Seit eineinhalb Jahren befinde ich mich persönlich in einem partnerschaftlichen Konflikt, der mich nunmehr an dieser Stelle veranlasst, mich mit meinem Problem an offene Ohren zu wenden, in der Hoffnung, neue Impulse für einen Fortbestand unserer Beziehung zu finden.
Mein (unser) Fall:
Ich (50) bin mit meiner Frau (44) seit fast 25 Jahren verheiratet, wir haben drei Kinder. Zwei erwachsene Mädchen, die studieren und weitestgehend aus dem Haus sind und einen dreizehnjährigen Sohn. Wir wohnen auf dem Lande nahe Dresden und haben uns in der Vergangenheit eigentlich unsere Wünsche erfüllt: Haus mit Hof und Garten und eben drei gesunde tolle Kinder. Rückblickend verlief unsere Beziehung sehr harmonisch und liebevoll.
Vor etwa vier Jahren trat ein junger Mann in unser aller Leben, der, anfangs als guter (gleichaltriger-) Freund unserer Mädchen, später als (fast-) Familienmitglied seine Integration bei uns fand. Er ist trotz seines jungen Alters (21 Jahre) und bedingt durch eine prägende Kindheit ein gereifter junger Mann, der rasch unsere aller Sympathie erfuhr und gern bei uns zu Hause gesehen war. Er fühlte sich sichtbar wohl in unserer Gegenwart und ging fast täglich bei uns ein und aus. Sein Elternhaus war zerrüttet, was die Nähe zu uns erklärt; und er wuchs auf dem großelterlichen Bauernhof, nur wenige Schritte von uns, auf. Er und unsere mittlere Tochter gingen zusammen in den Kindergarten.
Unser Sohn fand schnell Interesse an ihm und seinem großen Bauernhof, der seit seines Großvaters Tod nunmehr sein eigener ist und auf dem vielseitigste Arbeiten zu verrichten sind. Die beiden harmonieren bis heute prächtig und unser Sohn ist, sofern es seine Zeit erlaubt, beinahe täglich bei ihm.
Auch meine Frau und ich fanden zunehmend Interesse an den anstehenden Arbeiten, die auf einem solchen Hof zu erledigen sind. Seine offene und herzliche Art fand bei uns großen Anklang und wir wurden allesamt mit der Zeit ein richtig gutes Team. Auch einen Hofladen errichteten wir, in dem all die selbst angebauten Erzeugnisse, vorwiegend von meiner Frau, einmal wöchentlich zum Verkauf angeboten wurden.
Überhaupt stellten sie und der junge Mann in ihrem Denken und Fühlen sehr viel Gemeinsames fest. Beide, so spottete ich des öfteren (!), seien einhundert Jahre zu spät geboren. Er, geprägt durch das Aufwachsen bei seinem Großvater und die Arbeiten auf dem Hof; meine Frau durch ihre innigste Verbundenheit zu ihrer Omi und deren einhergehenden Erinnerungen an sie und das Erlebte. Kurzum: beide spürten eine zunehmende Seelenverwandtschaft, die sich in deren Folge für unsere eigene Beziehung als sehr problematisch herausstellen sollte.
Was auch immer dazu geführt haben mag beide mochten sich, kamen sich näher, auch körperlich. Es blieb nicht mehr nur beim küssen!
Nachdem ich zum Jahresende 2012 von meiner Frau nach hartnäckigem Drängen davon erfuhr, brach nicht nur eine Welt für mich zusammen; ich wusste in der Folge nur schwer mit dem Wissen umzugehen. Natürlich stellte ich sofort meine Aktivitäten und Hilfeleistungen auf seinem Bauernhof ein. Anders meine Frau sie dachte nicht an Rückzug.
Wie weiter? Meine Frau schloss für die Zukunft nach eigenen Worten eine Wiederholung des Eingetretenen aus. Den Kontakt zu ihm jedoch abzurechen, war sie, auf Rücksicht seinetwegen, nicht imstande.
Was folgte, waren Wochen und Monate der völligen Verzweiflung und der offenen Zukunft für uns. Ich konnte mich zunehmend nicht mehr damit abfinden, dass beide nach wie vor Kontakt miteinander hatten, auch obwohl dieser nach Worten meiner Frau nur noch auf freundschaftlicher Ebene fortbestand. Misstrauen meinerseits prägten in der Folge unser Zusammenleben. Ich fühlte mich über Monate nur noch gedemütigt und sah für den Fortbestand unserer Beziehung nur die eine Möglichkeit, meine Frau vor die Entscheidung zu stellen: Er oder ich. Das geschah Mitte Oktober diesen Jahres und sie hat sich meinetwegen schweren Herzens dafür entschieden, ihn nicht mehr zu sehen.
Seit dieser Zeit besteht, soweit ich das vernehme, bis auf sporadischen SMS-Austausch kein Kontakt mehr zwischen beiden. Allerdings geht es meiner Frau dadurch extrem schlecht und sie beruhigt ihre Psyche u.a. mittels der homöopathischen Schiene. Sie weiß sich, auch hinsichtlich ihrer introvertierten Art, sehr unter Kontrolle zu halten. Trotz allem spüre ich sehr auffällig, wie sehr sie unter meiner Forderung, ihn nicht mehr zu sehen, leidet, zumal noch eine starke Liebe zwischen beiden besteht, wie sie sagt.
Und genau das ist im Moment unser großes Problem. Wir beide leiden extrem. Dennoch ist unser derzeitiges Zusammenleben liebevoll und von gegenseitigem Respekt geprägt.
Ich möchte noch erwähnen, dass wir in der Vergangenheit nichts unversucht ließen, uns Hilfe, auch von professioneller Seite, einzuholen. Doch in mehreren Gesprächen bei einem psychologischen Paartherapeuten mussten wir wiederholt feststellen, dass auch er keine richtungweisenden Impulse für unser Problem setzen konnte und wir uns nach wie vor seit Monaten der Lösungsfindung nur im Kreise drehen. Für meine Frau wäre eine fortführende Verbindung zu dem jungen Mann weiter denkbar, unter anderen Voraussetzungen natürlich, wie sie sagt. Für mich allerdings ist dieser Weg unvorstellbar.
Wie sollte ich mich verhalten? Auch an eine vorübergehende Trennung auf Zeit habe ich bereits nachgedacht, was sich jedoch als sehr kompliziert darstellt.
Ich weiß nicht mehr weiter und wir finden einfach keine passende Lösung
Herzliche Grüße