dalya_12944159An...
... keiner Stelle habe ich geschrieben, dass die TE ihrem Freund "blind vertrauen" soll.
Es ist für mich ein großer Unterschied, ob ich jemandem ohne nachzudenken blind vertraue, oder ob ich ihm einen Vertrauensvorschuss gewähre. Ohne einen Vertrauensvorschuss kann man nicht auf den anderen zugehen. Will sagen, wenn ich jemanden kennen lernen will, kann und darf ich doch nicht von vornherein davon ausgehen, dass mir derjenige nur was Böses will und die schlimmsten Absichten hat - mich zu enttäuschen, zu belügen und zu betrügen. Insofern bedeutet Vertrauensvorschuss für mich erstmal, dass ich beim Kennenlernen davon ausgehe, dass mir mein Gegenüber nicht mein Schlimmstes will, sondern mein Bestes. So wie ich ja auch. Und dann muss ich eben im Folgenden schauen, inwieweit beidseitig die Absichten in Sachen Beziehung übereinstimmen - oder eben nicht. Und dann muss ich die Konsequenzen ziehen.
Konkret heißt das: Ich lerne jemanden kennen, man findet sich nett, es stellt sich heraus, dass beide eine Beziehung wollen. Glücklich könnte man dann die Beziehung eingehen. Aber wohl kontraproduktiv wäre es dann, den anderen mit Eifersucht und Misstrauen zu quälen, wenn man doch weiß, dass seine Absichten "reiner Natur" sind, bloß weil man ja in der Vergangenheit so schlimm "ver@rscht" worden ist. Obwohl das in den meisten Fällen meiner Meinung nach meistens daran liegt, dass man die ersten Zeichen dafür nicht sehen wollte und schlicht ignoriert hat. Weil man ja sooo verliebt war und nicht glauben konnte, dass das eben auch ein Gefühl sein kann, das nicht auf Gegenseitigkeit beruhen muss.
Nämlich dann beispielsweise, wenn nach dem ersten Kennenlernen feststeht, dass nur einer eine Beziehung will, der andere aber nur eine Affäre. Da wird sich dann gern eingeredet, dass der andere einen irgendwann auch schon lieben wird bzw. einfach lieben muss. Und man trifft sich weiterhin. Man erträgt es, dass der andere fremdflirtet, fremdgeht, sich danebenbenimmt, gewalttätig wird, gleichgültig ist, etc. etc. Dass das keine Zeichen von Liebe sind, will man nicht wahrhaben. Und irgendwann geht das Ganze dann doch zu Bruch und man bleibt zurück mit gebrochenem Herzen und voller Misstrauen. Das dann auf den nächsten Anwärter übertragen wird. Der sich dann noch so nett und integer, höflich und vertrauenswürdig verhalten kann, der dennoch die Konsequenzen tragen soll. Da heißt es dann: Ich bin so eifersüchtig und misstrauisch, weil ich ja in der Vergangenheit so viel Schlimmes erleben musste. Nach dem Motto: Nun habe ich das Recht, den anderen für das zu quälen und büßen zu lassen, was mir ein anderer angetan hat.
Wobei es eigentlich heißen müsste: Ich war so dumm und blind und WOLLTE nicht sehen, dass mir der Ex nicht gut tut und habe mir alles antun lassen, anstatt einfach aktiv einen Schlussstrich zu ziehen und damit zu zeigen, dass ich selbst mein Leben in der Hand habe.
Ich meine, ich persönlich möchte auch höflich und vertrauensvoll behandelt werden, wenn ich jemanden kennen lerne. Ich persönlich möchte nicht, dass mir jemand mit Misstrauen begegnet und mir Vorwürfe für Dinge macht, für die ich nichts kann, ich möchte nicht, dass man mich mit Eifersucht quält und vielleicht sogar heimlich Nachforschungen über mich anstellt, in mein Handy schaut, meine Passwörter knackt, etc. Nur weil mein Gegenüber meint, weil er sich selbst in der Vergangenheit absichtlich hat enttäuschen und verletzen lassen, er müsse nun jeden in der Gegenwart dafür leiden lassen. Anstatt in sich zu gehen und sich zu fragen, warum er die ersten Anzeichen dafür absichtlich übersehen hat. Und alle anderen nachfolgenden auch!