Hallo zusammen,
mein bester Freund kam neulich auf mich zu und ich war etwas ratlos, als er mich fragte, was meine Meinung zu seiner Situation sei. Ich sagte ihm, dass ich darüber nachdenken muss, da ich spontan genauso keine richtige Antwort auf sein Problem sehe. Bitte bleibt ihm gegenüber respektvoll, es könnte sein, dass ich ihn diese Diskussion zeige.
Er und seine Freundin (beide 25 Jahre alt) sind ca. 8 Jahre lang zusammen und leben bei den Eltern seiner Freundin. Sie kämpft seit einigen Jahren mit einer chronischen Krankheit, die sie arbeitsunfähig macht und auch Freizeitunternehmungen praktisch unmöglich macht.
Nun beichtete er mir gestern, dass er so langsam am verzweifeln ist. Er verliert mehr und mehr die Liebe zu ihr, da sie schlichtweg nichts zusammen unternehmen können und er für zwei Leute den Alltag schmeißen muss. Sie ist quasi nur noch im Bett, bis auf wenige Ausnahmen und wenn sie etwas zusammen machen können, spielt es sich vor'm Bildschirm beim Serien gucken ab. Solch ein Leben kann er sich auf Dauer einfach nicht vorstellen, meinte er gestern zu mir. Hinzu kommt, dass sie sehr anhänglich ist und ihm häufig ein schlechtes Gewissen macht, wenn er etwas alleine machen möchte. Das habe ich tatsächlich auch schon mehrfach bei den beiden erlebt. Er wollte z.B. mal auf ein Festival mit mir und ein paar Freunden und hat dann wehmütig abgesagt, weil seine Freundin darüber traurig wäre. Verstehen kann ich's ja irgendwie, sie kann halt nirgens mitmachen und er hat mir schon oft bei unseren, mittlerweile immer weniger vorkommenden Treffen, gesagt, dass er sich schlecht dafür fühlt sie auszuschließen...
Nun fragte er mich, was er tun soll. Er sehnt sich nach Freiheit und einem eigenen Leben, weiß aber auch wie egoistisch es wäre, sie zu verlassen. Sie ist seiner Erzählung nach sehr abhängig von ihm und sieht ihre große Liebe in ihm, da er sich gut um sie kümmert. Letztendlich hat sie nur ihn (und ihre Eltern) und ein Leben im Bett ohne Besserung. Sie kannten sich ja auch schon bevor die Krankheit ausgelöst wurde.
Wäre es verwerflich, auf Kosten von ihr, in dieser Situation Schluss zu machen?
Mir fällt es sehr schwer ihm da zu helfen, letztendlich sehe ich moralisch keine korrekte Antwort.
Was denkt ihr?