Ich bin verzweifelt! Ich bin 49 Jahre alt, seit 18 Jahren verheiratet, vorher haben wir 2 Jahre zusammen gelebt. Wir haben einen 16jährigen Sohn. Jetzt hat er mich für eine jüngere Frau verlassen. Ich muss etwas ausholen, um die gesamte Tragweite seiner Entscheidung zu klären. Bis zur Geburt unseres Sohnes habe ich als MFA gearbeitet. Ich war Erstkraft und hatte aufgrund meiner Berufsjahre und Tätigkeitsgruppe (qualifikationsabhängig) ein, für meinen Beruf, recht gutes Einkommen. Während der Erziehungszeit haben wir uns selbstständig gemacht. Da meinem Mann wegen einer früheren Geschäftspleite die Ausübung eines Gewerbes untersagt worden war, habe ich das auf mich genommen. Ich war wenig begeistert von der Idee, da ich ein Mensch bin, der die relative finanzielle Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses vorzieht. Er war zu der Zeit im Außendienst für eine renommierte Brauerei tätig. Ein gut bezahlter und sicherer Job. Leider hätte sich damals durch Umstrukturierungen innerhalb der Firma sein Gebiet extrem vergrößert, so dass er kaum noch zu Hause gewesen wäre, also habe ich mich von ihm überzeugen lassen, dass die Selbstständigkeit die einzig richtige Lösung sei. Meine Eltern haben uns das Startkapital vorgestreckt und für den Geschäftskredit gebürgt. Unser Sohn war bei Geschäftsgründung 1 ½ Jahre alt. Mein Mann hat, als gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, die Geschäftsführung übernommen. Ich habe zunächst 2 ganze und zwei halbe Tage im Laden gearbeitet, musste aber schließlich kürzer treten, weil es mit unserem Sohn nicht mehr funktionierte. Die nächsten Jahre habe ich nur im Laden gestanden, wenn das Kind im Kindergarten, später dann, in der Schule war. Im Januar 2006 zog ich mir eine komplizierte Sprunggelenksfraktur zu, die mich für eine ganze Weile aus dem Verkehr zog. In dieser Zeit haben wir uns aus dem Franchisevertrag geklagt und den Geschäftssitz in eine benachbarte Gemeinde verlegt. Im Sommer 2006 unterliefen meinem Mann dann einige geschäftliche Fehler, die nahezu zur Pleite führten. Dummerweise hat er diese vor mir geheim gehalten. Er hat sämtliche Geldmittel, die er irgendwie flüssig machen konnte, wie z. B. das Sparbuch unseres Sohnes, seine Rentenversicherung, etc. in den Laden gesteckt. Zusätzlich hat er sich von meinen Eltern weitere 25.000 € geliehen, unter der Prämisse, dass es sich um einen kurzfristigen Engpass handeln würde. Ich hatte von alldem keine Ahnung. Im gemeinsamen Urlaub mit Freunden in Dänemark hat er mir dann gebeichtet, dass wir so gut wie pleite sind, dass er sich von meinen Eltern Geld geliehen hat, das er alles, außer meiner Lebensversicherung, zu Geld gemacht hatte, und dass alles weg ist. Ich war am Boden zerstört. Die folgenden Jahre waren mehr als schwierig. Zeitweise waren alle Konten und Sparbücher gesperrt, ich war nicht krankenversichert, konnte die Kindergartenbeiträge und die Miete nicht zahlen. Wir mussten aber irgendwie aus der Talsohle wieder heraus, damit meine Eltern ihre Ersparnisse, mit denen sie für den Kredit gebürgt hatten, nicht auch noch verlieren. Leider hat mein Mann in dieser Zeit immer wieder Entscheidungen im Alleingang getroffen, die uns hinterher in den „Hintern gebissen“ haben, und hat versucht, diese Folgen vor mir zu verheimlichen. Er hat gerichtliche Mahnbescheide und Schreiben des Finanzamts vor mir versteckt, so dass ich immer wieder ins offene Messer gelaufen bin, bei dem Versuch, unsere Finanzen zu ordnen. Wir hatten oft Streit, aber leider keinen effektiven. Ich habe ihm nicht übelgenommen, dass ihm Fehler unterlaufen sind, aber seinen Umgang damit, die Lügen und Heimlichkeiten, konnte ich ihm nicht verzeihen. Irgendwie sind wir dann trotz allem mit halbwegs heiler Haut aus der Sache rausgekommen und unsere Ehe hat überlebt. Meine Schufa war erstmal ruiniert. Inzwischen hatte ich 10 Jahre nicht mehr in meinem Lehrberuf gearbeitet, was mir einen Wiedereinstieg fast unmöglich machte. Ich habe dann erstmal einen 400 € Job im Altenpflegeheim angetreten, um überhaupt Arbeit zu haben, und mich weiterhin in meinem Lehrberuf beworben. Mein Mann fand eine Anstellung bei unserem Eierlieferanten. War nicht toll bezahlt, aber ein Anfang. Da ich ständig für ausgefallene Kollegen einspringen musste, kam ich im Job durchschnittlich auf die Stunden einer Halbtagsstelle. Bei Einstellung hieß es, man müsse jedes 2. Wochenende arbeiten. In der Realität waren es teilweise 6 Wochenenden hintereinander. Nach der Arbeit war ich meistens so erledigt, dass ich zuhause kaum noch die Treppe hochkam. Nach 2 Jahren brach mein Mann sich den Fuß, als er nach einer Feier betrunken nach Hause kam. Als er wieder arbeiten durfte, bekam er gleich am ersten Tag die Kündigung. Als ich mich wunderte, dass nie eine Rückantwort auf angebliche Bewerbungsschreiben kam, beichtete mein Mann mir, dass er gar keine Bewerbungen geschrieben hatte, weil er nicht wüsste, wie. Das führte natürlich wieder zu Auseinandersetzungen. Letztlich habe ich das Schreiben seiner Bewerbungen übernommen. Er fand dann eine recht gut bezahlte Anstellung im B2B-Außendienst für eine Tabakmanufaktur, was allerdings bedeutete, dass er fortan nur noch an den Wochenenden zu Hause war. Ich arbeitete vorwiegend an den Wochenenden, da ich in der Woche die Spätdienste schlecht leisten konnte, da mein Sohn sonst bis 21.00 Uhr ganz alleine zu Hause gewesen wäre, wofür ich ihn zu jung fand. Wir haben uns während dieser Zeit eigentlich nur die Klinke in die Hand gegeben, was unserer Ehe, mit all den Altlasten, nicht gut tat. Nach 5 Jahren Altenpflege konnte ich nicht mehr. Ich habe über das Arbeitsamt einen Wiedereinstiegskurs für meinen Lehrberuf bekommen. Meinen Lohn bekam ich, wegen der vielen angesammelten Überstunden, weiter. Ansonsten wäre der Kurs finanziell nicht machbar gewesen. Die Lage war trotz allem finanziell immer angespannt. Mein Mann hatte viel Stress im Berufsleben. Hinzu kamen Alkoholprobleme. Es war nicht so, dass er ständig trank, nur an den Wochenenden, dann aber heimlich. Er konnte sich manchmal kaum auf den Beinen halten, leugnete aber beständig, getrunken zu haben. Bis ich dann seine Verstecke fand. Wir stritten uns häufig, wegen der Trinkerei und wegen des Geldes. Ich habe oft das Thema Paartherapie angesprochen, was er ablehnte. Irgendwann meinte er, er sei jetzt bereit dazu, leider folgten den Worten, wie so oft bei ihm, keine Taten. Es mag sich für viele befremdlich anhören, aber trotz aller Schwierigkeiten, habe ich nie aufgehört, an unsere Ehe zu glauben. Klar, wir haben oft gestritten, aber die äußeren Umstände waren auch alles andere als ideal. Und die meiste Zeit haben wir uns gut verstanden. Wenn er weg war, haben wir täglich lange telefoniert. Wir haben nächtelang über Gott und die Welt geredet, zusammen Musik gehört usw.. Im Oktober letzten Jahres fand ich endlich eine Anstellung in meinem erlernten Beruf. Ich konnte ihn endlich dazu bewegen, wegen seiner vorehelichen Schulden aus einer früheren Selbstständigkeit eine PI in die Wege zu leiten, was ich seit Jahren versucht hatte. Unsere finanzielle Situation entspannte sich endlich. Da teilte er mir mit, dass für ihn unsere Ehe nur noch auf dem Papier bestünde. Er liebe mich nicht mehr und wolle unsere Ehe nur noch als WG weiterführen, bis das Kind aus dem Haus sei. Ich fühlte mich wie vom Blitz getroffen. Ich fragte ihn, was ihn denn an mir störe, und bat ihn, uns noch eine Chance zu geben. Seine Hauptgründe waren meine extreme Gewichtszunahme während der Ehe (von Kleidergröße 38 auf Kleidergröße 58), und meine schlechte Streitkultur. Ich war bereit, dass zu ändern und an mir zu arbeiten. Er war bereit, es noch einmal zu versuchen. Ich habe seitdem 45 kg verloren. Unsere Beziehung besserte sich, wir hatten wieder Pläne, konnten angesichts unserer besseren finanziellen Situation auch gemeinsam etwas unternehmen. Das war jahrelang nicht drin, was auch dazu geführt hatte, dass wir so gut wie keinen Freundeskreis mehr hatten. Wir versuchten, alte Freundschaften wieder zu beleben. Wir verstanden uns prima. Es lief wirklich gut und ich hatte das Gefühl, endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Im Februar diesen Jahres hatte ich dann plötzlich das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmt, er entfernte sich wieder von mir, war oft sehr genervt, zog sich immer mehr zurück. Ich wusste nicht was los war. Ich sprach ihn darauf an, er meinte, es sei Stress. Die Arbeit, seine Eltern, beide über 80 und gesundheitliche Probleme, familiäre Pflichten. Ihm würde das alles zu viel. Ich habe ihm geglaubt, hatte aber irgendwie ein ungutes Gefühl. Ende April platzte dann die Bombe. Da ich zu dem Zeitpunkt noch kein eigenes Handy hatte, habe ich immer seins benutzt, um Fotos zu machen. Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich das Telefon anmachte und auf dem Screen auf einmal Whatsapp-Texte von einer Heidi auftauchten. Ich fragte ihn natürlich sofort, wer das sei. Daraufhin meinte er, sie sei eine „Ausschankdame“ aus seiner Zeit als Brauereiaußendienst, die er zufällig wieder getroffen hätte. Ich müsse mir keine Gedanken machen, sie sei schon so Mitte 60. Aber mein Misstrauen war geweckt. Ich habe die Texte zwar nicht gelesen, aber sie enthielten sehr viele Emojis, dazu sein merkwürdiges Verhalten. Ich habe dann etwas getan, worauf ich nicht stolz bin und was ich bis dahin noch nie gemacht habe. Ich habe bei der nächsten Gelegenheit in sein Handy geguckt, wer diese Heidi ist. Es stellte sich heraus, er kennt sie von früher, aber sie ist gerade mal 40, zehn Jahre jünger als ich und 15 Jahre jünger als er. Ich habe ihn dann zur Rede gestellt, und er sagte, sie seien nur Freunde. Er könne auf diese Freundschaft nicht verzichten, da sie die Einzige sei, die ihn versteht. Da sie war auch in einer festen Beziehung war, und ich ihn nicht verlieren wollte, habe ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht, und war einverstanden, dass er sich weiter mit ihr trifft. Nach dem ersten „offiziellen“ Treffen trennte sie sich dann von ihrem Partner. Das änderte die Situation aus meiner Sicht, und ich stellte ihn vor die Wahl, sie oder wir. Er hat sich für sie entschieden. Bei ihr ist alles so viel einfacher. Keine Verantwortung, keine Pflichten, nur Spaß. Sie hat keine Kinder, war nie verheiratet, hat noch nie mit jemandem zusammen gelebt. Sie ist schlank, sportlich und 10 Jahre jünger. Er ist auch nicht der erste verheiratete Mann, mit dem sie etwas angefangen hat. Mein Mann hat 25 kg abgenommen, zieht sich an wie ein Teenager und behauptet, sie sei die Liebe seines Lebens. Am Morgen seines Geburtstages war er zuletzt hier. Am 01.07. ist er offiziell ausgezogen. Ich hab ihm sogar ein Zimmer in Kiel besorgt. Ich hab versucht, mich fair zu verhalten, in der Hoffnung, dass er zur Besinnung kommt und zurückkehrt. Inzwischen sind die beiden ein festes Paar. Ich fühle mich, als ob man mir den Boden unter den Füßen weg gezogen hätte. Die erste Zeit habe ich nur geheult, konnte nicht essen, nicht schlafen. Es wird langsam besser, aber immer noch habe ich oft Weinkrämpfe, schlafe schlecht. Ich wollte immer an der Beziehung arbeiten und Dinge verändern, er wollte nicht. Jetzt sagt er, er hätte sich die ganze Zeit sich nicht wohl gefühlt und seine Zweifel gehabt. Er denkt, dass ich nicht die Richtige war, von Anfang an, 20 Jahre lang? Es tut mir so weh. Ich fühle mich wie ein unmodernes Kleidungsstück, dass man wegwirft. Er sagt zwar, er würde mir finanziell beistehen, ich solle mir keine Sorgen machen, mir ein eigenes Leben aufbauen, aber jetzt kommen schon die ersten Einschränkungen. Er zahlt Unterhalt für mich und unseren Sohn, was es mir ermöglicht hat, erstmal die Wohnung zu halten, aber ein Umzug lässt sich nicht vermeiden, da es mit meinem Einkommen und dem Kindergeld gerade so eben reicht, um über die Runden zu kommen. Da die letzten Jahre finanziell so angespannt waren, habe ich keine Rücklagen. Meine Verdienstmöglichkeiten haben sich durch die lange Berufspause sehr verschlechtert, und ich habe nur einen Halbtagsjob. Mehr Arbeitsstunden kann mir mein Arbeitgeber nicht bieten. Hinzu kommt, dass ich während unserer Selbstständigkeit und während meiner geringfügigen Beschäftigung, nicht in die gesetzliche Rente einzahlen konnte. Ach ja, wir haben einen Ehevertrag, in dem ich auf Unterhalt und den Versorgungsausgleich verzichtet habe. Ich war naiv. Ich habe nie damit gerechnet, dass so etwas passiert. Meine Lebensversicherung, die wir während der schlimmsten Zeit auf 50 € Monatsbeitrag reduziert hatten, ist meine Altersabsicherung. Sie kostet 350 € monatlich, wenn ich die nicht weiter aufbringen kann, stehe ich im Alter vor dem Nichts. Um unseren Sohn hat mein Mann sich seit seinem Auszug auch nicht mehr gekümmert. Er hat sich während der gesamten Sommerferien ein einziges Mal mit ihm getroffen. Das war’s, ansonsten Funkstille, bis auf wenige Whatsapp Nachrichten, was meinen Sohn natürlich sehr verletzt. Ich mache mir Sorgen um ihn, und weiß nicht, wie ich ihm helfen soll. Die Trennung und das nachfolgende Verhalten meines Mannes, haben seine Welt zerstört. Jetzt wehrt er sich mit Händen und Füßen gegen einen Umzug in eine kleinere und billigere Wohnung, der für mich aber aus finanziellen Gründen unvermeidbar ist, weil er einfach keinen weiteren Verlust in seinem Leben hinnehmen kann. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wie kann man 20 Jahre Beziehung, die zwar oft schwierig waren, aber bei weitem nicht immer nur schlecht, eine Familie, wie kann man alles Vergangene einfach mit einem Schulterzucken wegwerfen, und dann auch noch mit Füßen treten, als sei es nichts wert gewesen? Was hat sie, dass er dafür alles wegwirft, nicht nur mich und unsere Ehe, sondern auch unseren Sohn? Ich weiß nicht mehr weiter... meine Gedanken drehen sich nur im Kreis ... ich bin so verzweifelt ... ich mache mir Sorgen um mein Kind, unsere Zukunft …. Das Schlimme ist, ich liebe ihn trotz allem und bin bereit ihm zu verzeihen und neu anzufangen, aber ich weiß, dass das nicht passieren wird. Leider stehe ich fast vollkommen alleine da. Ich versuche, vor meinem Sohn stark zu sein, mir nichts anmerken zu lassen. Es kostet so viel Kraft. Freunde habe ich, bis auf eine "Brieffreundin", die weit weg lebt, leider nicht mehr. Bis auf meine Eltern bin ich vollkommen allein. Ich weiß nicht mehr weiter. Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen, aber ich muss für meinen Sohn da sein. Er hat ja nur noch mich.