Ich habe seit Jahren die beiträge gelesen. Sie haben wir geholfen. Jetzt bin ich an einem Punkt, wo ich auch etwas schreiben muss. Vielleicht hilft es auch dem einen oder anderen...
Ich bin mit meinem Mann seit 10 Jahren zusammen. Die Beziehung war nie einfach, aber wir waren als Paar in Krisen immer am besten. Wir haben einen sehr großen Altersunterschied und er hat mit Depressionen und Alkohol zu kämpfen, was mich und ihn mehrfach an den Rand des Erträglichen führte. Derzeit ist er dauerhaft krankgeschrieben. Er ist sich über das, was ich mit ihm durchgemacht habe und in Kauf nehme, bewusst. Aber er ist trotzdem ein toller Mann, wir passen sehr gut zusammen. Er sorgt rührend für mich, mit vielen kleinen Aufmerksamkeiten und Zuneigung.
Sexuell waren wir sehr aufgeschlossen, ich hatte mit ihm den schönsten Sex meines Lebens. Aber nach so vielen Jahren ist davon nur noch Routine übrig, er reizt mich zu wenig. Durch seine Medikamente haben wir seit 3 Monaten keinen Sex mehr und davor hatte ich auch schon lange den Spaß daran verloren. Ich habe zunehmend ein Problem mit seinem Körper und seinem Alter, aber ich fühle mich ihm dennoch emotional sehr nah. Ich möchte für ihn da sein und bin nicht in der Lage, mich von ihm zu trennen. Eine offene Beziehung kann er sich nicht vorstellen, aber er reicht mir nicht mehr.
Ich habe dann einen anderen – nennen wir ihn Tom – kennengelernt, der mich extrem faszinierte. Ein schöner und erfolgreicher Mann, der mich verrückt machte und in seinem Leben nie für etwas hart kämpfen musste. Bei den nur vier Treffen in 1 1/2 Jahren war er meist gestresst und hat sich keine Zeit genommen oder viel Mühe gegeben. Der Sex war 2 von 4 Mal mittelmäßig. Zwischendurch nur wenige, aber sehr liebevolle Whatsapps. Er war für mich dennoch lange eine Alternative zu meinem Mann, ein „Absprung-Freund“. Ich habe gehofft und gelitten und war verzweifelt und traurig. Ich habe den Kontakt mehrmals beendet, weil so wenig von ihm zurückkam. Er hat mich immer wieder zurückgeholt, jetzt hat er den Kontakt seinerseits abgebrochen.
Als die Angst größer wurde, dass ich Tom nicht haben kann habe ich versucht, mir dieses großartige Gefühl woanders zu holen. Es gab parallel einige andere Affären – derzeit gibt es eine unkomplizierte Geschichte, die einfach nur gut für die Seele ist.
Ich lebe mit meinem Mann zusammen, solange es uns beiden guttut. Die Affäre macht meinen Alltag schöner. Mein Mann weiß offiziell nichts, aber er kann sich einiges denken. Er sagt, er will es nicht wissen, aber es würde ihm das Herz brechen, wenn er die Details kennen würde.
Die Lage ist sehr schwer, aber das ist es, womit ich vielleicht noch am besten leben kann. Wenn man mit dem Weg der Monogamie nicht zurechtkommt, den die Gesellschaft als einzige Möglichkeit für die Liebe vorsieht, dann ist das vielleicht eine gute Lösung.
Ich bin sehr traurig, aber ich weiß, dass mich die meisten hier verurteilen, weil sie nach ein paar Monaten oder wenigen Jahren noch eine romantische Vorstellung von ewiger Liebe haben. Aber was ist Liebe? Wie lange kann man glücklich sein? hm