Es ist bereits eine bekannte Weisheit, dass jeder Mensch eine männliche und eine weibliche Seite in sich trägt. Dann hat auch jeder Mann eine weibliche Seite.
Normalerweise ist es einem Menschen gar nicht bewusst, dass er diese beiden Seiten besitzt. Wenn das biologische Geschlecht eines Menschen mit der am stärksten vorhandenen Identität übereinstimmt, dann nimmt man seine geschlechtliche Identität einfach nicht wahr. Sie ist eben einfach nur da.
Ist aber aus irgend welchen Gründen die nicht zum Körper passende Seite stärker, dann kommt ein Zustand zum Vorschein, den man Transitentität nennt. Ein Mensch empfindet seine geschlechtliche Identität nicht oder nicht ganz zu seinem biologischen Geschlecht passend.
Es stellt sich für mich die Frage, warum eine weibliche Seite eines Mannes nur so selten an das Tageslicht kommt, bzw. weshalb er sie, wenn diese zweite Seite nun schon einmal vorhanden ist, in unserer Gesellschaft nicht offen zeigen darf. Im Gegensatz dazu darf eine Frau ihre männliche Seite ungeniert zeigen und wird sogar oft deswegen auch noch bewundert.
Ich denke zum Beispiel daran, wenn eine Frau eine Extremsportart z.B. Jutta Kleinschmidt bei der Rallye Paris Dakar, oder einen typischen Beruf ausübt, welcher normalerweise nur von Männern gemeistert wird. Dann heißt es bewundernd : "Was das kann die auch".
Im Gegensatz dazu darf ein biologischer Mann kaum etwas tun, was üblicherweise nur von Frauen getan wird. Dann heißt es gleich : "Der Waschlappen" und man macht sich darüber lustig.
Es gibt für sogenannte typische Männer und typische Frauen Eigenschaften und Verhaltensweisen. Zugegebenermaßen verwischen sich diese typischen Anzeichen immer mehr.
In Teilbereichen ragen die Eigenschaften eines Geschlechts in den Bereich des anderen Geschlechts zu einem gewissen Teil hinein. Ist dieser Teil aber zu groß, dann wird das von der Gesellschaft als störend empfunden, sofern ein biologischer Mann in die Bereiche einer biologischen Frau hineinragt. Im Umgekehrten Falle wird dies weit weniger störend empfunden. Zumindest regt sich kaum jemand darüber auf, wenn eine Frau so etwas tun.
Da muss es also einen Unterschied geben, mit der die Gesellschaft die männliche und die weibliche Rolle bewertet.
Auch wenn man es nicht mehr offiziell wahrhaben möchte, so wird die Männlichkeit in unserer Gesellschaft wesentlich wertvoller und höher angesehen, als die Weiblichkeit. Männer und Frauen müssen ihre Rolle in der Gesellschaft spielen.
Was man einer Frau eventuell eher nachtragen würde, ist wenn sie sich genau so ordinär und unkultiviert benimmt wie manche Männer es tun. Eine Frau hat sich eher zurückhaltender und vornehmer zu verhalten. Aber genau das ist ein Benehmen, welches mir an Frauen so gefällt, und welches ich selbst für mich anstrebe.
Ein Mann hat stark, seriös und ernsthaft zu sein. Er sollte immer alles im Griff zu haben.
Ein Mann darf zwar gepflegt erscheinen, er darf sich aber nicht hübsch und verspielt kleiden, oder gar mal eine Schwäche zeigen wollen.
Die Frauen sind heute immer noch so erzogen, dass sie eher einen starken Mann bevorzugen. Der Mann soll zwar zärtlich und einfühlsam, aber auch stark sein. Nicht umsonst bevorzugen die meisten Frauen den sogenannten Macher, der die Dinge anpackt und meistert.
Ich habe erst letztens in der Zeitung gelesen, dass die meisten Frauen auch heute noch Männer bevorzugen, die sie beschützen können. Ich weiß nur nicht genau, wovor die Frauen heute noch beschützt werden möchten, denn in unserer Gesellschaft kommt es ja nicht mehr auf körperliche Stärke an, sondern eher auf geistige Qualitäten. Und da stehen die Frauen den Männern ja in nichts nach, im Gegenteil. Dieses Jahrtausend wir das Jahr der Frauen sein, weil gerade die Eigenschaften von Frauen diese sind die wir in diesem Jahrtausend benötigen.
Die Frauen haben es sich im Laufe der letzten Jahrzehnten erkämpft, so sein zu dürfen, wie sie es selbst wünschen und wie sie sich fühlen. Sie möchten selbstbewusst sein und selbst bestimmen dürfen was sie tun.
Das ist meiner Meinung nach ein Widerspruch.
Als Frau kannst Du heute in unserer Gesellschaft alles machen was dir Spaß bereitet, nicht jedoch als Mann. Den Männern gesteht sie das einfach nicht zu.
Sie müssen ihre Rolle spielen, wie man es von ihnen verlangt, ob es ihnen liegt oder nicht. Und wenn dann einer da nicht mitmacht, dann erntet er nur Hohn und Spott.
Und damit die Männer ihre Rollen spielen, wird die weibliche Seite bei den männlichen Kindern wegerzogen, egal wie intensiv das weibliche Bewusstsein ausgeprägt ist..
Ich kenne beispielsweise einen transsexuellen Mann, der als Kind von seiner Mutter fast wie ein Mädchen erzogen wurde.
Er bekam Puppen zum Spielen und bekam Mädchenhosen zu anziehen. Er hat sich zu einem sehr liebenswürdigen sanften Mann entwickelt, der sich fast wie eine Frau fühlt und auch so verhält.
Bei mir hat das Wegerziehen anscheinend nicht ganz so richtig funktioniert, obwohl ich in einem ganz behüteten Elternhaus aufgewachsen bin, und als ganz normaler Junge erzogen wurde. Auf jeden Fall bin ich mir auch heute noch meiner beiden Seiten in mir voll bewusst und möchte sie auch ausleben. In Gesprächen mit einem Psychotherapeuten ist mir klar geworden, dass mein Handeln auf eine gewisse Transitentität zurückzuführen ist.
Wie weit diese Transitentität geht, steht noch nicht fest.
Die Männliche Seite kommt wohl durch meine Erziehung zustande. Die Weibliche muss wohl von meiner geistigen Identität herrühren. Das sind aber nur Annahmen.
Ich habe aber einfach keine Lust, meine weibliche Seite verkümmern zu lassen, wie das die Gesellschaft von mir so wünscht. Und ich kann sagen, dass ich noch nie bereut habe, so zu sein wie ich bin. Meine Seele musste einfach aus dem Käfig rausgelassen werden, in den mich die Gesellschaft gesteckt hat.
Es wäre zwar vieles leichter wenn ich ganz stink normal wäre, ich habe aber überhaupt nicht das Bedürfnis anders zu sein. Warum sollte ich nur wegen unserer Gesellschaft meine weibliche Identität aufgeben oder unterdrücken, was sowieso nicht auf Dauer funktioniert.
Ich habe einfach das dringende Bedürfnis, in eine weibliche Rolle zu schlüpfen, um auch dem meiner weiblichen Teil meiner Identität gerecht zu werden. Und ich merke, dass es mir einfach gut tut, alle Seiten in mir offen auszuleben.
Wenn ich hinterher wieder in meine männliche Realität schlüpfen muss, empfinde ich das in als schade und bedaure dass diese Zeit wieder vorbei ist.
Je mehr ich meine männlichen Zeitgenossen aus dieser Distanz heraus beobachte, desto weniger kann ich mich mit ihnen identifizieren. Und je mehr ich heute Frauen in der Öffentlichkeit betrachte, desto mehr sehe ich mich darin, obwohl ich mich selbst als biologischer Mann geboren und erzogen wurde, und auch keine übermäßig großen Probleme mit meinem Körper habe. Von einigen wichtigen Details natürlich abgesehen.
Ich habe aber sehr wohl Probleme mit unserer Gesellschaft und der Rolle, die ich darin spielen muss, die es mir einfach nicht gestattet, so zu leben, wie es meinem Naturell entspricht.
Man zwingt mich ein Mensch zu sein, der ich nicht bin und nie sein werde.
Ich habe im Moment nicht das Bedürfnis, eine Geschlechtsangleichung durchführen zu lassen.
Mein Therapeut hat mir gesagt dass es viele Wege gibt, mit einer Transitentität umzugehen.
Eine Geschlechtsangleichung ist nur ein Weg zum Glück.
Wenn ihr mir aber zwei Bilder vorlegt, eines von einem Mann und eines mit einer hübschen attraktiven Frau darauf, und ihr fragt mich, wo ich mich eher sehen würde, dann fällt für mich die Wahl nicht schwer. Ich würde mich eher mit der Frau identifizieren.
Und dabei würde es mir auch überhaupt nicht schwer fallen, auf meine männlichen Vorrechte bzw. Vorteile zu verzichten, die mir heute die Gesellschaft als Mann einräumt..
Und so ist auch meine Frau bei mir voll gleichberechtigt in allen Angelegenheiten. Und ich würde eher ihren Wünschen nachkommen, als meinen Willen ihr gegenüber durchzusetzen, wie es viele Männer tun.
Nun gibt es unterschiedliche Motivationen für einen biologischen Mann sich voll als Frau zu stylen und sich so zu fühlen, die ich hier nicht alle beleuchten möchte.
Da gibt es aber eine Gruppe von Transvestiten, die beim Anziehen von Frauenkleidern eine sexuelle Erregung (Fetischisten) empfinden.
Das sind in Deutschland immerhin 3% aller Männer. Andere möchten damit nur eine Show abziehen und benehmen sich viel weibischer, als es je Frauen tun würden (Drag Queens). Beide Gruppen treffen auf mich aber absolut nicht zu. Ich empfinde keine sexuelle Erregung dabei und würde auch keine Dinge tun, die bio Frauen auch nicht tun, nur um möglichst weiblich zu wirken.
Ich benehme mich wie ein ganz normaler, sachlich und nüchtern denkender Mensch, der ich ja auch schließlich bin.
Ich fühle mich ganz einfach nur sehr wohl und befreit, wenn ich wie eine Frau aussehe, mich so verhalte, und in der Öffentlichkeit für eine Frau angenommen werde.
Ich kann dabei meins Seele zum Ausdruck bringen und muss mich nicht verstellen.
Es ist mir wichtig in der Gesellschaft diese Rolle einer Frau auch einzunehmen.
Für mich ist es kein Fetischismus Frauenkleider zu tragen, sondern ich betrachte es als eine Art von Lebensstil eine Frauenrolle anzunehmen.
Ich habe eine große Hochachtung vor Frauen und bewundere ihren Körper, wie sie sich kleiden, bewegen und in der Öffentlichkeit auftreten.
Ich bewundere ihre Ausstrahlung und halte sie ganz einfach für die besseren und hübscheren Menschen und viel sozialer als Männer, auch wenn das vielleicht ein Idealbild von Frauen sein mag, welches in der Wirklichkeit oft nicht so zutrifft.
Und weil das Ideale sind, die ich so schätze, habe ich auch das Bedürfnis, so zu sein, wie diese Frauen, die ich so bewundere.
Meine großen Ziele sind es, mich in der Öffentlichkeit als Frau genauso ungezwungen zu bewegen wie auch als Mann, denn irgendwie trifft es ja für meine beiden Seiten zu.
Und natürlich nicht nur so auszusehen, sondern von der Gesellschaft auch als Frau anerkannt und angenommen zu werden.
Ob ich das jemals ganz erreiche weiß ich nicht. Ich habe aber schon zu 95% erreicht.
Es fällt mir nicht mehr schwer als Frau aufzutreten.
Für mich ist es fast schon etwas normales als Frau bummeln, einkaufen, oder in Restaurants zu gehen. Und ich bekomme auch keinen Adrenalinstoß mehr wenn man mich in einem Kleid als Frau sehen sollte. Es ist eben etwas ganz normales geworden, in dem ich mich sicher bewegen kann.
Meine Gesichtsform macht es mir aber nicht ganz einfach, auch wenn das auf den Bildern nicht so ganz rüberkommt.
Wenn ich ein weiblicheres Gesicht hätte, hätte ich es da bestimmt noch viel einfacher voll als Frau angenommen zu werden, aber das kann ich leider nicht mehr ändern.