Hallo, Mädels!
Kennt Ihr den Spruch aus dem Vorspann von "Berlin, Berlin"? Darin heißt es: "Süß, schokosüchtig, grausame Männergeschichten. Kurz - Lolle!" Als süß würde ich mich wohl nicht bezeichnen, doch der Rest trifft auch auf mich - und wohl viele, viele andere - zu. Die Bilanz einer schokosüchtigen Frau mit grausamen Männergeschichten (Am Ende kommt noch eine Frage). Keine Sorge, ist die Kurzversion:
Jahre habe ich mich darum bemüht, mir Männer vom Hals zu halten - weniger aus Desinteresse denn aus Angst und Misstrauen. Ich konnte mir, kurz gesagt, nicht vorstellen, dass Männer wirklich lieben können. Ich fand mich auch nicht sonderlich attraktiv, wurde - was mittlerweile eklatant um sich greift - mit 15 magersüchtig. Die Magersucht ist schon lange überwunden.
Nun ein Sprung.
Vor drei Jahren (bin jetzt 27) kam es dann doch zu einem Supergau: Ich hatte mich aufs Heftigste verliebt und dieses Gefühl - Misstauen hin oder her - auch zugelassen. Was dann geschah, übertraf meine schlimmsten Befürchtungen jedoch um ein Vielfaches. Er log ständig, hielt Vereinbarungen nie ein, redete in meiner Abwesenheit schlecht über mich und hätte mich einmal, wenn ich es nicht unterbunden hätte, beinahe vergewaltigt.
Auch nach diesem Mann kam nichts Gutes: Gleich im Anschluss schob sich einer seiner Bekannten immer mehr in mein `Blickfeld. Ich hatte ihn schon mehrmals abblitzen lassen, doch da ich in dieser Zeit niemanden zum Reden hatte und er mir immer wieder Aussprachen anbot, ließ ich den Kontakt zu. Dabei hatte ich wahrlich kein gutes Gefühl im Bauch, da einfach offensichtlich war, dass er nicht ganz uneigennützig vorging. Wie oft ich kurz davor stand, ihm zu erklären, dass mir danach nun überhaupt nicht der Sinn stand, kann ich gar nicht sagen. Ich ließ es aus Angst, den einzigen Gesprächspartner zu verlieren, sein - mit der Konsequenz, dass er nach 9 Monaten erfolglosen Werbens unter dem Deckmantel des guten Kumpels die Flinte ins Korn warf und noch einige fiese Aktionen startete, ehe er sich vollends von mir verabschiedete.
Dann war gut ein Jahr komplette Funkstille zwischen mir und dem anderen Geschlecht. Männer waren mir suspekter denn je. Ein Jahr später ist mir dann nach einer Geburtstagsparty das nächste Malheur passiert: ein Typ, der mir schon eine ganze Weile gut gefallen hatte. Ich hatte schon eine Menge `getankt, und war als "wirklich klasse, authentische Frau," so sein Urteil, viel zu schnell zu haben. Das war wirklich eine Dummheit, wenngleich wohl eine verständliche, denn während ich Misstrauen und Angst hege, habe ich ja auch Bedürfnisse, u. a. körperliche. Von diesem Typ war im Anschluss nichts mehr zu hören, aber damit hatte ich wohl auch rechnen müssen.
Vor einem halben Jahr bahnte sich dann die nächste und bislang gottlob letzte Pleite in Liebesdingen an: Ein unglaublich humorvoller, kreativer, umsichtiger Mann, der erst einmal alles bislang Befürchtete und Erlebte gehörig relativierte. Er stellte auf einen Schlag alles auf den Kopf. Einige Zeit zuvor hatte ich "Das amoröse Manifest der B. aus L." verfasst; eine Liste jener Eigenschaften, die ein Mann besitzen sollte, um mir zu gefallen. Er besaß sie sämtlichst. Nur eine leider nicht; die hatte ich während des Auflistens vorausgesetzt: Er sollte hetero sein! Ich meine, da ist was dran, oder? Heute ist dieser Mann mein bester Freund. Zugegeben, oft fällt es mir nach wie vor schwer zu akzeptieren, dass ausgerechnet dieser Schatz der Frauenwelt - mir! - in einer Hinsicht nichts abgewinnen kann (eine meiner Freundinnen formuliert das etwas anders, als ich es je tun würde: "Er ist tragischerweise dem Genpool entzogen" ). Es ist schon eine merkwürdige Situation: Er sucht meine Nähe - seelisch wie körperlich (Kuscheln), und während mir das guttut, macht es mich auch unglaublich traurig.
Es ist so, als ob er Zug um Zug meine Liebesfähigkeit wiedererweckte, nur ganz ausleben kann ich sie mit ihm nicht. Und jetzt fehlt mir was: ein Partner. Er hat einen, und das Merkwürdige ist, dass ich nicht einmal eifersüchtig sein kann. Ich mag seinen Freund sogar. Wenn ich die beiden beim Turteln beobachte, denke ich immer: "Das ist schön." Nur allzu intensiv hingucken kann ich nicht, weil ich mich dann einsam fühle.
Wenn ich derzeit durch die Stadt gehe, wird mir ständig flau im Bauch: Es ist Frühling, fast Sommer; die Vögelchen zwitschern, und die ganze Welt scheint glücklich verliebt zu sein. Mir ist schon klar, dass es nicht so ist; man muss sich ja nur in Foren wie diesem umsehen, um eines Besseren belehrt zu werden.
Doch das ist auch noch nicht ganz der Punkt. Der eigentliche Punkt ist, dass ich so etwas noch NIE erlebt habe! Ich habe die letzten drei Jahre geschildert; die vorherigen waren auch nicht besser. Mittlerweile hadere ich schon so sehr mit dem Schicksal, mit Gott, mit Wem-oder-was-auch-immer, dass ich verbitterte Worte gen Wen-oder-was-auch-immer richte. Ich weiß, dass man Liebe weder erzwingen noch verdienen kann, doch wenn so gar nichts passiert, niemand einen anspricht oder sich auch nur nach einem umschaut, dann drückt das ganz schön auf das Selbstwertgefühl. Wenn ich versuche (kann ja stets nur ein Versuch sein), mich objektiv zu betrachten, bin ich vom äußeren Erscheinungsbild her weder schön noch hässlich: groß geraten (1,87 m), etwas mehr auf den Rippen, als es Metropolitan, Vogue und Co. propagieren (Erinnert ganz schön an Ajuna, gell?), und zumeist sportlich gekleidet.
Wie kommt es, so frage ich mich mittlerweile wirklich, dass Leute überhaupt zusammenfinden? Das scheint ja heute so schwer zu sein, dass viele den Weg über Inserate - auch im Internet - suchen. Das habe ich auch schon probiert, doch als ich einem Mann schlussendlich in einem Café gegenübersaß, wusste ich, dass es `mein Ding nicht ist. Nichts gegen den Mann, der war wirklich patent. Doch was ich mir wünsche, ist gesehen zu werden. Einfach so. Vorzugsweise an einem Tag, an dem ich gar nicht viel hermache, vielleicht sogar - bei den momentanen Temperaturen in meiner Heimatstadt nicht unwahrscheinlich - schweißtriefend mit Schlabbershirt und -hose unterwegs bin.
Noch ein Wort: Ich fürchte, dass ich auf meinen Beitrag Antworten der folgenden Art erhalten werde: "Versuche doch erst einmal, dich in deinem Singledasein wohlzufühlen..." Es ist so, dass das Bedürfnis nach einer echten Partnerschaft in meinem Fall so lange ungestillt geblieben ist, dass ich wirklich darunter leide, häufiger auch Tränen vergieße. Natürlich kann ich etwas mit meinen Freunden unternehmen, meine Hobbys pflegen und mich beruflich voranbringen, und ich glaube auch Frauen, die sagen, dass sie ihre Singlezeit genießen können oder genossen haben. Bei mir ist da aber das Bedürfnis nach etwas anderem, und ich weiß nicht, wie ich meinem Wunsch auch nur näher kommen kann.
Kann ich überhaupt etwas tun?
- Ich will mich äußerlich nicht in Szene setzen. Es ist ja auch nicht das Äußerliche, das einen Mann an mir ansprechen soll.
- Ich will mich auch nicht anders geben, als ich bin. Auf das Kennenlernen bezogen bedeutet das, dass ich mich nicht verstellen will. Dates laufen ja meistens darauf hinaus, dass man sich dem anderen als besonders toll anpreisen will und gleichzeitig nach den Fehlern des anderen sucht. Das ist mir, ehrlich gesagt, schon immer gegen den Strich gegangen.
- Nur offener, lockerer werden - darin sähe ich einen Sinn. Nur, wie dahin gelangen, wenn die Angst vor einer erneuten Niederlage so groß ist?
Irgendwie habe ich das Gefühl, einige wichtige Hürden im Geschlechterdschungel nicht richtig genommen zu haben. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie man flirtet - zumal Smalltalk noch nie mein Terrain war.
Mädels, ich formuliere es jetzt mal pompös - auch, um ein wenig Schalk über die `etwas anderen Umstände, in denen ich mich befinde, ins Spiel zu bringen: Bin ich noch zu retten?
Puh, das ist jetzt doch länger geworden, als ursprünglich gedacht. Es wäre schön, wenn Ihr / Du mir trotzdem antworten würdet / würdest. LG,
Bingobee.