Ich habe eine Bewusstseinsänderung vollzogen.
Ich war immer felsenfest der Überzeugung und habe es auch immer so gelebt, dass ich mitarbeite, alle Kosten geteilt werden. Beide eben für den Lebensunterhalt verantwortlich sind.
Ich habe ein Kind und bin getrennt. Ich habe dem Vater nie auf der Tasche gelegen. Wenn er mal den Unterhalt nicht zahlen konnte, habe ich es ihm erlassen. Als ich Geld erbte, habe ich ihm einen großen Anteil des Geldes abgegeben, da er behindert ist und auch keinen wirklich guten Lebensstandard hat.
Ich habe immer mitgearbeitet damit der Vater keinen Betreuungsunterhalt zahlen muss.
Ergebnis: Mein Kind ist jetzt vier und ich merke, dass ich mich total übernommen habe. Ich habe schon immer eine depressive Veranlagung und fühle mich im Berufsleben besonders nach der Geburt schnell überfordert, aggressiv, ausgelaugt, muss mich total zusammennehmen meine Launen nicht am Kind auszulassen.
Ich war nach dem Vater fast drei Jahre mit einem Mann zusammen. So, hier änderte sich das Verhältnis Frau Mann komplett und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich dieses fremde Weltbild mitbekommen, nämlich den Mann eher in der Versorgerrolle. Also das hört sich jetzt kompliziert an: Letztendlich war es so seine Vorstellung. Praktisch konnte er es überhaupt nicht verwirklichen. Er hatte Schulden, konnte nicht mit Geld umgehen und fand es anmaßend, dass er bei mir Strom und Grundkosten zahlen sollte.
Ich hatte immer total Angst vor der nächsten Heizkostenrechnung, er lachte einmal als ich fast 1000 Euro nachzahlen musste.
Er fühlte sich immer finanziell in den Schatten gestellt und fühlte sich beraubt, weil ich ihm mein hart erarbeitetes Sparschwein nicht widmen wollte, was er für Zigaretten... verprassen wollte. An der Seite von ihm habe ich das erste Mal Existenzängste verspürt, habe alle finanzielle Verantwortung auf mich genommen. Bin trotzdem bei ihm geblieben, habe zu ihm gestanden...
Dann haute er einfach ab. Mir ging es danach immer schlechter, bin emotional total abgerutscht. Dann habe ich beruflich wieder ganz gut Fuss gefasst, aber es war nur ein zeitlicher Vertrag. Trotzdem habe ich viele Federn dabei gelassen, hatte ewig das Gefühl der Überforderung...
So, nun war es bei uns in der Familie traditionell so, dass viel Wert auf die Haushaltsführung gelegt wurde. Alles war so sauber. Die Bettwäsche gebügelt, das Essen frisch selektiert, ach, es macht mir soviel Spaß jemanden zu verwöhnen und diese ganzen Haushaltssachen nicht mal eben zwischen Tür und Angel zu erledigen. Im Garten frisches Gemüse anpflanzen, in Ruhe Putzen, kochen, ein schönes Nest haben.
Ich wünsche mir für die Zukunft nicht mehr, oder nur sehr sehr wenig arbeiten zu müssen. Aufgrund meiner Grundhaltung frage ich mich aber ob es falsch ist und habe ein schlechtes Gewissen.
Ob es überhaupt Männer gibt, die so eine Frau wollen? Ich wär auch bereit ein weiteres Kind aufzunehmen und die gesamte Betreuung, Herzlichkeit, Nähe, Organisation zu geben. Ist es verwerflich so zu denken?
Ich habe das Gefühl die Arbeit macht mich immer kränker. Und so ein Lebensmodell stelle ich mir wundervoll vor.