Ich bin anfang zwanzig für ein Praktikum von Süddeutschland nach Noreuropa und bin statt ein paar monaten erst ein Jahr geblieben, dann 4... bis heute.
An meiner Arbeitsstelle hab ich einen Mann kennengelernt bei dem ich mir damals dachte "ich helfe dem kurz dann gehe ich" ... und bin geblieben. Meine Mutter hatte mich gewarnt nicht den Samariter zu spielen, aber mit 20 weiss man ja alles.
Kulturelle Unterschiede wurden zur Bereicherung, verschiedene Temperamente zum Ying & Yang & das lange alleine sitzen und warten wurden zur kreativen Beschäftigung genutzt.
Und die Eltern, die sich gerade scheiden lassen kaum dass ich im Ausland bin, die würden das eh nicht verstehen.
Und ausserdem liebte er mich denn er sagte er ja "Wenn du dich auch nur 40% zuhause so engagieren würdest wie im Job, dann wär alles besser" - Ich verstand Beziehung. Er meinte Haushalt. Dies wurde mir 10 Jahre später bestätigt.
Ich hätte gerne Hilfe gehabt um zu gehen aber über sowas spricht man ja nicht, mal ne Tasche hier abgelegt, mal da. Immer in der Hoffnung es bald zu schaffen mich zu trauen. Die grösste Angst war damals wirklich so irre zu sein wie er behauptet, ich wollt's ihm zeigen. Zeigen dass ICH völlig normal bin, nur halt selbständig erzogen und ein Denker. Und auch meinem Vater zeigen dass ich eben doch mal nen Mann abbekomme.
Irgendwann wurde ich schwanger, die Welt brach zusammen, wollte abtreiben, wollte abhauen, alles war zu spät. Hatte Angst er würde das Kind aus mir rausprügeln wenn ich ginge. Ich bin geblieben, leise und still. Denn wenn ich schon schwanger bin durch meine eigene Dummheit dann hab ich auch nicht das recht das zu beenden. Bekam ein zweites, fügte mich. Ab und zu kocht es auf, nicht physisch, aber psychisch.
Unnütz, Unvollkommen, Unzuverlässig, Frigide, Traumwandler und Soziopath. Meine Bücher, meine Filme, meine Gedanken, alles Unfug. Gedanken und Wünsche die seinen entsprechen sind selbstverständlich willkommen. Man passt sich an. Wird klein und wunschlos. Emotionale Achterbahnen lassen mich aufleben, Hoffnungschimmer werden geschürt und dann erstickt. Wenn ich nicht grad am Aufpassen bin dan sammle ich mich ein. Lächelnd. Weil Beschwerden könnten ihn ja aufregen. Das wollen wir ja nicht.
Ich habe vor mir das Bild einer Kerze, sie flackert zwar aber kann den Kindern noch Licht und Wärme spenden. Hier bleiben will ich nicht, aber gehen kann ich nicht.
Ich liebe meine Jungs, mein Leben für Ihres von ganzem Herzen. Danke dass Du (hinter deinem Bildschirm) mir bis zum Schluss zugehört hast.