Hallo liebe Community,
ich bin ein absoluter Frischling hier und wende mich mit einem Thema an euch, das mir seit einiger Zeit Bauchschmerzen bereitet. Um euren Fragen vorzubeugen, hole ich etwas weiter aus...
Mein Freund (23) und ich (22) sind seit 5 Jahren zusammen. Wir wohnen jeweils noch in unseren Elternhäusern, leben unseren eigenen Alltag mit Studium (ich) und Ausbildung (er) und sind jeweils die erste ernstzunehmende Beziehung des anderen. Ja ich weiß - wir stehen noch ganz am Anfang und müssen noch zahlreiche Erfahrungen sammeln, irgendwie hat ja aber jede*r mal begonnen...:happy:
Es muss so etwa vor 2 Jahren gewesen sein, als mir mein Freund zum ersten mal vorsichtig erzählt hat, dass er manchmal Gras raucht. Ich schätze aber, dass das schon eine Weile so ging. Inzwischen gehe ich davon aus, dass er fast jedes Wochenende kifft.
Meine erste Reaktion vor 2 Jahren, als er dieses Thema angesprochen hat war, dass ich mir die Ohren zuhalten und nichts davon hören wollte. Das geht mir bis heute noch so. Nun hat er vor wenigen Tagen angesprochen, dass er mir gegenüber gerne offener mit dem Thema umgehen würde, da er seine Wochenenderzählungen nicht für mich "zensieren" möchte und gerne in ALLEN Dingen ehrlich zu mir wäre. Ich habe zum Thema Drogen allerdings die gleiche Haltung wie vor zwei Jahren: (Nur) Solange ich davon nichts mitbekomme, kann ich damit leben. Das steht seinem Wunsch, mir gegenüber offener zu sein, natürlich entgegen.
Nun mal zum Hintergrund:
Ich weiß nicht, woher meine krasse Abneigung gegenüber jeglichen Drogen kommt, aber sie sitzt wie ein Urinstikt in mir. Jedes mal wenn jemand so ein Thema anspricht, fühle ich mich total unwohl. In meiner Familie war ganz klar: Drogen sind böse und Drogen werden nur von bösen Leuten genommen (überspitzt dargestellt natürlich ;-)). Es kam in meiner Erziehung eher zu einer Dethematisierung und daher bin ich auch ziemlich unaufgeklärt, was das Thema angeht (Verzeiht mir also bitte, falls ich hier inkorrekte Aussagen treffen sollte und helft mir lieber, mehr darüber zu lernen). Auch in meinem Freundeskreis (rein weiblich, männliche Freunde habe ich nur über ihn) sind Drogen überhaupt kein Thema. Ehrlich gesagt würde ich mich doch eher als Streberin mit "Stock im Arsch" bezeichnen. Ich mache selten etwas Unerlaubtes und wenn, fühle ich mich immer seeeehr wagemutig dabei :)... In meiner Familie gibt es keine Raucher und auch Alkohol trinke ich nicht. Ich bin also eine sehr braves und eher verklemmte Person...
Mein Freund ist eigentlich das komplette Gegenteil von mir. Er ist spontan, flexibel, aubenteuerlustig und experimentierfreudig. In seiner Familie und seinem Freundeskreis herrscht ein sehr viel toleranterer Umgang mit illegalen Substanzen. Genau wie ich raucht (Nikotin) und trinkt er aber nicht, was wir beide aneinander sehr schätzen. Er hat kein Problem damit, beim Männerabend statt Bier Malzbier oder Cola zu trinken und genießt es eher, Individualist zu sein und dem Gruppenzwang entgegenzustehen. Mein Freund verbringt sehr viel Zeit mit seinem Freundeskreis. Dieser Freundeskreis trifft sich bei gutem Wetter mal mit mehr und mal mit weniger Leuten beinahe täglich auf dem (nicht mehr betriebenen) Bauernhof eines Kumpels zum chillen, grillen, werkeln, philisophieren und was sie da sonst noch alles machen... Mein Freund ist dort circa 1-2 Mal die Woche. Ich vermute, dass dort gekifft wird und das "gemütliche und philosophierende Beisammensein" den Rahmen dafür gibt. Dass mein Freund gefallen daran findet Gras zu rauchen, wundert mich überhaupt nicht. Er ist freiheitsliebend und vertieft sich zugleich gerne in tiefgründige Gespräche, was zumindest zu dem Gefühl passt, was er anscheinend nach seinen Erzählungen verspürt, wenn er etwas geraucht hat.
Nun gut, jetzt habt ihr einen Einblick von uns beiden: verklemmt vs. freigeist.
Das hat wie vermuten lässt schon öfters für kleinere Unstimmigkeiten gesorgt, die Drogensache ist aber so ein Ding für sich.
Seitdem er die Drogengeschichte erwähnt hat, habe ich versucht ein bisschen Selbstaufklärung zu betreiben und mich durch zahlreiche Seiten geklickt. (Leider) hat das eher das Gegenteil bewirkt - ich fühle mich noch unwohler mit seinem Konsum. Es geht mir nicht darum, dass ich ernsthafte gesundheitliche Sorgen oder Angst um ihn habe, dass er in eine körperliche Abhängigkeit abrutscht. Ich weiß auch, dass er mit dem Konsum in gewissem Sinne verantwortungsvoll umgeht und dass er zum Beispiel kein Auto fährt. Ich bin davon überzeugt, dass er Gras raucht, weil er den Rauschzustand genießt und sich darin verlieren kann. Im Prinzip ist es für ihn vermutlich eine Entspannungsmethode und ich gönne ihm diese Entspannung und diese positiven Erlebnisse...
Trotzdem habe ich ein extremes Problem damit, mit ihm über seinen Drogenkonsum zu sprechen. Wir sind in allen Dingen unserer Beziehung offen und ehrlich zueinander und sprechen oft und ausführlich über Gefühle und Sex wie auch über andere uns bewegende Themen. Er weiß von meiner Abneigung gegenüber seinem Konsum. Ich habe ihm ganz klar gesagt, dass ich nicht in der Position bin ihm das Rauchen zu verbieten (es lebt stark nach der Einstellung "Ich lass mir nichts sagen!"), es aber gerne tun würde und dass ich, wenn ich das schon nicht tun kann, wenigstens nichts davon mitbekommen möchte. Er würde sich nie trauen mich unter Drogen anzurufen oder sich gar mit mir zu treffen weil er weiß, wie empfindlich ich da reagiere. Mir tut das unglaublich Leid, denn eigentlich möchte ich dass er mit allem offen und ehrlich zu mir kommen kann. Dass ich bei dem Thema so blocke hindert ihn daran, sich mir vollends anzuvertrauen und das finde ich furchtbar schade. Leider schaffe ich es aber nicht, die negativen Gefühle beim Thema Drogen abzuschütteln.
Sooo, ganz schön lang geworden, sorry...
Mich interessiert sehr, was ihr von meiner Situation haltet und ich freue mich auf einen Gedankenaustausch mit euch. Um mit ihm über das Thema ins Gespräch zu kommen, werde ich meinem Freund diesen Post und eure Kommentare vermutlich zeigen, wendet euch also gerne auch an ihn :-)
Vielen lieben Dank schonmal für eure Gedanken!
Liebe Grüße,
eure sofie_949