hisein_22933983Ich bin keine Muslima, war aber aus beruflichen Gründen länger in Ländern, in denen der Islam eine relativ stark vertretene Glaubensgruppe ist, wenn auch nicht die der Mehrheit. Eines dieser Länder war Indien. Das Thema interreligiöse Ehen in Zusammenhang mit Islam und Hinduismus ist mir also nicht ganz unbekannt.
Was der Islam -meinem Wissen nach- traditionell betrachtet zu interreligiösen Eheschließungen sagt, schreibe ich dir gern. Das schließt aber keineswegs aus, dass es heutzutage, beispielsweise in progressiven religiösen Glaubensgemeinschaften anders gehandhabt wird.
Mir wurde es so erklärt: Ein Moslem darf eine Muslima, aber auch eine gläubige Jüdin oder Christin heiraten, also eine Anhängerin einer der Buchreligionen. Wichtig ist, dass die Frau an ihren Gott glaubt und, soweit ich weiß, dass die Kinder nach den Grundsätzen des Islam erzogen werden. Das hat wohl einerseits damit zu tun, dass Juden, Christen und Moslems trotz zahlreicher Unterschiede gemeinsame religiöse Wurzeln haben, während der Hinduismus hingegen eine völlig andere Entstehungsgeschichte hat, nicht monotheistisch ist und seine vielfältigen Lehren auf ganz andere Quellen zurückgehen. Andererseits klammert man die Frau in dieser Gleichung einfach aus. Sie glaubt an ihren Gott, gehört immerhin einer Religion an, die nicht in diametralem Gegensatz zum Islam steht, und die Kinder werden ja wieder nach islamischer Tradition großgezogen. Somit ist nichts verloren. Der Mann setzt seine Abstammungslinie durch und fort und die Frau passt sich an. Da man eben davon ausgeht, dass sich der Mann durchsetzt, würde man eine Muslima im Umkehrschluss an einen Ehemann, der kein Moslem ist, verlieren, und auch die Kinder würden nicht nach den Regeln des Islam großgezogen. Deshalb will man im Islam traditionellerweise nicht, dass eine Muslima einen Mann, der einer anderen Religion angehört, heiratet.
Wenn man die Sachlage also rein traditionell betrachtet, dann dürftest du nur einen Moslem heiraten. Und selbst ein Moslem dürfte nur eine Jüdin oder Christin heiraten, keine Hindu.
Heutzutage aber sind viele Werte einem Wandel unterworfen. Es gibt durchaus Muslimas, die mit Männern anderer Glaubensrichtungen verheiratet sind, es gibt Ehen zwischen Hindus und Moslems sowie zwischen Muslimas und Hindus, weil die progressiveren Menschen im Islam natürlich auch begreifen, dass die Zeiten sich geändert haben. Gerade in Indien gibt es sehr viele Ehen zwischen Moslems und Hindus. Sowohl Intoleranz als auch Toleranz gibt es natürlich auf beiden Seiten. Außerdem muss es immer jemanden geben, der etwas als Erster tut. Insofern wüsste ich nicht, warum ihr euch von euren Heiratsplänen abhalten lassen solltet, wenn ihr einander liebt und in Toleranz und Respekt begegnet. Du willst auch weiterhin Muslima bleiben und dein Mann hat kein Problem damit. So gesehen wäre dann ja schon die potentielle Haupthürde aus dem Weg geschaftt.
Ich möchte nochmals betonen, dass ich keine Muslima bin. Was ich hier geschrieben habe, habe ich gelesen und es wurde mir von Moslems so erklärt oder ich habe es in meinem Umfeld im Ausland, aber auch im Inland beobachtet. Es ist also durchaus möglich, dass es zu diesem Thema noch wesentlich mehr zu sagen gibt.