Ich rate zur Trennung.
Du musst nicht den Helden spielen und stoisch jede Entbehrung etragen.
Wie hier geschrieben wurde: In Fragen der Körperlichkeit gibt es -solange alle erwachsen und freiwillig bei der Sache sind- kein Falsch und kein Richtig. Aber wenn die Bedürfnisse und Ansichten zu sehr divergieren, ist es problematisch.
Und wie hier auch schon geschrieben wurde: Deine Freundin und du hattet schon vor den gesundheitlichen Problemen deiner Freundin kein für dich erfüllendes Sexualleben.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass du mit deiner Freundin je ein für dich erfüllendes Sexualleben haben wirst, nicht nur wegen ihrer gesundheitlichen Probleme, sondern weil es einfach nicht harmoniert. Da solltest du dir keinerlei Illusionen machen. Und du bist kein schlechter Mensch, wenn du dich damit nicht abfinden möchtest - insbesondere, da es schon vor den gesundheitlichen Problemen problematisch war.
Sex ist gleich wichtig wie gute Gespräche und alles Weitere. Es ist nicht salonfähig, sich wegen schlechten Sex zu trennen. Da leiden die Leute lieber still vor sich hin. Dabei ist Sex als Trennungsgrund genauso legitim wie jeder andere Grund auch. Ich möchte jeden ermutigen, sich zu trennen, der in einer Beziehung mit einem uneinsichtigen und nicht gesprächsbereiten Partner sexuell entbehrt. Und da es schon vor der Krankheit problematisch war und da deine Freundin sich offenbar überhaupt nicht in deine Lage versetzen möchte oder kann, sehe ich jedenfalls bei ihr grundsätzlich und auch jetzt wenig Verständnis für deine Lage. Es ist vermutlich gar nicht unlogisch, dass es so ist. Sex ist für sie nicht wichtig und sie wird daher auch nur schwer verstehen, dass er jemand anderem wichtig ist.
Ich möchte betonen, dass es mir sehr leidtut, was deine Freundin durchlebt und ich hatte teilweise ähnliche Beschwerden und ja, da hat man kein Interesse an Sex.
Aber es sollte dennoch auch Raum für deine Gefühle, Bedürfnisse und Befindlichkeiten geben.
Wenn man sich beim Partner immer nur verständnisvoll zurückhalten muss, immer den Pfleger oder den Therapeuten mimen muss, dann gehen irgendwann die romantischen Gefühle verloren. Dann liebt man vielleicht noch, aber eine wesentliche Komponente der Beziehung ist nicht mehr da.
Nach vielen Jahren Ehe kann man so etwas vermutlich eher akzeptieren oder wenn grundsätzlich ein Gleichklang der Bedürfnisse herrscht.
In deinem konkreten Fall hielte ich eine Trennung für besser. Es tut mir leid.