Guten Morgen, Ihr Lieben,
ich bin neu hier. Vielleicht kann mir jemand von Euch bei meinem aktuellen Problem helfen?
Vorhin hatte ich (36) beim Frühstück einen heftigen Streit mit meinem Freund (48). Inzwischen ist er auf dem Weg zur Arbeit, und wir sind unversöhnt auseinander gegangen. Harmoniebedürftig, wie ich bin, setzt mir das ziemlich zu.
Es ging um Folgendes: Vorhin fragte er mich, wie wir Silvester verbringen wollen. Daraufhin schlug ich vor, mal wieder meinen Bruder und seine Frau einzuladen, ein Paar, das er nach eigenem Bekunden recht angenehm findet. Diese Idee wehrte er barsch ab - er hasse es, sich auf Wochen auf so etwas festzulegen, und außerdem nerve ihn jede Geselligkeit mit zunehmendem Alter mehr. Ausnahme: die Geselligkeit mit mir. "Nenn mich einen Misanthropen, nenn mich einen Arsch, es ist mir egal, was die Leute von mir denken. Du kannst einladen oder treffen, wen Du magst, aber lass mich aus dem Spiel. Ich arbeite 40-50 Stunden die Woche, bin ständig unter Menschen, und möchte dann meine Ruhe. Ich fühle mich wie im Kabarett, ist doch ein klassisches Männer-Frauen-Thema, das wir hier gerade durchhecheln."
Daraufhin fing ich an zu weinen, weil ich es zu hart und vor allem ungerecht fand. Wir leben seit 12 Jahren eine Beziehung, die stark von Freiräumen geprägt ist, gleichzeitig von einer engen Verbundenheit. Sogar gelegentliche LiebhaberInnen konnten uns nichts anhaben. Ich bin häufig allein bei Freunden, auch über mehrere Tage, und wickle den Kontakt zu meiner Familie größtenteils alleine ab. Eigentlich finde ich das auch gut, würden wir ständig zusammenhängen, hätten wir uns ja nix mehr zu erzählen.
Auch ich habe meine eigenbrötlerischen Seiten, lese viel, gehe alleine schwimmen, pflege nur wenige Freundschaften... Nur manchmal überfällt mich das Gefühl, dass ich auch einmal gerne einen sogenannten Pärchenabend (ein rotes Tuch für meinen Freund) verbringen würde oder unterstützende Begleitung zu den Treffen mit meiner Familie, die nicht immer leicht sind. Meine Familie ist mittlerweile ziemlich irritiert, weil mein Freund sich so gut wie gar nicht mehr bei ihr blicken lässt. Auch den Kontakt zu seiner (zugegeben: sehr anstrengenden, fordernden) Mutter hat er inzwischen auf Eis gelegt.
Trotz allem weiß ich, was ich an ihm habe: Er trägt mich, auch wenn das jetzt kitschig klingt, auf Händen, hilft mir, wo er kann und unterstützt mich nach Kräften. Ausnahme: Die Geselligkeit mit anderen. Ich will ihn nicht verbiegen oder quälen und ihn schon gar nicht zu etwas zwingen, was er nicht möchte. Er ist halt so, und bastelt, turnt, liest lieber allein in seinem Zimmer, als seine Zeit mit oberflächlichem Geschwätz zu verbringen. Einerseits kann ich das verstehen, gleichzeitig quält mich die Situation, und ich habe manchmal Angst, dass mich sein Verhalten in die Isolation oder in die Lächerlichkeit treibt. Ich will ja auch nicht ständig Geselligkeit, aber zumindest so... einmal alle zwei bis drei Monate?
Was kann ich tun?