Erkenntnisse...
Hallo liebe Beitragspenderinnen und spender!
Zum einen verstehe ich alle, die sich über meine Frage lustig machen. Ich selbst bin nicht nur ein sehr phantasievoller und kreativer Mensch, sondern auch ein größtenteils witzelnder und gerade zum Thema Sex habe ich immer wieder Wortmeldungen, die zum Wiehern sind. Meine Frage stellte ich im Psychologie-Forum zum Thema Partnerschaft/Sex, weil es mir ernst ist. Für alle, die lachen wollen meine Fortsetzung mit einem Wortwechsel, der sich gestern zugetragen hatte und der mein Problem in konzentrierter Form aufzeigt.
Sehr offenes Gespräch mit meiner Frau, unverkrampft. Wir haben eine ausgezeichnete Gesprächskultur, gerade auch bei Sex-Themen und um unsere Phantasien wissen und wussten wir immer Bescheid. Also:
Ich (eine Phantasie schildernd, wo sie auf allen Vieren am Couchtisch kniet, gefesselt ist und bestimmte Behandlungen von mir erfährt): Da lege ich die Gymnastikmatte auf den Tisch, denn das wird auf Dauer ziemlich unangenehm auf dem Holz
Sie: Genau Das darf dich NICHT interessieren!!
So, jetzt werden einige wieder sagen: You made my day. Bitte, gerne. Für alle, die ein paar Hintergründe wissen wollen, die auch Gedanken dazu anfügen wollen, die vielleicht auch eine spannende Diskussion lostreten wollen, bitte weiterlesen. Ich kann niemals auch nur ansatzweise erzählen, wie wir so leben und warum wir nicht in übliche Schubladen passen. Jede Partnerschaft ist einmalig, wie auch jedes Individuum einmalig ist. Und selbstverständlich ändert sich eine Person, ändert sich eine Partnerschaft, über einen Zeitraum von 20 Jahren.
Bei uns ist es so, dass wir beide gewachsen sind und dass das von mir geschilderte Problem so überhaupt nichts mit Krise zu tun hat. Außer dem Sex gibt es ja noch so viele Lebensbereiche und wir haben Haus, Kinder, Hund, bla bla bla und es stand und steht nie die Überlegung im Raum, sich trennen zu lassen. Wir sind sehr glücklich. Dass wir polyamoristisch leben hat auch nichts mit einem Frust zu tun. Wir sehen dies einzig als Bereicherung und nicht als Ersatz, Wenn festgestellt wird, dass wir nie über sexuelle Phantasien sprechen, so ist dies für mich schon lachhaft. Ich kenne keine Partnerschaft, wo einer vom anderen so viel über dessen Sexualität, Wünsche und Phantasien bescheid weiß wie bei uns.
Ich sehe, ich werde in meiner Darlegung schon wieder zu lang. Das ganze Problem liegt an mir. Meine Frau und ich haben alles andere als ein prüdes oder langweiliges Sexleben. Wenn ich jetzt einmal diesen SM-Bereich hernehme, so kennen wir beide aus gemeinsamen Erleben Fesselungen, Urinspiele, alle Öffnungen herzen u.s.w. Details muss ich hier nicht erwähnen. Das Problem, das ich nun an und in mir erkenne ist, dass ich das Allesüberspannende nie (aus)lebte. Es war das Fesseln ein partnerschaftlicher Akt. Ich fragte genau, wie sie es sich vorstellen könne und wie sie es wolle. Bei Analverkehr wurde das vorher hundertfach besprochen. Immer Gleichberechtigung, auch wenn es rein optisch so wirkte, als habe ich alles dominant in der Hand. Es war letztlich nur ein mattes Nachmachen irgendwelcher Vorbilder. Niemals wäre mir in der Realität eingefallen, meiner Frau zu befehlen, dass sie jetzt nichts zu sagen habe, dass sie auszuführen oder zu erdulden habe, was mir gerade einfällt. Ständig gab es von mir den Wunsch der Rückversicherung, ob es eh in Ordnung sei so, eh nicht zuviel, ob sie vielleicht etwas anders wünsche.
Klingt mühsam, war es für sie auch. Warum nur bin/war ich so vorsichtig? Ganz ehrlich: Ich glaubte bei all den Literaturbeispielen, die ich so las und allen Filmen, die ich mir anschaute, dass es sich letztlich nur um Phantasien der Autoren handle. Ganz ehrlich war ich mir sicher, dass es das in echt nicht geben könne. Ich selbst habe ja eine sehr rege Phantasie und ich könnte auch die genialsten Geschichten dazu schreiben. Zugleich trennte ich immer sehr krampfhaft zwischen Phantasie und Realität. Ich dachte (und immer noch denke), dass es das in echt nicht geben kann. Daher war der Schock so groß, als mir meine Frau eher beiläufig erzählte, was mit ihrem Nebenmann so abgehe.
Eine Vorredner oder eine Vorrednerin hier schrieb, dass wir unsere Phantasien mit anderen ausleben und mit dem eigenen Partner nicht. Das ist bei mir insofern unrichtig als ich mit niemandem Phantasien auslebe. Da ist nur eine Art Angst dabei, vor der ich mich gerade zu lösen versuche. Ich habe einfach die Angst, der Partnerin (ich bin nur hetero) etwas anzubieten, was nicht zu ihrer Phantasie oder ihren Wünschen passt. Bei meiner Frau ging das bis jetzt immer sehr gut, da ich sie in stundenlangen Gesprächen löcherte, was ihr wie und warum gefalle. Manchmal meint sie genervt, dass ich mir da gar keine Gedanken machen solle, es solle einfach gemacht werden, dann sehe man es eh. Damit ist nicht nur SM gemeint. Ganz verunsichert frage ich immer, wie genau sie sich Oralverkehr vorstelle. Ich biete ihr verbal zehn Variationen an, eben da ich so viel Phantasie und Kreativität habe. Sie findet keine meiner Ideen schlecht und dennoch bin ich sehr verunsichert und forsche weiterhin nach einer befriedigenden Antwort. Echt mühsam, auch für Leser meines Artikels.
So, jetzt wisst ihr mehr über mich. Die Frage, die ich ursprünglich stellte und die ich mir weiter stelle ist, wie ich die Kurve kriege. Meine Frau ist aus den eben genannten Gründen davon überzeugt, dass ich dies nie schaffen würde, siehe Eingangsbeispiel mit der Gymnastikmatte. Es wäre das Miteinander plötzlich sehr anders und dies käme meiner Frau gekünstelt vor. Wir wollen eine gemeinsame Lösung, vor allem sie sieht, wie ich leide, nicht aus Eifersucht, sondern aus Neid. Ich beneide den anderen Mann um den coolen Zugang zu dem Thema, dass er es schafft, ohne Klärung irgendwelcher Wünsche und Details und Was-wäre-wenn-Überlegungen meine Frau zu beeindrucken, genau zu machen worauf sie schon lange gewartet hatte.
Sorry für die Länge. Sehr gerne könnt ihr mir auch eine PN senden!