Hallo,
heute möchte ich einen wichtigen Teil meiner persönlichen Geschichte mit Euch teilen - Achtung, das wird lang! Mich würde sehr interessieren, was Ihr darüber denkt, denn manchmal bin ich selbst total verzweifelt, einfach, weil ich denke, so sollte man nicht empfinden, nicht nach so langer Zeit. Vielleicht bin ich krank oder so. Andererseits denke ich dann auch wieder, dass da draußen eine ganze Menge Leute mit Wunden herum rennen, die man ihnen von außen nicht ansieht. Und ich bin auch ganz normal (was ist schon normal?) von außen... Und trotzdem... also.
Als ich 16 Jahre war, habe ich mich im Urlaub unglaublich verliebt. Das Schöne war, dass dieser Mann sich auch, sogar noch viel dringender... :-) in mich verliebte. Wir hatten eine total schöne Woche, in der wir viel miteinander lachten, uns bis in die Nacht hinein sehr ernst unterhielten, er mir sagte, dass er mich liebte, aber immer blieb es nur platonisch, weil ich mich nicht traute oder vielleicht auch noch nicht wollte, es war zu schnell für mich. Ich war auch sehr verliebt, doch gleichzeitig empfand ich eine Mischung aus Schüchternheit - fühlte mich das erste mal in meinem Leben von einem interessanten Mann ernst genommen- Unsicherheit -aus dem gleichen Grund, auch weil ich keinerlei Erfahrung hatte, weil ich mir mich nicht vorstellen konnte zu der Zeit mit irgendeinem Mann, und DIESER, das war einfach unglaublich... Ich hörte, dass er sagte, dass er mich liebte, doch gleichzeitig war alles wie ein schöner Traum. Ich nahm es nicht ernst, obwohl ich es auch nicht für eine Lüge hielt, ich konnte einfach irgendwie nicht reagieren, war überwältigt... Dazu kam noch, dass er aus einem anderen Land kam, so dass die Sprachbarriere für mich noch wie ein Filter zwischen uns lag, ich hörte, ich verstand, und doch verstand ich nicht... Als diese Woche um war, war ich traurig, doch er, da bin ich sicher, noch viel mehr, und wir begannen uns zu schreiben.4 Monate schrieben wir uns, immer sofort die Antwort auf den erhaltenen Brief. In dieser Zeit wurde er mir zu einem guten Freund, ich dachte an ihn, immer wieder, jeden Tag, was ich als nächstes schreiben würde... Als die Zeit näher rückte und wir uns wieder sehen sollten, fühlte ich gleichzeitig Freude und Angst - die wuchs immer mehr in mir, denn in den letzten Briefen hatte er den liebevollen Ton beibehalten, es waren aber keine Liebesschwüre, das hatte er auch nie geschrieben, und darüber war ich froh, denn ich kannte mich ja noch nicht mal mit meinen eigenen Gefühlen aus. Ich schrieb einen wirren Brief, indem ich andeutete, dass er mir ein solch guter Freund wäre - er war gerührt, dankte für meine Freundschaft... ich schrieb das, weil ich sagen wollte: wenn sich etwas geändert hat, dann schreib es: JETZT! Bei ihm kam vielleicht an: Freundschaft ist alles was ich will von Dir... Tja, dann sahen wir uns wieder, auf einem großen Treffen, an dem mehrere Hunderttausend Leute teilnahmen. Wir sahen uns und begannen zu laufen, über einen Platz hinweg - noch heute kann ich manchmal fast spüren, wie fest er mich an sich drückte, kann seine geschlossen Augen sehen, weil ich die Nähe noch immer nicht so ertrug wie er, und deshalb meine Augen offen hatte...Auf einen Schlag wußte ich: Wumm!!! es ist noch wie beim ersten Mal. Das ist er! Ich liebe diesen Mann, wie ich noch nie in meinem Leben geliebt habe - plötzlich war es ganz klar!!! Tja. Und dann erfuhr ich, hatte er eine Freundin. Mit der er zusammen ziehen wollte, übrigens in noch ein anderes Land, hat ihre Sprache gelernt und alles :-( . Er war ein paar Jahre älter als ich, ich hatte ja gefühlt, dass er etwas wollte, was ich noch nicht zu geben bereit war. Für mich brach eine Welt zusammen. Auch mir hatte er geschrieben, er könne nach Deutschland kommen, ich war nicht darauf eingegangen, hätte einfach mehr Zeit gebraucht... Nun war alles zu spät. Ich habe eine Woche in dieser fremden Stadt, in der ich niemanden kannte außer ihn, heulend verbracht. Wir schrieben nicht mehr, einmal habe ich ihn noch wieder gesehen, ein Jahr später. Wir redeten ca. 5-10 Minuten (diese Minuten waren zeitlos, wie bei einem Sturz,
wenn man den Boden langsam näher kommen sieht, ich kann nicht sagen, wie lange...)Wir gaben uns nicht die Hand, er sah mich noch nicht einmal an, kein einziges mal sah er mir ins Gesicht, während er mir sagte, dass er heiraten würde.
Tja. Ich weiss nicht, ob ich verständlich machen kann, wie unglaublich verwirrt ich war -und,das bringt mich zur Verzweiflung- manchmal noch immer bin. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich aufhörte, in Briefen zu denken. Ich war darin verloren. Bestimmte Sätze sind so fest in meinem Kopf... Aber es ist einfach so: Ich WEISS, dass er mich geliebt hat. Und dennoch glaube ich auch, muss ich glauben, dass er das Glück gefunden hat, denn das Ganze ist nun schon viele Jahre her und ich weiss aus recht zuverlässiger Quelle, dass er immer noch mit ihr lebt. Es gibt nicht Weiss und nicht Schwarz. Kein vollkommenes Glück oder absolute Trauer. Jedenfalls nicht für immer :-).
Es dauerte mehrere Jahre, aber dann war auch ich wieder bereit, mich wirklich zu verlieben, und ich führe nun schon lange eine sehr glückliche, partnerschaftliche Beziehung. Ich kann mir keinen lieberen Mann wünschen an meiner Seite als meinen Freund, nur leider sehen wir und nicht so oft, es ist seit Jahren eine Fernbeziehung, läuft trotzdem gut, auch wenn wir gerne zusammen ziehen würden, es aber zur Zeit noch nicht geht.
Das aber, worüber ich mir Sorgen mache ist, dass ich immer wieder so Phasen habe, wo ich total unglücklich werde, weil ich an damals denke. An all den Schmerz, aber auch an das Schöne, wo ich denke, was wäre, wenn... oder mir vorstelle, ihn wieder zu sehen. Wo ich ständig darüber nachdenke, ob er mich wohl auch noch liebt... Ach, vielleicht müsst ich auch einfach meinen Freund öfter sehen, aber manchmal leide ich wirklich sehr, obwohl ich im nächsten Moment auch wieder glücklich bin, über mein Leben jetzt so wie es ist... Ich könnte doch auch nichts mehr ändern an meinem Leben, so fühlt es sich zumindest an Könnt meinen Freund niemals verlassen und doch. Manchmal fühl ich mich aufgefressen von Sehnsucht, Schmerz und Eifersucht.
Sicher sollte ich mich auf mein jetziges Leben konzentrieren, eigentlich hab ichs da ja nicht schlecht erwischt :-), und rein äußerlich betrachtet scheine ich das auch gut hinzubekommen! Aber in meinem Kopf, da sieht es oft anders aus... Ich meine, ich liebe meinen Freund, wir passen gut zusammen, sind ein eingespieltes Team, reden übers Kinderkriegen, auch wenn wir das nur für die fernere Zukunft planen... Und trotzdem. Ich glaube, seit damals sind tatsächlich nicht viele Tage vergangen, an denen ich nicht an meine erste große Liebe gedacht habe, und das ist 9 Jahre her. Es ist fast alles nur im Kopf passiert, da wir uns ja hauptsächlich geschrieben haben. Vielleicht ist es deshalb so schwer, ihn aus dem Kopf zu bekommen - ich kenne ja eine ganz reale Seite von ihm überhaupt nicht oder nur kaum, für mich ist er nur ein Traum. Ich weiss, dass das falsch ist, aber ich kann es nicht ändern. Ich bin einfach so oft in Gedanken ganz woanders, und oft so traurig...Manchmal denke ich auch: wenn ich das und das anders gemacht hätte... Ich weiss ja nicht, ob es mit uns funktioniert hätte. Damals wohl nicht, weil ich zu jung war und er schon etwas so Ernstes wollte. Aber später, als auch ich bereit war, für eine solche Beziehung? Ich weiss, dass ich so nicht denken sollte. Ich habe so was auch noch nie aufgeschrieben, es ist grausam und unfair meinem Freund gegenüber, ich weiss. Aber das alles hat für mich einfach überhaupt nichts zu tun mit ihm, deshalb liebe ich ihn nicht weniger. Als ich meine erste große Liebe das eine mal danach wieder sah, habe ich aber auch gemerkt, dass ein normaler Umgang scheinbar einfach nicht möglich ist, weder von meiner, noch von seiner Seite aus. Einerseits wünsche ich mir jetzt, da ich selbst einen Freund habe, sehr, ihn wieder zu sehen, vielleicht, um alles endlich zurecht zu rücken in meinem Gefühlsleben, andererseits weiss ich, dass es nicht klappen würde, und ich hätte wahnsinnige Angst, noch einmal so zu leiden. Ich frage mich bloß manchmal, ob mit meinem Kopf alles in Ordnung ist, ich glaube damals, als ich von seiner Freundin erfuhr, habe ich viel zu sehr versucht, tapfer zu sein, weil ich gesehen habe, dass es der richtige Weg war für ihn, ich wollte ihn gehen lassen, eben weil ich ihn geliebt habe. Nun kommt es nach und ich bin oft nicht besonders tapfer...
Aber vielleicht ist es auch jetzt so, dass ich einfach zu oft einsam bin, bedingt durch unsere Fernbeziehung - das lässt sich aber leider in der nächsten Zeit nicht ändern... Naja. Jedenfalls Danke, es hat gut getan, das mal mit jemandem zu teilen - ...
Ich würde sehr gerne hören, ob Ihr das noch für normal haltet, ob ihr glaubt, dass ich mir vielleicht doch noch Hilfe holen sollte, oder auch, ob es vielleicht andere gibt, denen es ähnlich ergeht, die nicht vergessen können, obwohl sie schon lange ein ganz anderes Leben führen, mit dem es ihnen gut geht
Danke an Euch, dies gelesen haben und auch für eine Antwort!!!
Danke, Schäfchenmanchmal