ekin_12073091Ja, man kann zwei Menschen gleichzeitig lieben, aber..
... das ist dann nicht die Liebe, die man einem Partner geben sollte. Man kann seine Mutter, seinen Vater und seine Frau/Freundin lieben. Jede Liebe ist hier individuell, wobei die Liebe zu Vater und Mutter sich von ihrer Art her oft auf einer Ebene befinden - letztere Liebe jedoch, die Liebe zu einem Partner/Ehepartner ist etwas besonderes, einzigartiges und unteilbares.
Wer jemals diese Form der Liebe erfahren durfte, weiß dass es dann keinen Platz für einen anderen Menschen auf _dieser_Ebene_ der Liebe geben kann - jedenfalls nicht auf dem Niveau der romantischen Liebe, die man verstehen sollte als eine leidenschaftliche, umfassend geistig-emotional-sexuelle Zuneigung zwischen Mann und Frau, die auf hohe Wertschätzung der Person des Partners beruht.
Diese Form der Liebe ist das Optimum einer Bindung, die zwei Menschen jemals leben können - es gibt keine Steigerung dessen. Dieser Form der Liebe kennt keine Lügen, keine Scham und keinen Betrug, sie beinhaltet gegenseitiges sexuelles Verlangen, mit gegenseitig emotionale Zuneigung, gemeinsamen geistigen Werten und einen gleichberechtigten Intellekt. Diese romantische Liebe bildet das Fundament einer sicheren und glücklichen Zukunft, in der man durchaus Höhen und Tiefen durchleben kann, in der es auch Streit geben kann, aber in der bestimmte Grenzen nie überschritten werden und der man immer wieder zueinander findet, ganz einfach weil das gegenseitige Verlangen vorhanden ist, gemeinsame Wege zu gehen und gemeinsam glücklich zu werden - für den Rest des Lebens.
Wer nun behauptet, man könne zwei Menschen auf der partnerschaftlichen Ebene "lieben", dann glaube ich ihm das nicht bzw. ich halte das für falsch, weil das nicht meinem Ideal von Liebe entspricht. Beleuchtet man hingegen diese "Dreiecksbeziehungen" genauer, fällt schnell auf, dass die Beziehungen des einen zu den zwei Partnern nie vollkommen sind, sondern wesentliche Defizite aufweisen. Sie ergänzen sich entweder - beispielsweise das körperliche Optimum mit dem einen, das geistige mit dem anderen - oder aber es herrscht mit dem einen Partner ein größeres Optimum, zum anderen aber nur eine Abhängigkeit finanzieller und/oder sozialer Natur (z.B. Kinder).
Aber kann man das als Liebe bezeichnen? Wo bleibt die besondere emotionale Nähe, die auch über die einzigartig sexuelle Bindung zu einem Partner aufgebaut wird, wenn eben diese Intimität mit anderen geteilt wird? Wie kann man zu einem Menschen ein Urvertrauen aufbauen oder einen besonderen Reiz der Geborgenheit empfinden und die Beziehung als etwas wertvolles erachten, wenn man nicht bereit ist, sich nur dem Partner ganz hinzugeben oder schlimmer noch: ihn betrügt und belügt? Kann man das noch als "Liebe" bezeichnen, wenn man den anderen nicht in seinen Gefühlen und seiner Wertevorstellung (die man anfangs ja auch geteilt hat) achtet? Ich glaube nicht.
Viele mögen meine Vorstellung von der romantischen Liebe als antiquiert ansehen - vielleicht haben sie recht. Aber ich habe schon in anderen Dingen meinen Glauben verloren - in der Liebe werde ich diesen Glauben nicht aufgeben, denn das ist die einzige Möglichkeit wirkliches Glück jemals erfahren zu können.
Das erstmal zum Thema Liebe.
Wenn ich dich jetzt einschätzen müsste, dann würde ich sagen, dass du in deinem Inneren ein Verfechter der romantischen Liebe bist. Deine Frau hingegen hat dieses Ideal aufgegeben. Ob ihr wieder zueinander finden könnt, euch wieder gegenseitig entdeckt, kann nur herausgefunden werden, wenn es Gespräche und Dialoge gibt - dabei würde ich so vorgehen, wie jiaolong es vorgeschlagen hat. Jedenfalls - falls du dich entscheiden solltest, um deine Frau zu kämpfen - verlangt es von dir viel Selbstlosigkeit und Kraft, die ich dir von ganzem Herzen wünsche.
daidalos