Möglichkeit etwas daran zu ändern - im selben Zug denken sie sich aber, dass sie sowohl fürs nichts-tun gleich viel bekommen, als würden sie sich um zusätzliche Arbeit bemühen. Ein Teufelskreis. Und wie bereits oben angesprochen:
Wenn ein Mensch nicht lernt, dass er für Mühe belohnt wird - dann wird er sich keine Mühe geben. Wenn also auch Kinder gleichermaßen gelobt werden, wenn sie sich Mühe geben - oder keine Mühe geben - dann werden sich zweitere auch künftig nicht mehr Mühe geben als sonst.
Im Grunde genommen können diese Leute ebensowenig mit Stress umgehen, wie Burnoutkranke. Deshalb waren diese Krankheitsbilder lange Zeit auch unter dem selben Namen vorhanden.
Es soll nicht missverstanden werden.
Kinder gehören nicht bestraft, wenn sie schwächer sind als andere Kinder. Sie gehören gefördert. Aber gelobt gehören sie nur dann, wenn sie sich verbessern - oder sich zumindest Mühe geben. Alles andere ist ein totaler Schuss in den Ofen.