Da kommt mir was bekannt vor ...
Ich hatte mit 19 so ein einschneidendes Erlebnis, dass mich dann einige Zeit geprägt hat, weil ich mir nicht bewußt geworden bin, was da passiert ist.
Ich habe von einer Frau, von der ich sehr viel wollte, nach kurzer Zeit auf nicht ganz so tolle Art und Weise Ablehnung erfahren. Sie wollte mich nicht und dementsprechend fühlte ich mich mickrig, unattraktiv und was weiß ich noch alles.
Heute weiß ich, dass ich nicht 'wertlos' war, sondern einfach nur nicht kompatibel zu dieser Frau. Sie suchte etwas, das ich nicht hatte. Nicht mehr und nicht weniger. Genau das hat Dein Fall 1 ja auch erklärt und es ist eigentlich die beste Erklärung. Was soll man auch sonst erklären? Was bringt es, wenn man hört, dass man das und das getan und gesagt oder das und das nicht getan und nicht gesagt hat? Fall 2 war unbeholfen in seiner Erklärung und Fall 3 vermied eine unangenehme Situation durch einfaches Abtauchen. Sicherlich nicht die feine Art und ein Hinweis auf seinen Charakter, aber was hätte er anderes erklären sollen als 'wir passen nicht zusammen'?
Über den Schluß Deiner 3-jährigen Beziehung hast Du nichts geschrieben und deshalb vermute ich mal, dass Du sie beendet hast und das hinterläßt dann natürlich nicht so starken Eindruck, da man dort ja handeln konnte, die Wahl hatte und nicht 'Leidtragender' war. Du wirst auch dort einfach festgestellt haben, dass Ihr nicht zueinander gepaßt habt und dann trennt man sich und sucht weiter. Dadurch wird aber auch er nicht einfach 'wertlos' gewesen sein.
Dem Gesetz der Serie folgend spürst Du nun in Dir, dass sich Fall 4 wahrscheinlich nicht von den Fällen 1 bis 3 unterscheiden dürfte und reagierst mit Klammern. Das schadet aber nur Dir, denn Du erreichst das genaue Gegenteil von dem, was Du möchtest. Menschen sind in der Regel nicht ausschließlich Teil eines 'Wir', sondern eben auch Individualisten mit Dingen, die sie gerne alleine verfolgen. Wenn Du einem Menschen nun bei diesen Dingen dazwischen funkst, weil Du ein ausschließliches 'Wir' möchtest, wird er sich bedrängt fühlen.
Die Sicherheit, die Du durch dieses Klammern erreichen möchtest, wirst Du nie erreichen, schlichtweg weil es sie einfach nicht gibt! Das Risiko, jemanden wieder zu verlieren, ist untrennbar mit den schönen Dingen, die man mit diesem Menschen erlebt, verbunden - wie zwei Seiten einer Medaille. Du kannst nur sagen: Ich will diese Medaille oder ich will sie nicht, aber Du kannst nicht sagen, ich will nur die Vorderseite und die Rückseite erspar ich mir.
Wärest Du nämlich auf der sicheren Seite, so hieße das, dass es Dir nichts ausmacht, wenn Dich der andere verläßt, aber das hieße dann auch gleichzeitig, dass da nichts wertvolles ist, was Du verlieren könntest.
" ... Ist das normal was da mit mir vorgeht ? ... "
Ja, völlig normal. Wenn man 3 Mal auf die Nase gefallen ist, wird man vorsichtiger. Man bringt auch den stärksten Menschen ganz nach unten, wenn man ihm andauernd Mißerfolge vor die Nase setzt. Umgekehrt besteht die Gefahr, überheblich zu werden, wenn man erlebt, dass es jedes Mal wie am Schnürchen klappt. Nehmen wir an, dass Du die letzten 3 Male beendet hättest, dann würdest Du Dir jetzt Sorgen in anderer Richtung machen, aber nicht darüber, ob es wieder jemand mit Dir beendet und würdest vermutlich nicht diesen Klammerimpuls haben, sondern könntest in der Zeit, wo 'ER' nicht da ist, ganz unbefangen Deinen sonstigen Interessen nachgehen.
" ... Was kann ich tun ? ... "
Dir bewußt machen, dass alle Menschen verschieden sind und dass es einfach Glück, Zufall oder was auch immer ist, einen Menschen zu finden, der zu einem passt, der genau das mag, was ich im Angebot habe und umgekehrt. Das hat nichts mit Leistung, Können oder sonst etwas zu tun. Deshalb kommt ja auch manchmal in Liebesdingen ein Spruch wie 'Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffel' oder 'Wo die Liebe hinfällt'. Die Liebe sagt: 'Es ist wie es ist ... ' Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
" ... Hab auch schon mit Ihm darüber geredet, aber so ganz verstehen kann er es nicht.... "
Woher auch?
Du könntest ihm dazu die ganze Litanei, die ich hier ausgeführt hab, beschreiben und müsstest dann darauf hoffen, dass er soviel Empathie entwickelt, das nachfühlen zu können. Er wird andere Erfahrungen gemacht haben als Du.
Du könntest ihm sagen, dass es Dir bewußt geworden ist und Du daran arbeiten möchtest, unbefangener und weniger ängstlich zu werden und ihm - vor allem aber Dir selber - dadurch das Leben einfacher, angenehmer und schöner zu machen. Wie willst Du Dich auf ein Ereignis freuen, wenn Dich vorher die Angst, es nicht erleben zu können, fertig gemacht hat?
Vielleicht versteht er Dich, aber der Hauptteil der Aufgabe liegt bei Dir und in Dir. Er kann nichts dafür, dass die Fälle 1 bis 3 nicht passten!
" ... Wär schön wenn ihr mir sagt was los ist. ... "
Hab ich jetzt - hoffentlich nicht zu umständlich - versucht ;-)
Einen lieben Gruß
Larsen