Nein, ich bin nicht oberflächlich. Um dies direkt vorneweg zunehmen. Ich habe mein "Problem" auch schon mal in einem anderen Forum gepostet und hoffte auf helfende Antworten. Doch wurde ich dort fürchterlich attakiert. Vielleicht finden sich ja hier einíge nette Leute, die nicht nur schwarz-weiß-denken und versuchen sich ehrlich in meine Lage hineinzuversetzen oder ähnliches schon erlebt haben.
*hoff*
Mein Freund und ich sind jetzt schon fast fünf Jahre zusammen, von denen wir viereinhalb zusammen wohnen. Er sah mal, auf deutsch gesagt, "schweinegeil" aus, hatte den Körper eines (Fast-) Adonis und dazu noch einen Charakter von dem Jede nur träumen kann. Er war perfekt.
Immer mehr merkte ich in all den Jahren, daß er sich total gehen läßt. Er wird immer mehr zu einer Person, vor der ich die Flucht ergreifen würde, wenn ich sie gerade erst kennenlernen würde.
Wenn er Freizeit hat, hat er automatisch Langeweile und sitzt den ganzen Tag, selbst beim schönsten Sonnenschein, vor seinem Rechner und spielt irgendwelche Kriegsspielchen via Internet. Stundenlang. Tagelang. In den Semesterferien auch wochenlang.
Daß er dabei sein Äußeres total vernachlässigt muß ich ja dann nicht mehr erwähnen.
Ich tus trotzdem: Man erlebt ihn höchstens einmal die Woche frisch rasiert. Seine Haare sind stets irgendwie fettig, schuppig, rausgewachsen. Er war vor zwei (!) Jahren das letzte Mal beim Friseur. Wenns ganz schlimm aussieht, merkt er es schon selber. Doch weigert er sich trotzdem zum Friseur zu gehen. Vielmehr fleht er mich jedes Mal an ihm doch selber die Haare zu kürezen. Ich habe sowas nie gelernt. Habe nur aus Jux früher meinem jüngeren Bruder (in seiner Sturm und Drang-Phase) die Haare geschnitten. Wie mein Freund danach aussieht muß ich auch nicht erwähnen. Ich weigere mich, doch es hat keinen Zweck. Man kriegt ja Mitleid wenn man ihn so sieht.
Er hat eine Ernährung, die ihn bald ins Grab bringt. Joghurt palettenweise und sonst Pizza und Co. Er kocht niemals für mich mit. Sagt immer, daß das was er kochen würde mir sowieso nicht schmeckt. Dadurch hat sich zwangsläufig auch meine Ernährung geändert. Ich habe nie eingesehen, daß ich mich dann ständig selber vor den Herd stelle und Köstlichkeiten für uns zaubere, während er wie ein arbeitsloser Irgendwas den GANZEN Tag vorm Rechner hängt. Und nur für eine Person zu kochen ist nicht so einfach. und uneffektiv. Er hat mittlerweile mit seinen 25 Jahren die Figur eines 40-Jährigen. Alles hängt. Sein Bauch undefinierbar. Wie ein Rettungsring. Entsetzlich.
In unserer Bude haust mittlerweile auch der Wahnsinn. Er hat in meiner alten Bude, in der wir über zwei Jahre lang wohnten niemals ein Staubtuch in die Hand genommen. Überall stapelten sich seine Kistchen und Pakete bis keine 30 cm mehr frei waren. Dann sind wir umgezogen. Innerhalb von einem halben Jahr sah die neue Wohnung aus wie meine alte. Neben seinen noch nicht ausgepackten Umzugskartons neue Kartons mit Sachen, die er nicht wegschmeissen kann, weil er sie vielleicht noch gebrauchen kann. Er ist wie ein Messie. Doch nörgelt er trotz seiner Unzulänglichkeiten daran herum, daß ich ständig überall meine Klamotten liegen lasse. (was geht??)
Es kotzt mich an! Vor seiner Zeit sah es bei mir immer aus wie geleckt. Mittlerweile wissen selbst meine Freundinnen nicht mehr wie sie sich noch aufs Sofa setzen sollen, ohne sich schmutzig zu machen. Es ist sooo peinlich!
Ich habe schon oft in einer drei-Tage-Aktion versucht alles aufzuräumen, zu desinfizieren, zu entstauben, Überflüssiges wegzuschmeissen. Und ich kam mir danach sooo blöd vor, weil er danach immer meinte "Ich sollte wohl öfter für ein paar Tage wegfahren, um in eine so klinisch saubere Wohnung zurückzukommen." *SCHREI*
Wir hatten früher schon so oft Streit wegen seiner Schmuddeligkeit. Wir haben schon so oft ruhig diskutiert, wir haben lauthals gestritten, er hat so oft Besserung versprochen. Es ist aus allem nichts geworden. Er ist ekelig!
Niemals wird aus mir so ein Hausmuttchen, das ihn ständig bekocht, Unterhosen kauft, den Dreck wegräumt... ich bin beruflich genauso eingespannt wie er. Ich sehe das gar nicht ein!! Andererseits sehe ich auch nicht ein, daß ich noch weiterhin in so einer Schmuddelwohnung hausen soll und mich mit einem Schmuddelfreund draußen zeigen soll.
Ich komme mit seiner Art zu leben immer weniger parat. Wir haben kaum noch Sex. Höchstens einmal im Monat. Dann ist er aber meist nur eine Triebbefriedigung. Keine echte Leidenschaft.
Während er sich übers Netz (habe ich gestern entdeckt) Pornos runterläd, obwohl er früher über solche Menschen die dies tun abgelästert hat, träume ich von demjenigen, den ich bevor ich meinen Freund kennenlernte, für die große Liebe hielt und immer noch (wieder) halte.
Ich kann ihn nicht mehr küssen. So auf den Mund geht es noch. Aber zu mehr bin ich nicht in der Lage, denn auch seine Mundhygiene läßt mittlerweile zu wünschen übrig.
Freundschaftlich verstehen wir uns sehr gut. Er wäre ein toller bester Freund. Man kann über fast alles mit ihm reden. Ein Funken Liebe ist noch übrig. Aber eben nur ein Funken.
Vielleicht ist es aber auch nur ein Funken Hoffnung. Hoffnung darauf, daß wir uns irgendwann eine Haushälterin leisten können *schmunzel*?
Ich will nicht mehr so leiden. Ich will nicht meine besten Jahre an eine Liebe verschwenden, die mich psychisch mit Füßen tritt. Der nichts daran liegt, daß ich mich wohl und geborgen fühle. Ich habe doch auch jemanden verdient, der sich um mein Wohlergehen kümmert. Muß denn nur ich mich ständig um alles kümmern? Es frisst mich innerlich auf.
Anscheinend glaubt er wirklich sich keine Mühe mehr für mich zu geben. Er denkt wohl er hätte mich sicher.