Hallo liebe Menschen und vielen Dank für eure Anteilnahme und lieben uns tröstenden Worte, das weiß ich sehr zu schätzen. Es ist angenehm, alles rauslassen zu können, ohne darüber nachzudenken, ob mein Gegenüber mit meinen aufschäumenden Emotionen klarkommt. Mein Freund war heute Nacht mit mir in der Wohnung unserer alten WG und hat mich dann zu uns nach Hause gefahren, mir ein heißes Wannenbad eingelassen, mir Tee gekocht und mich ins Bett gebracht. Ich habe von heute früh um 08:30 bis vor einer halben Stunde durchgeschlafen. Mein Freund hat sich kurzfristig Urlaub genommen, um bei mir zu sein.
Er macht sich Sorgen um mich, sagt er, weil ich so ruhig bin, aber er versteht mich und ist für mich da und zwingt mich nicht zum Reden. Aber er bat mich, das zutun, was ich immer mache, wenn irgendwas passiert, ob positiv oder negativ: Ich soll schreiben. Ich soll mir alles von der Seele schreiben, was mir einfällt. Doch da meine Hände viel zu sehr zittern, um einen Stift zu halten, würde ich gerne hier schreiben.
Wenn es für euch okay ist, würde ich diesen Thread gerne als Art Tagebuch verwenden.
Denn mein Freund hat recht: Schreiben hilft. Es ist so heilsam.
Und ich würde hier gerne einen Namen für meine beste Freundin verwenden, wenn ich über sie schreibe und ich finde, dass mein Spitzname für sie geeignet ist: Murmel, so habe ich sie immer genannt.
Murmel, weil ihre Augen aussahen, wie kleine Murmeln: Tiefblau mit grünen Verschmelzungen.
Also Murmel, wenn du das hier sehen oder lesen solltest. Ich weiß nicht, warum Dir das passieren musste. Wieso mir, wieso uns das passieren musste. Du fehlst denen, die du hinterlassen hast. Du fehlst S., M. und E. Du fehlst J. Und vor allem aber fehlst du mir.
Ich starre ständig auf mein Handy, gehe in unseren Chat.
Zuletzt online am 14.09.2019, um 12:33 Uhr.
Die letzte Nachricht von dir habe ich um 12:24 Uhr bekommen. Du hast mir viel Spaß im Kino gewünscht. Ich habe die Nachricht erst gelesen, als der Film zu Ende war. Mein “Danke und Dir viel Spaß bei deinem Date heute Abend.❤️😏 Schreib mir und erzähl mir dann alles.” kam an, zwei Häkchen. Das war um 15:06 Uhr.
Die zweite Nachricht, die ich dir danach geschickt habe, kam auch noch durch.
Ich war fröhlich, glücklich und ein bisschen nervös. Ich hoffte, dass du und S. Bruder endlich zusammenkommt. Dann wäre alles perfekt. Doch nichts war perfekt. Nur wüsste ich es nicht, noch nicht.
Erst als gegen 22:25 Uhr mein Handy unaufhörlich vibrierte und deine Mutter mir acht Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen hat, kam dieses blöde Gefühl in meinem Bauch hoch. Dass irgendwas nicht stimmte. Als ich langsam und zitternd die Nachrichten abhörte, wo deine Mutter bat zurückzurufen. In dem Moment kam S. mit ganz blassem Gesicht rein. Mit Tränen in den Augen. Da wusste ich, dass nichts mehr so sein würde, wie bisher.
S. kam auf mich zu und ich schaute ihn nur an, zitternd und habe leise deinen Namen geflüstert, es war mehr eine Frage als alles andere. S nickte mechanisch und dann wurde alles schwarz. Das Nächste woran ich mich erinnerte, war, dass ich im Bett aufwachte und S. starr neben mir saß und meinen Kopf streichelte und ich ihn leise fragte: “Ist sie tot?” und S langsam genickt hat.
Seitdem sind 10 Tage vergangen und ich kann es nach wie vor nicht verstehen.