Ich bin wirklich froh,
dass es hier im Forum auch Leute gibt, die mich richtig verstanden haben. Vielen Dank dafür. Ein paar Antworten möchte ich noch geben, da doch bei einigen von Euch Fragen aufgetaucht sind.
Mein Verlobter ist seit dem Tod des Schwiegerpapas an seine Stelle getreten und versorgt die ganzen Außenanlagen. Wir haben einen extrem pflegeintensiven Garten und einen großen Gemüsegarten. Es ist sagenhaft viel Unkraut zu jäten. Das macht er alles, da er Landschaftsgärtner ist. Aber soviel er auch tut: Es ist grundsätzlich noch nicht genug und mindestens die Hälfte hat er falsch gemacht! Er bekommt jetzt die Kommentare zu hören, die früher der Schwiegerpapa gekriegt hat. Und das ungerechtfertigt, denn er macht nichts falsch! Er ist ein guter Landschaftsgärtner und weiß, wie weit ein Strauch zurückgeschnitten werden muss. Will heißen, auch er kommt mit seiner Mutter überhaupt nicht zurecht. Wenn wir in unserer knappen Freizeit zusammen sitzen, sprechen wir fast nur noch über dieses Problem.
Ich selbst kümmere mich zuerst um meinen Haushalt (man muss Prioritäten setzen) und koche selbstverständlich. Es ist gar nicht so einfach für jemanden zu kochen, der die Hälfte aller Lebensmittel nicht vertragen kann und den Rest nicht mag. Aber nun, ich mache das beste daraus. Letzten Freitag habe ich Ihr Fisch und Pellkartoffeln nach unten gebracht, da mein Verlobter und ich beide zum Abendessen nicht da waren. Sie sagte, sie würde es wohl essen wollen. Am späten Abend bringt mein Verlobter das Glas Hering wieder mit nach oben: "Mama hat gesagt, dass sie keinen Appetit auf Hering hatte." Angeblich habe ich an dem Tag etwas sehr lecker Riechendes gekocht, das ihr richtig Appetit gemacht hat. Und anstatt ihr etwas davon zu geben, habe ich nur ein Glas Hering und Kartoffeln gebracht. Aber: ICH HABE AN DEM TAG NICHT GEKOCHT. Bei 37 C im Schatten gibt es bei uns in der Regel kalte Küche. Ich habe beim besten Willen keine Ahnung, wo sie das mit dem Kochen her hatte!!! Am Sonntag haben wir Reste-Essen gemacht. Nudelsalat und Würstchen, besagten Hering und schönes Bauernbrot. Ich fragte die Schwiegermutter, ob sie auch einen Hering essen möchte. "Nein, ich habe schon den ganzen Tag so ein Brennen im Mund." Und im nächsten Moment tut sie sich eine Riesenladung Senf zum Würstchen auf den Teller! Diese Philosophie versteh' mal jemand. Typisch für Depressive: Mitleid um jeden Preis erregen. Und dabei leider nicht merken, dass man genau das Gegenteil erreicht.
Jetzt werde ich gleich weiter die Unterlagen aus den 50 Ehejahren abheften, damit man mal was wiederfinden kann. Nebenbei koche ich und werde mir überlegen, wie ich meinem Verlobten meine Situation am besten erkläre. Das ist wirklich nicht leicht. Ich will ihn weder verletzen noch mich von ihm trennen. Und wenn die Schwiegermutter ihre Depressionen endlich in den Griff kriegen würde, könnte ich mich sogar mit der Situation abfinden, glaube ich.
Es ist auch nicht so, dass ich nicht von meinem Umfeld gewarnt wurde, als wir umgebaut haben. Selbst meine Eltern (herzensgute Menschen, die immer für andere da sind) haben mich gefragt, ob die Entscheidung gut ist. Ich war damals der Meinung, dass ich das schaffe. Mittlerweile wurde ich eines besseren belehrt.
Eine der ersten Antworten zu meinem Beitrag bezog sich auf das berühmte "Gemachte Nest". Dazu: Ich habe sämtliche Möbel für unsere Wohnung gekauft, das hat mich mal eben schlappe 10.000 Euro gekostet, meine gesamten Ersparnisse (kein Darlehen!). Und ich habe einen kompletten Hausstand mitgebracht, den ich seit meinem 15. Lebensjahr gesammelt habe: ein gutes Geschirr, ein Küchengeschirr, Bleikristall, Silberbesteck, Tupper in Hülle und Fülle und was das Herz begehrt. Rechnet Euch ruhig mal aus, was das für einen Geldwert darstellt, da kommt Ihr mit 5.000 Euro nicht lange nicht aus. Und ich arbeite neben meinem 42-Stunden-Job noch nebenbei, um für uns etwas dazu zu verdienen. Das Haus ist sehr renovierungsbedürftig. Sowas bezahlt sich nicht von allein. Und das Darlehen, dass mein Verlobter für den Umbau aufgenommen hat, muss ja auch so schnell wie möglich abgezahlt werden.
Ich glaube, nun habe ich mich gerade richtig ausgekotzt. Tut mir leid. Scheinbar musste gerade der Frust raus. Wenn es unter Euch Lieben noch weitere Erfahrungsberichte gibt (vielleicht ist jemand selbst vorübergehend ausgezogen und kann mir sagen, ob es ein Happy End gab?), so bin ich Euch undendlich dankbar.
Viele liebe Grüße vom Strubbelchen