Hallo Gemeinde, erst einmal etwas allgemeines.
Ich habe mir extra ein neues Profil für diesen Thread erstellt, weil es wie ich finde sehr anonym zu behandeln ist. Im Prinzip könnte man folgendes als Geständnis für eine Straftat verstehen, aber ich suche ernsthafte Hilfe!
Ich bin 23 (männlich) und meine Cousine ist 22 jahre.
Sie hat mir vor wenigen Tagen einen Brief geschrieben, der eine Nacht in unserer Vergangenheit beschreibt, in der ich einen Fehler gemacht habe den ich nie wieder gut machen kann. Ich denke ihr merkt schon in welche Richtung dieser Thread geht.
Zur Tat selbst: Es war vor über sechs Jahren; Wir waren 17 & 16 Jahre alt, Sie war bei mir auf Besuch, haben die Nacht zum Tag gemacht, und haben mit Freunden auch getrunken was das Zeug hielt. Bis sie sich übergab und nicht mehr gesellschaftsfähig war. Auch ich war ziemlich angetrunken und wir haben uns dann auf den Heimweg gemacht. Zuhause angekommen habe ich sie Zunächst ins Bett gelegt. Was dann passiert ist, möchte ich nicht genau beschreiben ja es kam zu sexuellen Handlungen; aber nicht zu Geschlechtsverkehr.
Seit dem Vorfall damals haben wir kaum wieder ein Wort darüber gewechselt. Bis auf ein Mal, zu Silvester 2003, wo sie mir anscheinend verzieh und wir uns in den Armen gelegen und geweint haben.
Wir sahen uns das letzte Mal zu Ostern dieses Jahres, und seit dem scheint ihre Welt in Trümmern zu liegen. Deshalb schrieb sie mir. Die letzten Worte in ihrem Brief waren: Warum musstest du kommen? Ich leide, meine Beziehung leidet darunter und ich kann das nicht länger akzeptieren. Warum muss ich diese Bürde tragen; aber ich hab es mir nicht ausgesucht.
Ich bitte dich dass du mich, bis ich den schmerz verarbeiten konnte, und wir eine bessere Art gefunden haben damit umzugehen nicht mehr besuchst. Tu mir diesen gefallen!
Ich kann Sie ja verstehen, aber ich will nicht dass sie mit diesem Vorwand jetzt den ultimativen Trennstrich Zieht uns sich abkapselt. Nur damit sie sich ab jetzt nicht mehr mit dem Thema konfrontieren muss. Denn Sie leidet jetzt anscheinend sehr darunter.
Meine Angst ist jetzt dass es für sie noch schlimmer wird, bez. Weiterer Kontakt mit mir n der Zukunft zu noch mehr schmerz als bisher führt.
Ich weiß mir sind die Hände gebunden, denn ich kann eigentlich nichts tun.
Wir sind 800km von einander entfernt und sehen uns wenns gut geht vielleicht 1mal im Jahr.
Was soll ich tun, soll ich sie los lassen?
Oder soll ich versuchen ihr zu helfen, indem ich ihr beschreibe wie ich den Vorfall verarbeitet habe, denn auch ich habe sehr darunter gelitten.
Welche Möglichkeiten habe ich?
Ich werde Ihr demnächst ebenfalls einen Brief schreiben. Ihr könnt diesen Brief als Ergänzung lesen (ich hänge ihn unter P.S.: an. Ihr müsst ihn aber nicht lesen um mir zu antworten.
P.S.:Ich weiß auch nicht wie man so einen Brief am besten beginnt.
Auf der einen Seite bin ich froh, dass das Thema endlich zur Sprache kommt, auf der anderen Seite bin ich besorgt, welch Ausmaße dein Verlangen das annimmt. Ehrlich gesagt bin ich schockiert über deine Reaktion.
Ich habe wohl gemerkt dass (jedes mal wenn wir uns gesehen haben) uns dieses Thema wie ein Gespenst verfolgt. Ich habe gedacht, dass es mittlerweile nur zu einem Tabuthema geworden ist, nicht dass es dein ganzes Leben überschattet.
Ich muss dir sagen ich habe deine Abneigung zu Ostern gespürt. Aber so stark wie dieses Mal war es noch nie. Nicht umsonst habe ich kaum ein Wort mit dir gewechselt.
Ich denke, dass ich verstanden habe was du von mir willst. Es tut mir leid, denn ich kann dir diesen Gefallen wie du Ihn von mir forderst nicht erfüllen. Das mag jetzt selbstsüchtig klingen, doch ich denke dabei nicht nur an mich oder dich. Zum einen denke Ich dass ich die Verpflichtung (auch den Anderen gegenüber habe) mich ab und zu sehen zu lassen. Zum anderen läufst du dadurch nur vor deinen Ängsten davon. Du kannst mich verbannen. Aus deinem Leben, aus deinem Herzen, die Männerwelt aber wird dir Tag ein Tag aus präsent sein.
Ich kann mir gut vorstellen, dass ganz besonders meine Anwesenheit dir das geschehene verstärkt ins Bewusstsein ruft, aber es zeigt mir auch wie wenig du dich von dem Passierten befreit hast.
Ich respektiere deine Bitte. Ich frage dich. Denkst du wirklich das dir das Hilft, wenn du mich nicht mehr siehst? Ich kann mir das bei Gott nicht vorstellen.
Ich denke dir geht es so schlecht, wenn du mich siehst, weil du dich nie ernsthaft mit dem Thema beschäftigt hast. Damit meine ich zur Not auch professionelle Hilfe. Oh ja! das ist mein Ernst.
Ich kann mir denken dass dich diese Zeilen wütend, oder betroffen machen!
Der Vorfall liegt nun schon über fünf Jahre in der Vergangenheit und du kommst anscheinend einmal mehr oder weniger gut damit klar. Angenommen du kannst deine jetzige Lage nicht verarbeiten, dann wird es für dich bloß schlimmer und ich werde dich nie wieder besuchen können.
Ich weiß in Wahrheit nicht ob du etwas von mir hören willst, oder nicht. Aber ich kann deinen Brief nicht als das Instrument ohne Kommentar stehen lassen, der uns beide vielleicht bis an das Ende eines unserer Leben voneinander trennt, ohne dass du mein Verbrechen verarbeitet hast. Denn wie sieht es in Wahrheit aus?
Du hast anscheinend meine Tat noch nicht überwunden.
Aber lastet Mittlerweile nicht schon mehr auf dir als nur die Erinnerung?
Trägst du inzwischen mehr mit dir herum, als von fünf Jahren wirklich passiert ist?
Ist es nicht so, dass du mittlerweile vor dingen Angst hast die mit der stupiden Tat von damals eigentlich gar nichts mehr zu tun haben.
Du schriebst: Du hast Ekel vor dir selbst? Angst vor dem Männlichen?
Ich kann mir ganz gut ausmalen wie sich das auf eine Beziehung auswirken kann.
Ich möchte das Thema auf keinen Fall herunterspielen, aber was ist wirklich passiert? War irgendetwas dabei was du heute mit deinem Freund nicht tust/tun würdest?
Natürlich gab es einen bedeutenden Unterschied: Du wolltest nichts von alldem was ich getan habe!
Ich liebe dich zu sehr, um dich mit diesem Schmerz dir selbst zu überlassen.
Wir beide haben nichts unternommen um die negativen Gefühle aktiv zu verarbeiten.
Ich weiß nicht wie du auf diese Sätze reagiert hast. Aber wenn du darin eine Form von Zynismus gelesen hast, dann empfindest du wahrscheinlich Hass für mich.
Ich weiß nicht was du brauchst, um das geschehene zu verarbeiten. Aber ich denke nicht, dass dir alleine meine Abwesenheit dabei hilft. Ich bin auch sonst nie (für dich) da gewesen.
Denkst du eigentlich nur du trägst diese Last mit dir herum? Ich muss dir sagen auch ich habe darunter gelitten, mit der Schmach, dass ich einen wehrlosen und geliebten Menschen benutze und verkaufe.
Ich hab nicht gewollt, was uns widerfahren ist.
Ich weiß nicht ob du das von mir hören willst und ob ich überhaupt helfen kann.
Wenn du dich noch immer fragst, warum ich dir das angetan habe, dann kann ich selber nur mutmaßen. Nichts davon war geplant, sondern Affekt.
Wenn du dir meine Gedanken dazu antun willst, dann lies bitte folgende Zeilen[ansonsten Absatz bitte überspringen)
Suchst du noch immer einen Grund für das geschehene?
Wenn ich nach einem Grund suche, dann fällt mir ein: Ich war betrunken, ich war sexuell unterfordert und naiv. Ich neigte schon immer dazu mir gewisse Rechte herauszunehmen, die ich nie hatte und ich war eifersüchtig, auf meine Freunde, weil sie etwas mit dir machen durften wozu ich nie deine Erlaubnis bekommen hätte.
Keiner dieser Gründe scheint mir angemessen für meine Tat.
Ja ich nehme die Worte es in den Mund: Ich habe dich sexuell missbraucht!
Vor ein paar Jahren schon hast du mir eine art Amnestie gegeben. Es war zu Silvester zum Wechsel auf 2003. Erst auf dieses Ereignis hin und nur langsam konnte ich meine Tat verarbeiten. Auch das Geschehene begann zu verblassen.
Wie sagt man so schön. Nur mein Schneider behandelt mich rechtens, er nimmt jedes Mal neu Maß wenn er mich sieht. Auch ich habe mich spürbar verändert in der letzten Zeit und auch unser Vorfall hat mich geprägt.
Ich konnte mir meine Schande eingestehen und auch verarbeiten, weshalb ich jetzt vielleicht auch unbefangener damit umgehen kann. Verziehen habe ich mir diese Tat nie.
Es gab inzwischen schon so viele bessere Möglichkeiten unser Trauma zu bearbeiten, warum gerade jetzt; aber hoffentlich nicht schon zu spät. Ich kann mir gut vorstellen dass du bereits mit jemandem (vielleicht dein jetziger Freund) über den Vorfall von damals, oder deinem jetzigen Anliegen gesprochen hast. Wenn nicht, dann solltest du das vielleicht tun, es kann dir vielleicht viele Missverständnisse ersparen.
Meiner Meinung nach gibt es mehrere Möglichkeiten für unsere Situation.
4.Wir verbleiben mit deinem Vorschlag.
Ich denke nicht dass dieser auf Dauer zielführend sein wird. (Irgendwie ist es eine Art vor deinen Problemen wegzulaufen). Wenn du das willst, dann verlange ich von dir dass du dich (per eMail oder Post) mit mir in Verbindung setzt, und dich eingehend mit dem Vergangenen beschäftigst. Außerdem möchte ich genauer verstehen warum du mich ins Exil schickst.
5.Du versuchst mit jemandem detailliert darüber zu reden. Das kann ich sein, das kann dein Freund sein, das könnte aber auch ein Therapeut sein. Und du sollst mich ruhig als das ... hinstellen das ich war!
6.Ich mache den Vorfall publik und gestehe was ich getan habe, bei deinen und meinen Eltern und Brüdern! [auch auf die Gefahr hin, dass ich mich dann offiziell nicht mehr blicken lassen kann] Für dich würde ich das in Erwägung ziehen. Natürlich ist es schwierig zu beurteilen ob diese Möglichkeit dir und mir mehr schadet, als sie hilft; doch immerhin ist es besser als nichts zu tun. Die Sache muss besprochen und verarbeitet werden!
Ob du in Zukunft nur mit mir darüber sprechen willst oder nicht bleibt dir alleine überlassen. Das einzig wichtige ist, dass nicht mehr geschwiegen wird.
Ich muss dir in diesem Fall ein Ultimatum setzen. Ich will von dir, dass du dich aktiv darum bemühst mit deinen Ängsten, deinem Ekel und deiner Scham fertig zu werden und in spätestens einem Monat wissen wofür du dich entschieden hast (Es muss keiner meiner Vorschläge sein).
Es darf nicht sein dass dich dieser Schmerz weiterhin ohne deine Kontrolle plagt.
Antworte mir bitte, aber nicht schon morgen. Denn dann sind die Emotionen viel zu frisch, als dass du objektiv darüber denken kannst. Lass eine Woche vergehen.
Ich leibe dich sehr und ich will dass es dir besser geht.
Dein Cousin