Hab' das auch im anderen Trennungsthread gepostet, aber ich möchte so viele wie möglich erreichen, deswegen (sorry) auch hier:
Hallo all ihr Lieben,
ich bin ganz neu hier und hoffe, dass jemand über meinen Text stolpert und mir vielleicht auch etwas dazu schreibt.
Leider ist mir das alles ziemlich lang geraten, aber ich kann es gerade nicht anders klar kriegen.
Ich hab am Samstag erfahren, dass mein Freund sich endgültig trennen will. Ich kam von nach einer harten Woche von der Nachtschicht und habe ihn morgens geweckt, damit wir zusammen etwas unternehmen können.
Er schaute mich grußlos ganz merkwürdig an und haute mir dann Folgendes um die Ohren: "Ich kann nicht mehr, ich halte es nicht mehr aus, ich habe mich total in eine andere verknallt, ich trenne mich von Dir."
Das war der absolute Schocker, damit hätte ich in der Situation und auch generell niemals gerechnet, ich war darauf völlig unvorbereitet und habe es auch nicht kommen sehen.
Danach haben wir beide stundenlang verbal miteinander gerungen und beide total geweint. Ich sagte natürlich, dass ich ihn liebe und eine letzte Chance will und er blieb unerbittlich und bemitleidete sich selbst, dass er mir das antun müsse. Ich meinte, er müsse das nicht tun, ich sei ja da und wolle, dass wir uns wieder annähern und dafür alles Mögliche tun. Er sagte dann nur immer wieder, er könne nicht mehr, habe sich das reiflich überlegt, "es sich nicht leicht gemacht" und könne an nichts anderes mehr denken als an die andere Frau, er sei völlig durcheinander.
Wir kennen uns seit Oktober 2004 und waren seit März 2005 zusammen. Als wir uns kennenlernten, war ich 26 und Single, ich hatte vorher noch nie eine ernsthafte Beziehung zu einem Mann gehabt. Er war damals 32 und lebte in seiner dritten festen Beziehung, die damals gut 8 Jahre bestand.
Ich war seine Nachhilfelehrerin, dadurch sahen wir uns, anfangs völlig neutral, einmal die Woche. Allerdings verstanden wir uns relativ schnell immer besser und konnten uns bald stundenlang über alles mögliche unterhalten. Ich war spätestens Ende 2004 total verliebt in ihn, habe das aber nie ausgesprochen, weil ich am Anfang schon mitbekommen hatte, dass er eine Freundin hat und ich mir keine Hoffnung machte.
Anfang Februar 2005 hatten wir unsere zweite Verabredung zum Kaffeetrinken außerhalb der Nachhilfesituation. Ich war mittlerweile zu dem Entschluß gekommen, das ich so nicht mehr konnte und wollte einen Grund vorschieben, warum ich keine Zeit mehr hätte, ihm Nachhilfe zu geben. Ich hielt das für das Beste, damit wir uns nicht mehr sehen und ich von ihm loskommen kann.
Bis dahin war körperlich außer ein paar freundschaftlichen Umarmungen zum Abschied nie etwas gelaufen und ich wollte auch keine Beziehung zerstören, über deren Zustand ich auch nichts wusste, darüber hatte er mit mir nie gesprochen.
Bei dem Treffen kam er mir dann zuvor und gestand mir, dass er sich "total in mich verknallt" hätte. Meine erste Reaktion war insgeheim Freude, aber ich fragte gleich, was denn mit seiner Freundin sei.
Er sagte, die Beziehung funktioniere nur noch, es sei keine große Liebe mehr vorhanden und er würde es seiner Freundin sagen und sich von ihr trennen.
Das hat er am selben Tag gemacht. Sie war schockiert, meinte, sie hätte die letzten Wochen und Monate schon bemerkt, das etwas mir ihm nicht gestimmt hätte und wäre gern mit ihm alt geworden, wenn er nicht gegangen wäre. dann packte sie ihre Sachen und zog aus der gemeinsamen Wohnung zu seinem damals besten Freund.
Mit ihm war sie dann 2 oder 3 Wochen später zusammen, obwohl sie ihn vorher angeblich nie leiden konnte und sie sind auch bis heute noch zusammmen.
Mein Freund und ich starteten damals zwar behutsam, aber direkt in unsere Beziehung. Er hatte zwar noch lange ein schlechtes Gewissen, weil er mit ihr Schluss gemacht hatte und die beiden haben sich noch 2 oder 3 Mal gesehen wegen Auflösung der gemeinsamen Wohnung usw., aber danach hatten sie nie mehr richtigen Kontakt.
Er beklagte sich immer, sie hätte ja gar nicht um ihn gekämpft und hinterher keinen Kontakt mehr gewollt, obwohl er "in Freundschaft" dazu bereit gewesen wäre.
Uns so ähnlich wie ihr damals ergeht es jetzt mir.
Es ist wie ein Schema, das er abspult. Diese Worte "Ich hab mich total verknallt" über eine andere, mir angeblich unbekannte Frau mir gegenüber ausgesprochen zu hören, war ein totales Déja-Vu-Erlebnis, denn wie schon geschrieben, vor 7 1/2 Jahren hatte ich schon mal dasselbe von ihm gehört, nur auf mich bezogen.
Unsere Situation ist Folgende:
Er wird Ende des Jahres 40, ich bin 34. Wir sind beide kinderlos und waren noch nie verlobt oder verheiratet, weder miteinander, noch mit anderen. Er bezieht, seit er 30 ist, eine gute Pension wegen Berufsunfähigkeit (hauptsächlich psychische Gründe, rezidivierende reaktive Depression und Somatisierungsstörungen) und muss nicht arbeiten, hat keinen kleinen Job o.ä.
Ich muss arbeiten, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, denn seine Pension würde für 2 Personen nicht ausreichen und selbst wenn, würde ich trotzdem nicht von seinem Geld abhängig sein wollen.
Wir haben beide das Abitur nachgemacht und sind in der Endphase unseres jeweiligen Studiums, ich arbeite halt nebenher viel, er nicht.
Seit 4 Jahren leben wir in einer gemeinsamen Wohnung.
Unser familiärer Hintergrund ist grundsätzlich sehr verschieden. Ich hatte eine insgesamt katastrophale Kindheit mit emotionaler und körperlicher Gewalt und extremer seelischer und wohnlicher Verwahrlosung, die mir leider bis heute nachhängt und die ich auch noch nie richtig durch Therapie o.ä. bearbeitet, sondern meist nur irgendwie verdrängt habe. Meine Bindungserfahrungen bis zu ihm waren sehr ambivalent, neagtiv und manipulativ, sehr unsicher, ich habe mich immer total verbogen, um gemocht zu werden, wahrscheinlich auch in dieser Beziehung.
Seine Familie war nach außen hin heile, die Wohnsituation normal. Allerdings gab es durch seinen cholerischen, emotional kalten Vater und die klammernde Mutter auch viele negativ prägende Erlebnisse für ihn.
Über all diese Dinge haben wir eigentlich recht offen sprechen können und uns meist gegenseitig aufgefangen. Mein Freund hat regelmäßig Therapie, Kuren etc. gemacht, ich habe in der Hinsicht einige Dinge angefangen und wieder abgebrochen, weil ich damit nicht wirklich weiterkam.
Das ist ein Hauptpunkt, den mein Freund mir jetzt vorwirft.
Er kann sich selbst schwer vom Leid anderer abgrenzen und sagt, mein Leid wäre für ihn irgendwann zuviel gewesen. Ich hätte nicht an mir gearbeitet, sondern verdrängt, mich abgelenkt und ausgesessen. Damit hat er auch größtenteils recht. Er hat oft gefordert, ich soll auch in Therapie gehen, als wenn dann auf jeden Fall alles besser würde. Dann habe ich oft genervt oder trotzig reagiert, weil ich mich vor meinen zu bearbeitenden Dingen gefürchtet habe oder mir der Zeitpunkt oder diese Aufforderung von außen nicht passte, das gebe ich zu.
Auf andere Weise habe ich aber trotzdem an mir gearbeitet. Ich habe mich nicht total meinen Depressionen ergeben, sondern z.B. seit fast 3 Jahren endlich einen festen Job, ich habe mein Studium langsam vorangetrieben, wenige, aber immerhin Freundschaften gepflegt und mich ansonsten hauptsächlich in die Beziehung, in positive gemeinsame Unternehmungen etc. gestürzt.
Er sagt, ich habe ihn überfordert mit dieser Konzentration hauptsächlich auf ihn und ich hätte ihn manchmal als "seelischen Mülleimer" missbraucht. Das ist wohl teilweise wahr, aber ich war ja in jeder Hinsicht auch viel für ihn da und habe mich sehr um ihn gekümmert und ihm viel von mir gegeben.
Das Problem ist, das er viel in sich reinfrisst und ich auch. Er sagt ein paar Mal, wenn & was ihm nicht passt, wenn dann keine Änderung gemäß seiner Vorgaben erfolgt, ist er beleidigt und verletzt und fühlt sich nicht verstanden, nicht gesehen, nicht ernst genommen.
Das war mir in diesem Ausmaß leider nicht klar oder ich habe auch das verdrängt, nicht wahrhaben wollen.
Es hat zwischen uns nie Gewalt, kein lautes oder Schimpfwort gegeben, eher manchmal Schweigen. Wenn, dann war das ein schleichendes stilles Sterben mit friedlich freundlicher harmonischer Oberfläche.
Wir haben aber trotz allem Ballast auch so viel gemeinsame Ebenen, Interessen, Humor, Ansichten, waren uns total sympatisch, haben uns gegenseitig sehr begehrt (er war für mich der 1. Geschlechtspartner, ich für ihn (erst) die 3. Geschlechtspartnerin), da war sehr oft ganz viel Zärtlichkeit, Innigkeit, Fürsorge, Verstehen, gegenseitige Annahme zwischen uns. Es war keine Horrorbeziehung, wo man froh ist, den anderen los zu sein.
Jetzt, wo ich ihn wohl endgültig verloren habe, weil er das alles satt hat, ist mir so vieles klar geworden, sehr spät, ich weiß. ich sehe vieles ein, besonders, das ich bei mir viel bearbeiten und verändern muss und habe auch schon die ersten nötigen Schritte gemacht.
Aber davon will er (momentan?) nichts hören, er sagt, er wünscht mir Verbesserung für ich, aber es sei ihm jetzt egal, ob ich es noch wirklich mache oder nicht. Und wenn ich jetzt viel täte, dann sowieso nur für ihn und dann wolle ich es nicht wirklich und evtl. Verbesserungen/Resultate seien dann nichts wert, weil nicht ehrlich gemeint (glaubt er).
Natürlich tue ich jetzt viel ausgelöst durch diese Situation, das war wie ein absoluter Weckruf, aber deswegen bedeutet es doch nicht weniger oder ist deswegen nicht weniger ernst gemeint, im Gegenteil.
Ich habe Todesangst, dass er für immer aus meinem Leben verschwindet, dass wir nie mehr etwas miteinander teilen und diese Aussicht tut so maßlos weh.
Gerade auch nach meiner schlimmen Kindheit (ohne Vater übrigens) war er der erste Mensch, von dem ich mich (bis vor 6 Tagen) vorbehaltlos angenommen gefühlt habe, der Mensch, der mich bis jetzt am besten behandelt hat und so oft so gut zu mir war. Eben mein engster, liebster und vertrautester Verbündeter.
Und diese 180-Kehre, dass er mich jetzt so kalt abstreifen kann und es ihm egal sein soll, wie es mir geht und was aus mir wird, das tut unendlich weh. Das ist wie eine Wiederholung meiner Kindheit, ich habe das absolute Gefühl, ich bin nicht liebenswert, ich reiche mit all meinen Qualitäten nicht aus, dass ein Mensch mich dauerhaft mag...
Hinzu kommt, dass es meine 1. Beziehungstrennung ist, ich habe damit überhaupt keine Erfahrung und tatsächlich immer geglaubt und gewünscht, dass wir zusammen alt werden und uns das nie passiert, so stimmig hat es sich oft angefühlt zwischen uns.
Vielleicht mag mir jemand seine Meinung schreiben, ich wäre so dankbar, denn gerade geht es mir entsetzlich schlecht, ich tue zwar soviel ich kann für mich, telefoniere mit Leuten, rede viel darüber, aber der Schmerz frisst mich trotzdem auf.
Und ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir uns doch wieder einander annähern könnten, ich bin dazu so bereit.
Danke für eure Lesemühe und liebe Grüße...