Hallo,
ich hätte niemals gedacht, dass ich hier einmal offen und vor allem "fremd" über meine Beziehungsprobleme sprechen würde, aber hier bin ich dann mal...
Ich fange einfach mal an, bevor ich weiter grübele: Mein Partner und ich sind seit 3,5 Jahren zusammen und er zog vor ungefähr 1,5 Jahren bei meinem Vater - den ich pflege - und mit ein. Das erste halbe Jahr (wer hätte es gedacht) war zum anbeißen süß. Wir lebten zu diesem Zeitpunkt gute 650 km voneinander getrennt. Ich lernte ihn kennen als er noch Arbeitslos war und kurz nachdem wir zusammen kamen, hatte er auch schon einen Job in seinem erlernten Beruf. Ich selbst hatte erst eine Scheidung hinter mir und orientierte mich von meinem Hausfrauendasein gerade um. Dann kam der erste Tiefpunkt unserer Beziehung...
Eines morgens antwortete er nicht mehr wie gewohnt und ich bekam nur kryptische Nachrichten. "Ich bin leer." war nur eine dieser mysteriösen Zeilen. Ich stelle fest, dass er scheinbar depressiv war. Ich wusste, dass er diese tückische Krankheit hat schon damals. Allerdings habe ich es eher darauf zurück geführt, dass er schlicht und ergreifend überarbeitet war. Immerhin stand er manchmal schon mitten in der Nacht auf, weil er nicht mehr schlafen konnte und fuhr ins Büro, um dort "ein bisschen was vorzubereiten". So schaffte mein Partner es, innerhalb von sechs Monaten ungefähr 400 Überstunden aufzubauen. Dass er Nachts heimlich arbeiten ging und manchmal noch abends um 23 Uhr im Büro saß und mich anfrief, schien für ihn völlig normal. Ich konnte mir damals schon vorstellen, dass diese Kehrtwende von 180°, also von Arbeitslos zu Workaholic nicht gut gehen konnte. Die Zeit zog sich und er wurde am Telefon und bei WhatsApp immer aggressiver zu mir, gab mir für Dinge die Schuld, für die ich rein gar nichts konnte. (Hier ein Beispiel: "Ich höre hier etwas klappern, das klingt nicht gut!" - Ich lautschte ebenfalls und sagte: "Schade, ich kann es nicht hören, vielleicht hätte ich helfen können." - Daraufhin kam "ES GEHT NICHT IMMER UM DICH!!!". Damals hat mich dieses Verhalten fertig gemacht. Immer war etwas im argen, immer war die Beziehung schwammig. Sind mir noch zusammen oder nicht mehr? War nicht selten eine meiner hundert Fragen. Dementsprechend war ich auch fertig...
Einige Monate später. Inzwischen schienen die Wogen geglättet, ich hatte meine Ausbildung in Angriff genommen, er war gerade drauf und dran bei mir und meinem Vater einzuziehen, nur verzögerte es sich immer und immer wieder. Mal war es der Job, dann waren es seine Schulden und wenn es nichts davon war, dann lag es definitiv an mir. Ich hatte dies oder das nicht erfüllt und ihm somit hintergangen und ihm wehgetan. Ich habe nicht abgenommen, als er mich dringend gebraucht hatte... Allerdings ging er auch nicht immer an das Telefon und wenn wir "eine gute Zeit" hatten - die ehrlich gesagt meistens nur eine oder höchstens zwei Wochen andauerte - dann war das alles gar kein Thema, wenn ich nicht ans Telefon konnte, da man unter der Dusche oder wenn man tief schläft einfach nicht ans Telefon ging.
Etwa ein halbes Jahr - sorry, wenn ich so durcheinander und so viel schreibe, aber das hat sich echt gesammelt - vor dem Einzug hatten wir sehr oft das Thema, dass ich mit der Pflege meines Vaters und der Ausbildung überfordert war, was eben auch ganz normal ist, wenn man ohne Abschluss (ich hatte ein sehr durchwachsenes Leben, aber das vielleicht irgendwann mal...) mal eben eine Ausbildung rocken will. Daraufhin kam nur ein "Ach, stell dich nicht so an! Sei nicht immer so sensibel! Mach mal nicht so'n Stress! Es geht hier nicht um dich! Du magst mich gar nicht mehr! Du bist nur mit dir beschäftigt!" usw. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon in einer mittelschweren Depression gefangen und ich habe mit Mühe und Selbstdisziplin noch die Oberhand behalten.
Jetzt zum jetzt... Wir leben jetzt schon seit 1,5 Jahren zusammen und es will absolut keine Ruhe einkehren. Er ist genervt von meinem schwerhörigen Vater, ich mache viel zu wenig (Ich habe im Juni meine Ausbildung erfolgreich mit Gesamtnote "gut" beendet, stecke gerade in einer beruflichen Weiterbildung, um bei meiner Traumfirma anzufangen (kam durch mein Praktikum heran) und habe echt hart dafür gearbeitet! Ich stehe um halb sechs auf, fahre zur Weiterbildung, kümmere mich um eine Pflege für meinen Vater, übernehme in der Zeit die pflege selbst, mache den gesamten Haushalt so gut wie allein (er bringt den Müll raus), muss lernen und irgendwann auch mal schlafen. Meistens hat mein Tag gute 18 Stunden. Er steht um fünf vor acht auf, setzt sich an seinen Rechner (Telearbeit), macht bis um fünf und hat dann frei. Wenn ich nach Hause komme, erzählt er mir, wie es ihm geht und holt ziemlich dabei aus. (Ich habe kein Problem mit langen Gesprächen!) Allerdings wird kaum gefragt, wie es mir geht und wenn ich doch mal weiter ausholen möchte, dann ist er genervt, weil ich nie auf den Punkt komme...
Ich weiß nicht, was das ist, aber es fühlt sich absolut nicht richtig an. Ich war vor ihm 10 Jahre verheiratet und nein, mein Ex-Mann spukt mir nicht im Kopf herum. Ich habe ihn damals gehen lassen, weil er Kinder wollte und ich nicht und wir haben uns auch im sehr Gutem scheiden lassen. Es war eine recht ruhige Ehe und wir haben uns normal gestritten, normal vertragen usw. Aber das hier, was gerade so läuft, das fühlt sich ungerecht an... Meine anderen Beziehungen (1 Jahr, 2 Jahre, 5 Jahre und 10 Jahre Ehe) waren allesamt harmonischer als diese hier und ich habe eine Vermutung.
Und ich spreche sie zum ersten mal aus: Bin ich dummerweise mit einem Narzissten zusammen? - Ja, das klingt gerade wirklich kalt formuliert, aber nachdem er um kurz nach 22 Uhr wach wurde, um mich wüst zu beschimpfen und zu beschuldigen, dass ich mich um nichts kümmern würde, ist er gerade abgedampft und... ich fühle mich irgendwie abgestumpft. Nicht leer, aber es ist absolut nichts neues. Sobald ich eine Prüfung vor mir hatte, stänkerte er oder schikanierte (gefühlt zumindest) er mich, bis ich die ganze Nacht lang wach war... Und sobald man denkt, dass alle Fronten geklärt sind, alles läuft und man sich den schönen Seiten zuwenden kann, ist mal wieder irgendetwas anderes. Deshalb bin ich eben auch abgestumpft...
Ich beende mit dieser Frage diesen Roman, bedanke mich für das lesen, entschuldige mich für diesen laaangen Text und hoffe auf eure Antworten/Meinungen.
Ratschläge sind auch völlig in Ordnung, allerdings ist das Thema für mich an dieser Stelle mit ihm wohl durch. Ich will einfach dem Kind einen Namen geben...
Liebe Grüße
Michelle