Eine Erklärung ?!
da ich eigentlich mich aus diesem Forum verabschiedet habe, mich diese Thema jedoch betrifft, möchte ich zum Schluss noch meine Beweggründe und meine Erfahrungen schildern.
Meine Eltern ließen sich scheiden als ich 3 Jahre alt war. Ich bekam dieses Drama trotz meines jungen Alters sehr gut mit. Damals wurde ich hin und her gezerrt und ich wusste nicht wie es um mich geschah. Eines Tages verkündigte ich meine Entscheidung, daß ich nicht mehr zu meiner Mutter wollte, weil ich ihren neuen Mann als unheimlich empfand.
Mein Vater begann damals einen Kardinalsfehler und nahm meine Mutter als Druckmittel gegen mich, wenn ich nicht " lieb " war. Somit bekam ich nie eine Chance meine Entscheidung zu revidieren. Meine Mutter war 15 jahrelang ein Tabuthema und selbst die Kontaktversuche ihrerseits wurden von meinem Vater unterbunden. Als ich mit 19 einen Versuch startete und meine Mutter aufsuchte, war es für beide ein unbeschreibliches Gefühl.
Durch unser Zusammentreffen merkte ich jedoch auch, wie wenig wir miteinander gemeinsam hatten und daß der Weg für eine Annährung durch viel zu viele Hindernisse versperrt war. Ich akzeptierte ihre Erklärungsversuche, aber ich sah keinen Sinn darin unsere Begegnung zu vertiefen, da zu viele Jahre vergangen waren und ich meine bisheriges Leben auh ohne die Wärme und Ratschläge meiner Mutter meisterte. Wir schrieben uns noch hin und wieder Briefe und irgendwann ebbte das Verhältnis völlig ab und mittlerweile sind 16 Jahre vergangen, daß ich sie zum letztenmal gesehen oder gesprochen habe.
Als ich meinen Mann kennen lernte, war das Thema " Kinder " von seiner Seite sehr gross geschrieben worden. aber durch meine Unterleibserkrankungen war es für mich zu dieser Zeit ausgeschlossen, daß ich jemals Kinder bekommen würde.
Der Druck, den mein Mann auf mich ausübte war so schlimm, daß ich völlig verzweifelt war und mir immer wieder klar wurde, daß ich keine vollständige Frau sei, solange ich meinem Mann keine Kinder schenken könnte. Da mein Mann bereits eine Tochter hatte, sagte er mir eines Tages, daß ich ja zu doof sei um Kinder zu bekommen. Daraufhin bekam er von mir eine derartige Ohrfeige, daß er ein blaues Auge hatte. Auch meine Bemühungen, meinen Mann dazu bewegen zu können, sich untersuchen zu lassen, wurden mit der Begründung vom Tisch gewischt, daß er das für unnötigt empfindet denn schließlich habe ja seine Fruchtbarkeit bereits bewiesen.
Die Zeit verging und ich litt bei jedem Anblick eines Kindes unter diesem unerfüllten Kinderwunsch.
Einige Operationen und eine Langzeithormontheraphie war nötig, um diesen Wunsch erfüllt zu bekommen. Endlich war es dann soweit und ich wurde zum erstenmal schwanger. Mein Mann freute sich wie ein Schneekönig und kümmerte sich in meiner Schwangerschaft mehr oder weniger rührselig um mich. Gegen Ende meiner Schwangerschaft sagte mein Mann eines Tages zu mir, wenn ich "meine" Tochter habe, dann brauche ich Dich nicht mehr !
Dieser Satz zerstörte meine Illusion von einer glücklichen kleinen Familie !
Als meine Tochter auf die Welt kam, erkannte ich meinen Mann nicht mehr wieder. Ich musste nach 4 Wochen abstillen, damit er "seine" Tochter füttern konnte. Er unternahm sehr viel mit ihr und immermehr merkte ich, daß ich das 5. Rad am Wagen war. Ich existierte für ihn nur noch als Mutter...
Kurz darauf meinte er, daß er gerne noch ein zweites Kind haben wollte, was mir auch nicht unrecht war, weil ich ja schließlich auch eines für " mich" haben wollte.
Nach eineinhalb Jahren wurde ich erneut schwanger. Es wurde ein Junge. Mein Sohn überschritt den Geburtstermin und wurde auf die Welt geholt. Die Geburt verlief dramatisch, denn mein Sohn wuchs die letzten beiden Wochen im Mutterleib noch um einiges und sein Geburtsgewicht war 4200g. bei einer Grösse von 52 cm . Das hatte zur Folge, daß mein Sohn bei der Geburt hängen blieb und und unter Sauerstoffmangel litt. Im schlimmsten Fall wäre einer von uns beiden gestorben. Bei der Geburt war es noch unklar, ob mein Sohn Langzeitschäden davon zutragen hat. Denn seine linke Schulter war in Miteidenschaft gezogen worden.
Der erste Besuch meines Mannes und meiner Tochter war für mich das schlimmste Erlebnis.
Es kam kein Ton des Trostes oder des Bedauern von seinen Lippen, und das Krankenzimmer glich einem Eisschrank und mir wurde klar, daß ich versagt habe.
Erst als der Befund kam, daß mein Sohn gesund sei und das es nur ein Schlüsselbeinbruch war entspannte sich die Situation.
Nach wenigen Wochen war das Verhältnis zwischen uns wieder hergestellt und alles schien in
bester Ordnung.
Er war das beste Vater den man sich nur vorstellen konnte.
Unser Leben ging weiter.
Einige Jahre später bekam ich ein absolut tolles geschäftliches Angebot, das ich schweren Herzens für meine Familie und unsere Firma ablehnte. Wochen später verkündigte mir mein Mann aus einer Laune heraus, aber im Brustton der Überzeugung, daß er sich Scheiden lassen möchte. Ich schluckte heftig, denn es gab keine Anzeichen für diese Entscheidung aber ich akzeptierte es. Aber plötzlich drehte sich das Blatt, als nämlich mein Mann einen Nebensatz sagte, der alles aber auch alles veränderte. " Aber auf arg viel Allimente brauchst Du nicht zu hoffen ! "
Mir schoss bei diesen Satz das Blut in die Augen und antwortete ihn mit der Frage, ob er sich sicher sei, daß ich bei einer Scheidung die Kinder überhaupt nehme. Es kam keine Antwort !
Ich erklärte ihm, daß ich trotz daß ich meine Kinder über alles liebe, mit ihm nie wegen des Geldes streiten werde, denn ich bin mir sicher, daß ich genauso gut den Unterhalt für meine Kinder aufbringen werde und ihn finanziell dabei unterstützen kann. Seitdem war das Thema für ihn abschlossen.
Vor einigen Jahren, veränderte sich unser ganzes Leben und vor 2 Jahren beschlossen wir uns scheiden zu lassen. Er meinte, daß er die Kinder auf alle Fälle behalten werde und ich willigte diesem Entschluss ein. Mein Verhältnis zu meinen Kindern war zwar herzlich jedoch auch sehr unverbindlich, denn meine Kinder waren Vaterkinder und ich fand meine Befriedigung in meiner Arbeit.
Ich redete sehr lange und sehr ausführlich mit meinen Kindern, und erklärte ihnen, daß ich mich, wenn sie bei mir bleiben würden nicht genug um sie kümmern könnte und auch die geliebten Tiere die wir mittlerweile haben, nicht mitkommen könnten. Aber daß ich immer für sie da sein werde, wenn sie mich brauchen.
Meine Kinder sind mittlerweile auch in einem Alter, wo sie sehr viele Dinge besser begreifen als noch vor einigen Jahren. Meine Tochter sagte vor kurzem zu mir, daß sie es versteht, daß ich mich von ihrem Vater trennen möchte und es auch wirklich akzeptiert. Wir haben in der ganzen Trennungsphase sehr oft mit unseren Kindern darüber gesprochen und immer deutlich gemacht, daß ich zwar mich räumlich von ihnen trenne, aber sie trotz allem unsere Kinder bleiben.
Auch die Option, zu mir zu wechseln, wurde schon zu Anfang an unsere Kinder weitergegeben und ich finde diese Entscheidung, so wie sie ist sehr gut. Meine Kinder wissen daß mir mein Beruf sehr wichtig ist und daß ich mich erst in meinem neuen Leben zurecht finden muss, da es für alleinerziehende Mütter wesentlich schwerer ist ein neues Leben zu beginnen. Hier haben sie ihre Freunde und ein Umfeld, indem sie sich wohlfühlen und einen Vater der sie über alles liebt und auch die Möglichkeit hat, die Kinder in seinen Geschäftsalltag mit einzubeziehen.
Diese Entscheidung fällt mir unsagbar schwer, denn auch ich habe Angst, daß wir uns eines Tages nichts mehr zu sagen haben. Aber ich denke, daß es an uns Eltern liegt, wie sich das Verhältnis zu unseren Kindern entwickeln wird.
Ich glaube nicht, daß meine Kinder es mir übelnehmen, denn ich weiß, daß mich meine Kinder sehr gerne haben, auch wenn ich sie jetzt verlassen werde.
Vielleicht versteht der eine oder andere meine Beweggründe, denn meine Entscheidung wurde nicht aus einer Laune heraus getroffen, sondern hat einen ganz tiefen Hintergrund.
Ich hatte nie eine Mutter und deshalb weiß ich auch nicht, wie man sich als Mutter zu verhalten hat. Was ist wichtiger oder wäre richtig - glücklich zu werden oder vernünftig zu sein.
Ich weiß auch nicht, ob meine Kinder, mittlerweile 11 u. 9, ihren Vater wirklich verlassen würden...