Hallo liebes Forum!
Ich schreibe hier, weil ich momentan echt nicht weiterweiß. Ich (30) bin mit meiner Partnerin (30) nun seit ca. 2,5 Jahren zusammen. Seit einem halben Jahr wohnen wir auch zusammen. Vorweg muss ich wohl schreiben, dass sie seit kürzester Zeit wegen Depression in Behandlung war. Ich habe ebenfalls eine Therapie deshalb gemacht, bin aber mittlerweile kurz vor dem Abschluss dieser.
Leider war es so, dass wir uns vor allem im Jahr 2019 sehr häufig gestritten haben. Dabei war es meisten so, dass sie irgendwelche Probleme hatte und die Situation dann eskaliert ist. Zum Beispiel war die Zeit des Umzugs eine absolute Qual. Eigentlich habe ich fast alles alleine gemacht, weil sie von Tag zu Tag immer nur „mit der Situation überfordert“ war und mies drauf war, bis hin zu kompletten nervlichen Zusammenbrüchen. So hatten wir uns mal eine Wohnung angeschaut und sie meinte „Ja, alles gut, lass uns die nehmen!“, wir uns dann mit dem Vermieter geeinigt, Vertrag unterschrieben…und dann bekam sie wieder nervliche Zusammenbrüche und wir musste alles rückgängig machen (, was juristisch sehr schwierig war, zumal es ja nicht mal einen wirklichen Grund gab außer ihr Gefühl). Als wir dann endlich eine Wohnung gefunden hatten, genau dasselbe Spiel. Bei der Wohnungsübergabe flippte sie völlig aus, man müsse ja noch SOVIEL machen und renovieren und das ist SO viel zu tun. Am Ende hat sie sich 7 Tage darüber aufgeregt, hineingesteigert, mit mir gestrittenn und geweint und die Renovierungsarbeit haben dann keine 2 Tage gedauert. (das sind nur zwei Beispiele von dutzenden)
Jedenfalls kam dann irgendwann Ruhe und wir haben echt gut miteinander gelebt. Haben viel gelacht, gut harmoniert, im Haushalt, wie auch als Paar. Dennoch gab es weiterhin immer wieder kleine Streits und, ich weiß das liest sich arrogant, aber es ist ja nun mal so, zu 90% von ihr ausgelöst waren. Knapp gesagt: Sie hatte schlechte Laune und hat sie an mir ausgelassen. Dennoch denke ich, dass es nicht viel mehr war, als jedes Paar streitet.
Seit einigen Wochen ist es nun allerdings so, dass ich irgendwie das Gefühl habe, als sei die Beziehung für sie wie tot, bzw. sie tut einfach nichts mehr für sie. Nimmt sie vielleicht als selbstverständlich hin.
Sie ist momentan beruflich sehr stark eingebunden und hat tatsächlich sehr wenig Zeit, was ich verstehen kann. (Aber wir reden hier immernoch von einer "normalen" 9-17/5Tage Woche.)
Allerdings geht es darüber hinaus. Sexuell läuft lange nichts mehr, aber was mich noch mehr wundert, ist dass sie nicht mal das Verlangen hat mit mir Zeit zu verbringen. Dabei gebe ich mir Mühe! Ich suche Restaurants raus zu denen man mal gehen könnte, studiere fast täglich was so in der Stadt los ist (, was einiges ist – wir wohnen in einer Großstadt), kümmere mich um viele Sachen (Haushalt vor allem), um ihr entgegen zu kommen, bringe ihr Sachen mit (Blumen, kleine Geschenke) usw. Aber alles was von ihr kommt ist, dass sie „Zeit für sich haben möchte“, was eine völlig vage Formulierung ist, weil sie manchmal nach 5 Minuten doch vor mir steht und fragt ob wir etwas zusammen machen wollen.
Und wenn ich mal etwas vorschlage, sagt sie nur noch: „Ich will meine Ruhe haben.“ Es geht sogar so weit, dass wenn ich sie mal soweit habe, dass wir einen Filmabend machen, sie darauf besteht „dass es bloß kein anstrengender Film sein soll“.
Kuscheln und Liebkosungen im Alltag sind auch zu 90% zurückgegangen, wobei man sagen muss dass sie vorher sehr touchy war.
Was vielleicht am schlimmsten ist, dass es mir vorkommt, als sei ich nur noch sowas wie ihr seelischer Müllhaufen für sie. Beispiel heute erst: Sie steht auf, ich habe schon Kaffee gekocht und paar Eier gekocht, weil ich oft vor ihr wach bin. Sobald sie wach ist, beschwert sie sich wie schlecht sie geschlafen hätte und ein richtiges Gespräch findet gar nicht statt. Sie beschwert sich was heut alles so ansteht, dann macht sie sich fertig und geht meckernd zur Arbeit. Während des Tages kommen zwar mal 1-2 nette Nachrichten, aber das ist schon fast der Tageshöhepunkt. Später hole ich ein Paket von ihr von der Post ab, gehe einkaufen, mache den Haushalt. Sind wir dann zusammen erwähnt sie das mit keinen Wort, sondern beschwert sich in einer Tour oder kann NUR NOCH ausschließlich davon reden, was sie noch zu tun hat und wie furchtbar anstrengend das wäre. Oft wiederholt sie sich dabei. Das Gejammer und Gemecker geht dann ewig so weiter, bis sie sich dann irgendwann vor mir hinlegt, weil sie ja schon so kaputt wäre. Das ist ein normaler Tag mittlerweile.
Romantik, gar tiefgründige Gespräche bleiben komplett auf der Strecke. Zusammen lachen wird sehr selten…weil es ja SOVIEL zu tun gibt. (dabei ist es nicht viel, im Gegenteil, es ist eher wenig – sie zerdenkt es sich nur so groß).
Wenn ich sie dann darauf anspreche, sagt sie, dass „sie nun mal so sei“. Ich „ihren Schmerz verstehen solle“. Meisten folgt dann darauf ein Tief, bei dem sie Sachen aus der Vergangenheit hervorholt, die gar keinen Sinn ergeben. Also ein Streit vor 2 Jahren z.B., der längst geklärt ist. Es endet dann meistens mit Selbstmitleid: Sie sei ja so schlimm und wir würden uns nur streiten und ihr tue es leid.
Das ist halt der Punkt wo es absurd wird: Sie streitet mit mir meistens wegen absolut nichts, jammert von früh bis spät über Sachen, die zu 98% keine wahren Probleme sind und sagt am Ende dann, sie findet es traurig, dass es so viel Negatives in ihr/unseren Leben gibt. (Meine eigenen Probleme bleiben dabei übrigens völlig außen vor. So regt sie sich über ihre Mutter auf, weil sie oft anruft – ich habe gar keine Mutter mehr. Sie meckert über ihren Vater – ich habe keinen Vater mehr. Sie beschwert sich über Sachen, die sie erledigen muss – exakt die gleichen Sachen habe ich auch erledigt unter weitaus schlimmeren Umständen. Ihr versteht was ich meine. All das wird nie thematisiert, selbst wenn ich sage dass es mir mal nicht so gut geht.)
Ich weiß gerade echt nicht weiter. Sie meint, es sei alles okay, sie bräuchte momentan nur „Zeit für sich“, aber ich weiß nicht was das für die Zukunft heißt. Ihr geht es echt nicht schlecht, im Gegenteil ist sie sogar sehr privilegiert, aber das sieht sie nicht in ihren Kaskaden der Angst und Wut. Unter den Umständen wird IMMER irgendwas sein, worüber sie "zu jammern" hätte.
Gleichzeitig sagt sie, dass sie mich liebt und ihr Verhalten ihr Leid täte…
Ich weiß nicht. Ich bin gerade 30 geworden. Das ist nicht jung, aber auch nicht alt. Momentan habe ich echt Angst, dass das alles so bleibt und ich sehe ehrlich gesagt keinen Sinn in einer Beziehung, in der ich der einzige von beiden bin, der daran arbeitet dass sie voran geht, während der andere einfach nur da sitzt, zurück schaut und ins Jammertal verfällt.
So richtig bewusst wurde mir das, als ich neulich auf Arbeit mit einigen Kollegen (auch weibliche) gesprochen habe. Die sind auch alle in meinem Alter und man kann sich einfach unterhalten und mal Spaß haben. Bei dem Lachen fiel mir auf, dass ich das schon länger nicht mehr hatte. Diese einfache Unbefangenheit. In der Beziehung, mein zu Hause, ist das gerade absolut nicht denkbar und ich sehe auch keinen Hoffnungssteifen am Horizont, dass es besser wird. Eher im Gegenteil. Dennoch liebe ich sie.
(Abschließend muss ich vielleicht noch sagen, dass es auch nicht zu einfach für uns beide wäre, von heute auf morgen auszuziehen. Ich habe in den letzten Tagen oft drüber nachgedacht und würde sogar das krasse Urteil fällen: Würden wir nicht zusammen wohnen und irgendwie finanziell voneinander abhängig sein, weiß ich nicht ob ich noch mit ihr zusammen wäre, unter den Umständen, so wie es momentan ist.)