Hallo ihr alle!
Seit drei Wochen lese ich viel in diesem Forum, weil ich nach Antworten auf meine vielen Fragen suche. Aber was mir klar wurde, ist, dass es keine pauschalen Antworten gibt. Es sind alles individuelle Geschichten. Daher nehme ich meinen Mut zusammen und schreibe euch meine Geschichte, in der Hoffnung, dass ihr mir etwas - wenn auch nur in kleinen Schritten - aus dem Gefühlschaos helfen könnt.
Wir (ich 43, er 37) sind seit 18 Jahren zusammen, seit 16 verheiratet und haben eine 11-jährige Tochter. Unsere Ehe war aus meiner Sicht immer glücklich. Wir verstehen uns sehr gut und haben viele gleiche Interessen. Wir unternehmen gerne etwas zusammen und unterhalten uns gern miteinander. Das Problem: Ich habe ihn immer geliebt, immer, aber ich konnte es ihm oft nicht zeigen. Er fühlte sich abgewiesen und versuchte immer seltener Körperkontakt zu mir zu suchen. Ich traute mich dann erst recht nicht, meine Gefühle und Bedürfnisse zu zeigen. So kam es, dass wir uns nur selten liebten. Ihm fehlte das sehr, mir zwar auch, aber noch mehr die alltäglichen Zärtlichkeiten. Ein Teufelkreis! Ok, insofern war unsere Ehe doch nicht so glücklich...
Das letzte Jahr lief besonders schlecht. Er war geschäftlich viel unterwegs, ich hing mehr und mehr vor dem Computer herum. Selbst wenn er da war. Wir unterhielten uns abends, aber dann ging er ins Bett, ich an die Kiste.
Im letzten Sommer hatte ich das Gefühl, es muss sich gravierend was ändern und da er schon länger mit einem Auslandsaufenthalt liebäugelte, beschloß ich, ihm anzubieten, mit ihm zu gehen. Er freute sich und alles wurde in die Wege geleitet. Da hängt viel dran, das gerade gekaufte Haus muss vermietet werden, die Hunde müssen weggeben werden usw. Wir flogen an unseren zukünftigen Wohnort usw. (Er fing die sexuelle Beziehung zu ihr erst an, nachdem er wusste, wir würden gehen...*grummel*)
Im November fingen seine massiven Nörgeleien und Vorhaltungen an, so kannte ich ihn gar nicht. Ich war platt. Aber sah auch viele Punkte ein und begann, mich zu ändern. Statt Anerkennung kamen noch andere Vorwürfe. Meine Freundin meinte daraufhin: "Der geht dir fremd".
Also sprach ich ihn Anfang Januar direkt darauf an und erfuhr die bittere WAhrheit: Seit 8 Monaten hat er eine Affäre! Und das Schlimmste: Er wusste nicht, ob er noch länger mit mir leben will.
Ich habe nicht so reagiert, wie ich immer dachte, dass ich reagieren würde. Ich habe viel mit ihm geredet, ihn getröstet, selbst geweint. Es hat ihn sehr belastet, dass er mich angelogen hat, 8 Monate lang. Es enstand eine unglaubliche Nähe und Zärtlichkeit zwischen uns. Die Beiden haben 3 Tage später ihre Beziehung beendet, obwohl sie verliebt ineinander sind.
Allerdings weiß ich, denn das hat er mir gesagt, dass seine Gefühle für sie im Moment stärker sind als für mich. Und er hofft, dass er seine Gefühle für mich wieder neu entdecken, beleben kann.
Ich leide im Moment unendlich! Zwar ist er bei mir geblieben und hat auch noch Gefühle für mich, aber die Schmetterlinge im Bauch hat er bei ihr.
Sie ist übrigens 15 Jahre jünger als ich, er 6 Jahre jünger als ich. Ich fühle mich so alt!!! Davor hätte ich mich durchaus als attraktive Frau bezeichnet, aber jetzt, im Vergleich zu einer 28-jährigen fühle ich mich einfach nur alt. Dabei weiß ich noch nicht einmal, wie sie aussieht. Ich wollte zunächst gar nichts von ihr wissen, aber in einem Thread las ich, dass sie von nun an Teil unserers Lebens ist und ich frage mich ständig, ob ich den Mut aufbringen sollte, ein Foto von ihr anzusehen. Im Moment wabert sie wie ein Phantom durch mein Leben. Aber kann ich es aushalten, wenn sie aussieht wie ein sympathisches Pin-up-Girl?
Ich will so vieles ändern, bzw. habe es schon getan, Computer fast nie und schon gar nicht, wenn er hier ist. Das fehlt mir auch nicht, ich genieße im Moment die Nähe zu ihm jede Sekunde! Ich versuche, ihm das zu geben, was er all die Jahre vermisst hat (nein, nicht nur Sex!) Und er kommt nicht so richtig damit klar, dass ich mich um 180 Grad geändert habe. Er fragt sich, warum`jetzt erst? Weil ich erst jetzt verstanden habe. Und er ist auch anders, mir viel zugewandter und zärtlich.
Ich mag ihn auch nicht fragen, w a s für Gefühle er noch für mich hat. Ich habe Angst vor der Antwort. Er ist im Moment nicht in der Lage, auf mein "Ich liebe Dich" zu antworten und erst, nachdem ich ihm sagte, dass ich ohne die geringste Gefühlsäußerung seinerseits nicht durchhalte, kam eine SMS, das er mich sehr lieb habe, aber Zeit braucht. Sagen kann er es nicht. Das tut so weh!
Meine Wut darüber, dass er im Sommer nicht reinen Tisch gemacht hat und seelenruhig zusah, wie wir den ersten Hund weggaben, was unserer Tochter sehr zusetzte, habe ich nur kurz geäußert. Ich fühle ansonsten nur selten Wut, weil ich mich selbst so schuldig fühle.
Er hält sich eine Hintertür auf. Meint, er müsse sie nochmal anrufen, um zu hören, wie es ihr geht. Damit kann ich auch nicht umgehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht will und auch nichts davon halte, denn was ist, wenn sie weint, dann wird sich doch wieder verabredet... Und sie leidet ja auch.
(Übrigens auch verheiratet und sexuell unglücklich)
Mir gehen soviele Gedanken durch den Kopf. Sie will ein Baby, soviel weiß ich Wollte er mit ihr eine neue Familie gründen? Findet er mich noch attraktiv? Spürt er Liebe für mich? Verhalte ich mich richtig, indem ich versuche, ihm zu geben, was er immer vermisst hat oder sollte ich - so der Rat eines Freundes - seinen "Jagdinstinkt" wecken? Danach ist mir so gar nicht....
Was, wenn seine Gefühle zu mir nicht wieder wachsen, dann sind wir bereits im Ausland... Er ist nur noch zwei Monate hier und dann folgen meine Tochter und ich erst im Sommer. Wir sehen uns dann vier Monate nicht. Reichen zwei Monate, um ein kleines wackeliges Fundament aufzubauen? Würden wir nicht ins Ausland gehen, wäre eine Auszeit nicht sinnvoller, die ich aber gar nicht ertragen würde. Ich würde im Moment ja lieber in ihn kriechen *g*.
Er ist immer noch der Mensch, dem ich am meisten vertraue, nur in kleinen Teilen nicht mehr.
Er hat sie übrigens am Wochenende auf einer Messe gesehen, aber nur aus der Entfernung. Am Abend als wir telefonierten, hat er das nicht erwähnt, obwohl ich ihn fragte, ob es sein könne, dass er sie dort trifft. Er hat es mir zuhause erzählt, mit der Begründung, dass er gewusst habe, dass ich den ganzen Abend nur im Kreis gelaufen wäre, hätte ich es gewusst. Ich finde, er hätte es mir gleich sagen sollen, denn so hat er doch schon wieder gelogen.
Meine wichtigste Frage an euch: Soll ich mir ein Bild von ihr ansehen oder sie sogar kontakten oder es lieber lassen, das klingt albern, aber mich belastet das im Moment sehr!
Ach, und: Er hätte es mir von sich aus nicht erzählt. Er hätte abgewartet, wäre mit uns ins Ausland gegangen und hätte gehofft, dass sich "das Ding" von allein totläuft. (Seine Worte.)
Vielen lieben Dank fürs Lesen!
Gruß
VERtraut