Hi!
Man betrachte folgende Situation:
Person X trennt sich von Person Y, und zwar weil X denkt es passt nicht oder man hätte sich auseinander gelebt, jedenfalls nicht wegen eines schweren Vorfalls wie Fremdgehen o.Ä. Y hätte die Beziehung nicht beenden wollen und ist dementsprechend enttäuscht, und vor allem: Y versteht nicht warum plötzlich alles vorbei ist.
Nun, wir wissen alle dass Person Y die Entscheidung von Person X zu respektieren hat, und dass es auch nicht immer "gute Gründe" für eine Trennung gibt - also manchmal eben "die Gefühle weg sind" und man keine rationale Erklärung liefern kann.
Dennoch erscheint es mir immer so ein bisschen, als ob es zu der Frage, ob Y noch Fragen haben / das Gespräch suchen darf und wie X dann reagieren sollte, zwei "Lager" gibt, und zwar etwa wie folgt:
Lager A:
zur X-Sicht: Es besteht kein Grund, keine Verpflichtung, Y nach Übermittlung der Trennungs-Entscheidung noch irgendwelche Fragen zu beantworten. Überhaupt macht man es dem Ex damit nur schwerer abzuschließen.
Zur Y-Sicht: Fragen stellen macht keinen Sinn: Antworten bringen Y nicht weiter, verzögern nur den Abschlussprozess, und selbst wenn man Antworten bekäme, kann man nicht sicher sein, dass sie der Wahrheit entsprechen oder einen weiter bringen. Man hat keine Ansprüche auf Antworten oder ein Gespräch, darf sich also nicht wundern wenn X dicht macht / blockiert / etc. Y muss es mit sich selbst ausmachen, und eigentlich ist "noch Fragen haben" nur ein Zeichen von mangelndem Selbstbewusstsein, weil man sich nachträglich gerne absichern würde, dass man nichts falsch gemacht hat. Irgendwann sollte man die Lektion lernen und darauf nicht mehr angewiesen sein.
Lager B:
zur X-Sicht: Nur weil ich Y nicht mehr liebe, muss ich ihn nicht ab morgen wie Dreck behandeln. Wenn Y noch Fragen hat, dann versuche ich diese (so lange es sich in vernünftigen Maßen hält, und beschränkt auf eine gewisse Zeit) so gut es geht zu beantworten - auch in der Hoffnung, dass Y sich nicht unnötig irgendwelche Vorwürfe macht. Natürlich stehe ich dabei nicht Gewehr bei Fuß, aber ich blockiere Y auch nicht auf allen Wegen.
Zur Y-Sicht: Es ist menschlich sich nach einer Trennung ein Stück weit selbst zu hinterfragen und auch Angst zu haben, vielleicht was falsch gemacht zu haben. Außerdem möchte man manchmal gerne wissen, was in dem anderen vorgegangen ist. Es kann ggf. durchaus helfen, den Prozess des Abschließens zu beschleunigen, wenn man Antworten auf seine Fragen bekommt, weil man dann nicht 1000 mögliche Konstellationen durchspielen muss. Gerade wenn eine langjährige Beziehung zuende ging, kann Y erwarten, dass X ein bisschen Rücksicht auf dieses Bedürfnis nimmt. Natürlich nicht auf Dauer, aber wenn X sofort nach der Trennung auf Blockade macht, macht X sich das Leben zu einfach, denn eine gewisse Verantwortung trägt man für den anderen schon. Wenn X sich in seiner Entscheidung sicher ist, dann braucht X sich vor nichts zu schützen und es sollte X keine Probleme bereiten, ein Stück weit fair zu bleiben und nicht ab morgen so zu tun, als ob man sich nicht mehr kennt.
So, ich hoffe man merkt nicht gleich zu welchem Lager ich gehöre :-). Was ist Eurer Meinung nach "richtig", oder "richtiger"? Gibt es das überhaupt, oder ist beides "zulässig"? Was darf man als Y erwarten, was nicht? Gibt es ein Lager C, D, E? Freue mich über Beiträge!