Hallo!
Der Titel klingt seltsam, aber irgendwie fühlt sich das Problem mit meinem Freund genau so an.
Ich bin nun vier Jahre mit ihm zusammen, eineinhalb wohnen wir nun gemeinsam, und seither, oh Wunder, hat sich so manches verändert. Der Alltag kam und Muster haben sich entwickelt - nicht alle zum Guten wie man schwer annehmen kann.
Eine Entwicklung davon stört mich besonders. Wenn wir Feierabend haben und noch ein zwei Stunden gemeinsam verbringen, dann ist es am besten zu beobachten. Mein Freund wird sehr anhänglich und mit der Zeit nervt das extrem. Manchmal sitzen wir auf der Couch und er legt sich in meine Arme, was ja noch süss wäre, wenn da nicht seine Stimme wäre, die er dabei in einen Baby-Stimmen-Singsang verwandelt. Sätze wie "Ich bin dein kleiner." sind jedes Mal dabei. Zu Beginn war das noch niedlich, jetzt ist es nur noch abartig. Mindestens 30% unserer Konversation läuft auf diesem Modus, sein Verhalten passt er dabei an seiner Babystimme an (er versucht einen unschuldigen Blick aufzusetzen usw.) Natürlich habe ich ihn schon oft darauf angesprochen, geändert hat sich nichts. Seine Antwort war, dass er nunmal im Job schon "genug hart sein muss" (er arbeitet im Grosshandeleinkauf und hat viele Meetings) und er keine Lust darauf habe, das zuhause weiterzuführen. Versteh ich, aber ich hab keine Lust mich als Mutter zu fühlen, wenn ich mit ihm zusammen bin.
Das zum einen. Zum anderen ist er neben seinem kindlichen Verhalten extrem sensibel und emotional. Wenn ich etwas anspreche, was mich stört, dann reagiert er regelrecht verzweifelt, kommt sofort in Stress und hat noch Stunden später daran zu nagen - selbst wenn es Lappalien sind (z.B. dass er nicht alle 20 Minuten in mein Zimmer platzen soll, wenn ich arbeite). Nicht nur das. Auch wenn ich mal was Nettes für ihn mache, ob kochen, ihm ein kleines Geschenk mitbringe zum Beispiel, dann setzt er immer einen Blick auf, als ob gerade jemand gestorben wäre und bekundet, wie sehr ihn das doch rührt. Süss, oder? Nein. Es nervt gewaltig. Dieses "Rührt-mich-fast-zu-Tränen"-Gehabe weitet sich auch auf diverseste verbale Liebesbekundungen aus: Es ist schön, geliebt zu werden, aber nicht wenn man jeden Tag 50 Mal darauf hingewiesen wird. Jeden Abend muss er mich mindestens fünf Minuten in schmerzhaft in den Armen wiegen, bevor er schlafen geht. Natürlich mit der Babystimme.
Ich freue mich ja, dass er mich so sehr liebt, wahrscheinlich mehr als ich das tue. Wenn es aber um den Alltag geht, sind die Liebesbeweise schnell mal heisse Luft. Er verhält sich alles andere als wie ein Gentleman. Ganz im Gegenteil. Er wählt den besten Platz am Tisch im Restaurant immer für sich. Er imitiert mich in aller Übertreibung und Öffentlichkeit so, dass ich mich richtig schämen muss. Er schenkt mir Bodylotion zu Weihnachten, obwohl ich in den vier Jahren noch nie Bodylotion benutzt habe. Kurz gefasst: Er weiss kaum, was mich interessiert und er bemüht sich auch nicht, das herauszufinden oder sich etwas zu merken. Noch weniger lässt er sich für Unternehmungen begeistern, die zur Abwechslung mal mich interessieren würden. Es wird sofort kritisiert.
Wurde jetzt etwas lang und wirr, aber vielleicht erkennt jemand von euch meine missliche Lage und weiss, wie ich am besten damit umgehe (Paartherapie wurde bereits diskutiert, aber noch nicht weiterverfolgt) ;)
Danke und Grüsse