Hallo da draußen,
Ich bin 23 Jahre alt und führe seit ca. 3,5 Jahren eine Beziehung mit einem 39 jährigen Mann. Wir haben eine harmonische Beziehung, ich weiß dass er mich versteht und für mich da ist, er ist eigentlich alles was ich immer wollte und doch glaube ich, dass ich nur noch freundschaftliche Gefühle für ihn habe. Zu unserer Beziehung: da ich Studentin bin führen wir seit Anfang an eine Fernbeziehung, zwar wohne ich nur ca. 60 km von ihm und meiner Heimat weg aber trotzdem sehen wir uns meistens nur am Wochenende. Ich bin für ihn seine erste feste und lang andauernde Beziehung. Ich bin gut in seinem Freundeskreis aufgenommen wurden, bin bei ihm in der Heimat dem Verein beigetreten und unsere Familien supporten die Beziehung auch.
Das erste Jahr war wirklich schwierig weil er sich unter der Woche nie gemeldet hat, erst freitags hat er dann immer gefragt wann wir uns sehen. Ich kam mir vor als wäre ich nur eine Bettgeschichte fürs Wochenende, und da kam es dann zu unserem ersten großen Streit. Seitdem arbeitet er daran und wir schreiben jetzt momentan meistens jeden Abend ein paar kurze Nachrichten wie der Tag des anderen war.
Im Bett gab es vor ca anderthalb Jahren eine richtige Flaute seinerseits, er hat alle Versuche abgelehnt die ich gestartet habe, Grund dafür war seiner Aussage nach arbeitsbedingter Stress, nach einem dreiviertel Jahr wurde es dann langsam besser, aber ist bis heute aus meiner Sicht meistens noch holprig.
Die emotionale Distanz im ersten Jahr hat damals dazu geführt dass ich mit zwei Männern fremdgeknutscht habe und mit einem von ihnen auch ein kurzes Techtelmechtel hatte. Das war aber alles nur sehr oberflächlich und ich glaube meinerseits ein Schrei nach Aufmerksamkeit, auch wenn ich ihm nie davon erzählt habe.
Im letzten Jahr habe ich einen Mann an der Uni kennengelernt, mit dem ich ein halbes Jahr eine Affäre hatte und für den ich auch ein paar Gefühle entwickelt habe. Ich hatte meinem Freund gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen und habe mich gefragt was mit mir nicht stimmt. Ich war in allen anderen Beziehungen treu aber warum funktioniert das in dieser nicht? Mit dieser Affäre war es eine sehr intensive Zeit, und sie hat mich auch an meiner Beziehung zweifeln lassen. Die Affäre ist dann letztendlich so geendet dass er nicht besonders empathisch war und keine Rücksicht auf mich oder meine Gefühle genommen hat. Ich habe gemerkt was ich an meinem Freund habe und mir vorgenommen ihm nun endlich nicht mehr fremdzugehen und habe die Affäre beendet. Man hört wahrscheinlich schon das "aber" in dem Satz...
Ich habe in den letzten Wochen verstärkt Kontakt mit einem guten Bekannten von der Uni, den ich schon ein Jahr kenne. Wir haben gemerkt dass wir ziemlich ähnlich ticken und gleiche Interessen haben, wir schreiben täglich und haben uns öfters getroffen und beim letzten Treffen ist es passiert, wir haben uns geküsst. Seine Gegenwart fühlt sich sehr gut an und ich möchte ihn eigentlich gerne weiterhin sehen, aber ich kann meinen Freund doch nicht schon wieder betrügen! Warum tue ich das? Bin ich zu schwach? Sind diese Männer eine Flucht, wo ich mir das hole was mir in der Beziehung fehlt (vor allem körperliche Nähe und das Austauschen über die alltäglichen Dinge)?
Ich glaube grundlegend haben wir das Problem, dass ich zwar mit familiären oder beruflichen Problemen immer zu ihm kommen kann, aber über Probleme in unserer Beziehung reden fällt uns beiden sehr schwer. Und uns fehlt glaube ich dieser gemeinsame Alltag... auch wenn wir abends ein paar Nachrichten schreiben, kann man da bei weitem nicht alles erzählen was einen den Tag über so beschäftigt hat und so habe ich die Woche über manchmal das Gefühl dass ich eigentlich gar nicht wirklich vergeben bin. Ich weiß dass ich im Notfall auf ihn zählen kann, wir haben viele gleiche Interessen, wir haben schon über Kinder geredet, ich kann ihn mir als Vater vorstellen und möchte diejenige sein die ihm irgendwann Kinder schenkt... Aber habe gleichzeitig momentan keinerlei romantischen Gefühle für ihn und kann ihn auch Körperlich nicht an mich ranlassen im Moment.
Bei der Vorstellung ihn zu verlassen wird mir schlecht, er ist trotz allem die größte konstante in meinem Leben auf den ich im Notfall zählen kann. Außerdem hätte ich auch furchtbare Schuldgefühle, er wird dieses Jahr 40 und würde danach wieder als Junggeselle da stehen.
Kann sich irgendwer in meine Lager hineinversetzen oder hat ähnliches erlebt? Ich bin für jede Antwort dankbar.