Was soll man(n) sagen ...
ausser, dass man vielleicht auch durch die Medien unspürbar aber manifest beeinflusst einem Bild von Manne oder Weibe hinterherhechelt, das es ganz sicher gibt, nur null Peilung wo. Des Wartens müde wird halt was importiert, nur, dass es dafür keine Greencard braucht. 'Bauer sucht Frau' ist eine nette Sendung in dieser Richtung, weil offenbar wird, was bei den meisten Frauen nicht gefragt ist: Durchschnittstyp mit Durchschnitts- oder auch etwas weniger Gehalt in der Tasche, oft ohne Urlaub und mit viel früh aufstehen.
Mit wenig Gehalt wird auch gleich wenig Bildung unterstellt: Was, wenn er vom Traktor steigt und dazu Hexameter von Horaz deklamiert? Nein, auch das würde wohl nix an der tendenziell ablehnenden Haltung der Frauen einem solchen Leben gegenüber ändern. Mehr oder weniger unbewusst durch Geld und alles was 'cool' ist - oder auch voll fett oder lässig - sucht Frau den Manager, den Broker, den Rechtsanwalt, den Banker, den Firmenbesitzer. Lauter Tätigkeiten die Geld und Status versprechen, aber auch lauter Un-tätigkeiten, mit denen nix produziert wird. Ausser Geld - oder halt 'Werte' verwaltet. Der Beruf zum Beispiel des Landwirtes hätte sicher weniger am Image zu leiden, wenn auch Banker nicht mehr als dieser verdienen würden und auch nur zehn Tage Urlaub im Jahr hätten. Grosses Aufjaulen?
Wenn das wirklich alle Faktoren wären, die Landwirte als Männer unattraktiv erscheinen lassen, würde man(n) zurecht die Augenbrauen hochziehen und mit gewissem Zorn die Frauen betrachten. Was soll man sich gross ärgern, kauft man sich halt was in der Ukraine ... .
Freilich, überspitzt ausgedrückt.
Da spielen eigentlich zu viele Faktoren hinein, als dass sie mit individuell betroffener Vernunft betrachtbar wären - denn es sind zu viel 'weiche' Kriterien, die sich kaum fassen lassen. Ein interessanter Verhalt ist zum Beispiel, dass Ärzte sich durchaus gerne Krankenpflegerinnen als Frau zulegen, aber kaum eine Ärztin und schon gar keine Chefärztin sähe in einen Pfleger eine 'gute Anlage'. Der Singleanteil der Frauen steigt mit dem Bildungsniveau - Frauen erwarten von ihrem Lebensgefährten, dass er mindestens genauso gebildet ist wie sie selbst. Da nun aber inzwischen mehr Frauen als Männer das Abitur machen und studieren ... muss ich weiterreden?
Viele Frauen hier werden mir (hoffentlich ...) sicher recht geben, wenn ich sage, dass sie nicht unbedingt den grossen Übermacker suchen, zumindest aber einen, der sich durch 'unabhängiges Leben' der Partnerin nicht verunsichern lässt und ebenfalls 'sein Ding' macht. Freilich, viele Hindernisse gibt es an 'Karriereweichen', wenn der eine umziehen müsste, der andere aber nicht will. 'Wo du hingehst, da will auch ich hingehen' ... ich vermute mal, das gibt es de facto nicht mehr. Der Begriff des Lebensabschnittspartners macht die Runde, weil der Partner einfach sozusagen das 'Upgrade' nicht mitmachen will, weil er es nicht als solches empfindet.
Viele Männer erwarten von einer Frau aus dem sogenannten Ostblock ganz einfach weniger Infragestellung ihres Lebenskonstruktes - es ist in der Tat keine verlockende Idee, in vielleicht sieben oder zwölf Jahren mit irgendwoher gekommenen Wünschen nach totaler Veränderung konfrontiert zu werden. Also lieber das Modell Frau mit der mutmasslich einfacheren Mechanik, die man notfalls selbst noch einmal zurechtbiegen kann, als die anspruchsvolle Variante, die sich durch ständige automatische Updates immer weiter von der ursprünglichen Konfiguration entfernt. Irgendwann stimmt nicht einmal mehr das Passwort ... 'du versteht mich überhaupt nicht'. Nö, tut er nicht, er kommt ja nicht einmal mehr ins System ...
In früheren Zeiten hat 'die Gesellschaft' von den Paaren einfach 'Zuverlässigkeit für's Leben' mehr oder weniger eingefordert, wer natürlich reich genug war hat sich halt die Abwechslung woanders gesucht. Heute braucht es dazu vielleicht nicht einmal mehr Geld, denn leiden in einer Beziehung will definitiv niemand mehr.
Es mag was dran sein, dass die Ideen, wie sich das Leben abzuspielen hat, heute schon alleine dadurch anspruchsvoller geworden sind, dass wir es tagaus tagein in den Medien serviert bekommen, was man denn alles mal gemacht haben sollte, um 'das tolle Leben' überhaupt zu spüren. Verzicht? Fremdwort. Wie auch, wenn immer mehr Produktionen des sinnvoll Notwendigen abwandern, bleibt an sich nur der 'Wohlstandsmüll', den man noch selbst produzieren darf.
Karl Lagerfeld hat sich dahingehend geäussert, dass er kein Händy hat. SMS und e-mails mag er nicht, er findet das alles öde langweilig und will weder auf das handgeschriebene Fax, noch auf den Luxus der Unerreichbarkeit verzichten.
Da kann ich doch - fast - mithalten ... nur nicht mit seinem Einkommen...
Wie man das alles einordnen soll ... tja, heute so ... und morgen womöglich anders.
Schönen Advent.
asteus