Hallo liebe Brigitte Community,
nun habe ich mich extra hier angemeldet um euch von meinem Problem zu berichten, das wohl in den meisten Augen keines ist.
Um mich kurz vorzustellen, ich bin Nina 34 Jahre alt, verheiratet seit 5 Jahren, davor 4 Jahre Beziehung zu meinem Mann, glückliche Mutter eines Sohnes (3 Jahre) und einer Tochter (10 Monate). Von Beruf Kinderärztin und wohnhaft im schönen Rheinland.
Es ist schwierig mein Problem so zu schildern, dass es für Sie nachvollziehbar ist, ich fange einfach mal an, in der Hoffnung mich nicht in ellenlangen Ausführungen zu verlieren
Also es geht um meinen Mann, die Beziehung zu meinem Mann sowie um mein Selbstbewusstsein. Dies leidet nämlich ganz schön, da mein Mann und so kann man es wirklich sagen perfekt ist.
Er ist ein Glückskind, jemand der einen Raum betritt und sofort alle Blicke auf sich zieht, jemand den andere ständig um Rat fragen, jemand mit dem man gerne befreundet ist, jemand der sehr gut im Sport ist, jemand der sich scheinbar mühelos in jeder Situation zurecht findet, ein glückliches Händchen auf der Arbeit hat, mit allen Leuten bestens auskommt, von Kindern geliebt, von vielen Frauen vergöttert und von Männern respektiert
Er ist ein wahnsinnig aufmerksamer Partner, der wunderbarste Vater für meine Kinder, ein toller Liebhaber, ein Mensch der Sicherheit, Geborgenheit und Liebe zu mir und unseren Kindern mit jeder Faser seines Körpers ausstrahlt. Er steht absolut hinter seiner Familie und lässt nichts auf uns kommen. Er ist stolz und glücklich und trägt dies auch nach außen. Nie ist er böse oder ungeduldig, nie fährt er aus der Haut, obwohl man mit ihm herrlich über Gott und die Welt diskutieren kann.
Es gibt eigentlich nichts, was er nicht kann
Hört sich toll an? Ist es auch. Mein Mann lässt nichts zu wünschen übrig.
Meine Freundinnen beglückwünschen mich noch nach Jahren zu diesem Mann, sagen mir in stillen Minuten, dass sie sich wünschen ihr Mann hätte wenigstens ein paar der Charaktereigenschaften meines Mannes.
Mein Mann war in der Zeit seit wir zusammen sind, geschlagene 6 Mal Trauzeuge bei Hochzeiten, hat 5 Patenkinder. Grillabende mit 6-10 Leuten werden verschoben oder abgesagt, nur weil mein Mann keine Zeit hat. Die Kindergärtnerinnen fragen mich, wann denn mein Mann mal wieder die Kinder abholt, er wäre so ein toller Kerl. Bei Treffen mit meiner Familie steht er mehr im Fokus des Interesses als ich, zu unseren Kindern hat er einen besseren Zugang. Von allen Seiten bekommt er Komplimente. Selbst wenn er nicht vor Ort ist, ist er omnipräsent, es wird über ihn gesprochen immer mit fast bewundernden Worten.
Dabei ist er in keiner Art und Weise abgehoben oder überheblich, muss nichts für diese Beliebtheit tun, es ist einfach seine Art, die die Leute in den Bann zieht.
Das ist aber auch schon das Problem, wie schafft man es, sich sein Selbstbewusstsein zu erhalten, neben einem solchen Mann? Wie schafft man es, nicht in einer grauen Masse zu verschwinden, als Partnerin von diesem Wunderknaben? Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass er in so ziemlich allen Dingen besser ist als ich. Es gibt nichts, außer meinem Beruf, in dem ich ihm voraus bin. Neben ihm komme ich mir unscheinbar vor, werde auch von anderen kaum wahrgenommen, obwohl er immer wieder versucht das Gespräch auf mich zu lenken.
Es belastet mich unerträglich, seit der Geburt unserer Tochter. Vorher konnte ich mich irgendwie besser arrangieren.
Aber da kamen viele Kommentare zu meinem Mann, dass ER ja so wunderhübsche Kinder macht, dass ER ja so toll ist, weil er auch Elternzeit genommen hat und er sich so für die Familie einsetzt, dass meine Tochter SEIN hübsches Gesicht und schönen Augen hätte. Dass andere Männer sich eine Scheibe bei IHM abschneiden sollten Als wäre ich überhaupt nicht beteiligt gewesen.
Meine Schwester hat mich gar gefragt, was ich für verborgene Qualitäten habe und wie ich es geschafft habe, mir so einen Glücksgriff zu angeln.
Soweit ich weiß, hat zu ihm noch nie jemand gesagt, dass er froh sein kann, mich zu haben.
Das alles hat sich bei mir im Kopf festgesetzt und obwohl er der Letzte ist, der diese Situation heraufbeschworen hat, richtet sich mein Groll inzwischen gegen ihn.
Fast würde ich mir wünschen, dass mal jemand etwas Schlechtes über ihn sagt oder ich mal explizit nach meiner Meinung gefragt werde, statt nur Beiwerk zu sein.
Der Freude über ihn und seine besondere Fähigkeiten ist mir abhanden gekommen, ich empfinde es nur noch als lästig, dass er Mr. Perfect ist.
Können Sie das vielleicht nachvollziehen oder mir vielleicht sogar helfen, wie ich mit meinen Gedanken zurechtkomme? Wie ich wieder einfach nur stolz auf ihn und seine Art sein kann? Ich bin neidisch, unzufrieden, auch irgendwie verzweifelt und schäme mich dafür. Fühle mich wie gefangen in meinen Gedanken.
Nun ist der Zeitpunkt gekommen schnellstens zu intervenieren. Unsere Ehe darf und soll nicht an meinem persönlichen Selbstmitleid zerbrechen.
Vielen Dank im Voraus schon mal für Ihre Antworten.
Nina