Du bist nicht allein
Hallo,
ich weiss, der Thread ist nun schon älter, aber ich dachte, da so wenig Antworten hier sind und das ein Thema ist, was so schnell nicht zur Ruhe kommt, gebe ich doch noch eine Antwort dazu ab.
Zunächst möchte ich dir sagen, dass ich sehr berührt war, was deinen bisherigen Weg so angeht. Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern und ich ziehe den Hut davor, was ihr bislang alles versucht habt, um Eltern zu werden. Es zeigt auch, dass Ihr eigentlich ein sehr starkes Team seid.
Als ich Deine Geschichte hier gelesen habe, kam ich nicht drum herum, starke Ähnlichkeiten zu dem zu sehen, was ich durchgemacht habe. Ich bin mit meinem Mann nun 10 Jahre verheiratet. Als ich ihn kennen lernte, war ich eigentlich nicht wirklich an einer festen Beziehung interessiert. Es war zunächst eine lockere Geschichte. Ich merkte, dass er "anders" als die bisherigen Männer war, als er mir erzählte, dass er mal einen Dreier hatte, wohl bemerkt mit zwei Männern und einer Frau. Kurz um, im Grunde wusste ich auch im Vorfeld, dass er der Männerschaft nicht ganz abgeneigt ist.
Als es fester wurde, war für mich klar, dass wir darüber reden müssen, wie die Regeln unserer Beziehung aussehen sollen.
Ich sagte ihm, dass Ehrlichkeit und Treue bei mir ganz oben stehen würden und dass wenn wir eine Beziehung gemeinsam starten, keine andere Person neben mir etwas zu suchen hätte. Er sah das genauso und so starteten wir unser gemeinsames Leben.
Kurz nachdem wir zusammen gezogen waren, saß ich eines Abends am PC und entdeckte die ersten Chatmitschnitte von ihm und einem jungen Mann. Natürlich hatte mich die Eifersucht fest im Griff und ich forschte weiter nach. Bald kam heraus, dass auch Video-chats geführt worden waren. Ich stellte ihn zur Rede und er versprach mir, dass das nichts zu bedeuten hätte und er es nicht mehr machen würde.
Als ich schwanger wurde und unser Sexleben hierdurch etwas abflachte, tat er es wieder. Als wir darüber sprachen, weinte er und sagte, dass er auch nicht wüsste, weswegen er das machen würde.
Es folgten noch einige solcher Vorfälle via Handy oder PC.
Ich kam an einen Punkt, wo ich merkte, dass ich dem nicht mehr gewachsen wäre. Ich dachte, ich könne ihm eh nicht geben, was er benötigen würde und es würde immer wieder dazu führen, dass er mich verletzt.
Wir setzten uns zusammen und redeten darüber, dass es so nicht funktionieren würde. Wir redeten über die Fakten (ganz ruhig. Für mich sehr ungewöhnlich, da ich eher ein aufbrausender Mensch bin, wenn mich etwas verletzt). Wir liebten uns trotz allem. Ich fragte ihn direkt, was er sich wünscht im sexuellen Bereich. Er meinte, dass er sich eigentlich keinen Mann wünschen würde und er diese Sache wie eine Art Flucht aus dem Alltag sehen würde.
Und da war der Punkt auf dem wir aufbauten. Er flüchtete sich in eine andere Welt. Er sagte, dass er nicht Bi-sexuell wäre, weil er eigentlich keinen wirklichen Sex mit Männern möchte.
Er war bei einer Psychologin (er wollte gern allein hin gehen und ich fand das gut, weil ich denke, dass er dann auch offener war). Zusätzlich haben wir viel darüber geredet, weswegen er diese Flucht angeht und ob wir nicht gemeinsam einen besseren Weg, einen schöneren Weg finden könnten. Ich war zu dieser Zeit ebenfalls schwer Depressiv, weil alles wie ein Stein auf meiner Seele lastete.
Doch dieser Moment, als er das Wort Flucht sagte, war der Augenblick, als für mich ein Lichtblick kam.
Wir sind nun im 11. Ehejahr und unsere Ehe hat einiges ausgehalten. Beruflich, finanziell, sexuell... doch ich muss sagen, dass uns diese Sache unterm Strich weit mehr zusammengeschweißt hat, als ich es mir je hätte träumen lassen.
Ich weiss, dass ich mit meinen Fragen zu ihm kommen kann und dass er nicht das Gefühl hat, ich drehe ihm einen Strick daraus.
Es ist wichtig, dass Du Dich mitteilst und es ist wichtig, dass ihr gemeinsam ein neues Ziel findet.
Mein Problem habe ich vor einiger Zeit auch zur Diskussion ins Netz gestellt (andere Seite als diese) und es kamen viele Antworten, die mich haben glauben lassen, ich sei selbst daran schuld, dass ich so leide. Lass Dir das nicht einreden.
Ich kann mich mit der vorherigen Antwort auch nicht ganz anfreunden. Liebe ist kein Hobby und Sex in einer Partnerschaft ist auch als solches nicht zu verstehen. Vielmehr gehört der Sex zu der gemeinsamen Liebe dazu, so sehe ich das.
Auch eine andere Frau in einer Beziehung wo plötzlich der Wunsch nach Sex mit anderen Frauen vom Partner geäußert wird, würde dieses nicht als neues Hobby ihres Mannes abtun. Aber ist eine Einstellungssache.
Ein Tipp für weitere Antworten:
Bevor man hier antwortet, sollte man vielleicht selbst die Erfahrung in einer langjährigen Beziehung gemacht haben und sich dann fragen, wie man sich fühlen würde, wenn der Partner einen verletzt.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut. Achte auf Dich und setze Dir selbst den Punkt, ab wann Du nicht mehr kämpfen willst. Aber dennoch ist es immer wert, um die Liebe zu kämpfen. :-)
Ganz liebe Grüße