Die Schuld der Anderen
Die Schuld der Anderen, oder
Wie wir Manipulationen erkennen und ihnen begegnen können
In Abwandlung eines bekannten Diktums der Kommunikationstheorie müsste man sagen: Wir können nicht nicht manipulieren. Fast immer, wenn wir kommunizieren, haben wir etwas im Hinterkopf, wollen etwas erreichen oder jemanden von etwas überzeugen. Es bedarf einer ganz anderen Bewusstseinsform, wenn man das ablegen will, man müsste sich davon verabschieden, überhaupt noch etwas zu wollen. Es ist also normal, dass unser Partner, unsere Kollegen oder der Chef uns zu etwas bewegen wollen, das in ihrem Interesse ist. In der Regel ist es aber auch in unserem Interesse. So bilden sich Gruppen, Teams, Beziehungen oder Gemeinschaften in denen wir erkennen, daß die Motivation des anderen unsere Erwartungen berücksichtigt. Dass wir hin und wieder jemanden in seinem Verhalten manipulieren, kann vorkommen und gehört in einem gewissen Rahmen zum sozialen Austausch. Es gibt aber auch Menschen, deren soziale Interaktion zu großem Teil auf Verführung und Manipulation beruht. Oft sind es sehr interessante, charismatische Menschen, denen es gelingt, uns sehr geschickt für ihre Zwecke einzuspannen. Wir selbst drohen dabei, auf der Strecke zu bleiben.
Woran erkennt man die Verführung?
Diese Art von Manipulation bedeutet die gezielte und verdeckte Einflussnahme, welche auf eine Steuerung des Erlebens und Verhaltens von Einzelnen oder Gruppen zielt, diesen aber verborgen bleiben soll. Die Manipulanten oder Verführer sind bestrebt, sich die eigenen Wünsche und Bedürfnisse durch andere Menschen erfüllen zu lassen, indem sie diese Menschen kontrollieren und steuern. Verführer schaffen es, dass wir uns gut fühlen, wenn wir ihren Forderungen nachkommen und schlecht, wenn wir es nicht tun. Unter Narzissten finden wir übrigens die Meister aller Verführung und Manipulation. Sie sind aufgrund Ermangelung eigener empathischer Fähigkeiten bestens darauf konditioniert, jede Art von Emotion, wie Liebe, Bewunderung oder Respekt zu imitieren. Durch ihr überschaubares Spektrum an Gefühlen fokussiert sich ihre Geistesleistung auf die verbleibenden Disziplinen, wie Selbstsucht, Heuchelei, Neid, Habgier, Ignoranz oder Täuschung, was sie so gefährlich macht.
Hier sind einige Verhaltensweisen und Eigenschaften, an denen wir Manipulanten/innen und Verführer/innen in unseren Arbeits-, Freundschafts- und Liebesbeziehungen erkennen können bzw. die es uns außerordentlich schwer machen, sie rechtzeitig zu erkennen.
Wenn wir ihnen nützlich erscheinen, also Objekt ihrer Begierde sind, sie aber noch nicht das Gefühl haben, uns am Haken zu haben. Im Eroberungsmodus sind die negativen Charakteranteile vollständig unterdrückt.
Sie hinterlassen einen positiven Eindruck. Wenn man ihnen das erste Mal begegnet, ist man meistens sehr beeindruckt von ihrem außergewöhnlichen Auftreten. Die Begegnung bleibt in der Regel in angenehmer Erinnerung.
Sie sind sehr beliebt. Sie verstehen es, Menschen um sich zu scharen und für sich zu gewinnen. Sie werden bestaunt, man schaut zu ihnen hinauf, fühlt sich von ihnen angezogen und glaubt, eine ganz besondere und außergewöhnliche Person vor sich zu haben.
Sie sind kontaktfreudig und kommunikativ. Es fällt ihnen leicht, auf andere Menschen zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sie haben ein rhetorisches Talent und verstehen es vorzüglich, ihre Gedanken in mitreißender Form zum Ausdruck zu bringen.
Sie sind talentierte Verführer. Wenn wir zu ihrem begehrten Objekt geworden sind, laufen sie zur absoluten Hochform auf, können eloquent, charmant, witzig und geistreich sein. Im Bereich der Liebesbeziehungen befrachten sie gerne die Begegnung mit besonderer Bedeutung und fordern uns offensiv und nachhaltig auf, ihnen die besondere Liebe zu erklären. Sie stellen die Beziehung zu uns auf ein einzigartiges Niveau und legen großen Wert darauf, daß diese Liebe von uns als etwas einmaliges und kostbares betrachtet wird. Dieser Wunsch, dieser Anspruch, dieses Begehren ist nichts Schlechtes! Im Gegenteil!! Sofern es denn ehrlich gefühlt und damit gemeint wäre. Es ist nahezu unmöglich, ihre wahren Absichten zu erkennen, da sie längst in Perfektion gelernt haben, Emotionen zu imitieren und ihre Wirkung genauestens kennen. Beziehungen werden von ihnen aber nach einer arithmetischen Kosten-Nutzen Rechnung gemacht. Wer ihre Position festigt und ihnen Glanz verleiht, der ist es Wert, zu ihnen eine Beziehung zu unterhalten.
Sie aktivieren mit Vorliebe unseren Helfergeist, verstehen es hervorragend, sich bemitleiden zu lassen, indem sie sich gekonnt als Opfer der Umstände, als Opfer der Kollegen, als Opfer des Partners, als Opfer der Verwandten, oder der Freunde präsentieren. Sie haben keinerlei Probleme damit, uns zu belügen, wenn es ihren Zielen nützt, da ihnen neben Empathie auch jegliche Skrupel fehlen. Wenn ihnen in ihrem sozialen Umfeld der Boden zu heiß wird, suchen sie sich gerne naive Nützlinge die ein komplett anderes Umfeld haben, um dort die überhöhte Bewunderung und Wertschätzung abzusaugen, da ihnen nur das Gewissheit verschafft, daß sie existieren. Die Aussicht auf eine tiefe, authentische, emotionale Beziehung mit Substanz aktiviert den Ehrgeiz des naiven Idealisten und setzt sein Herz nichtwissend in Flammen, daß er lediglich ein zweckgebundenes Objekt ist, daß bei Bedarf auch abrupt austauschbar ist. Einmal so in Stellung gebracht, ist der Helfer bereit, es mit allen und allem aufzunehmen, glaubt jede Verschwörungstheorie aus dem Munde des Manipulanten, da ihm gleichzeitig Glauben gemacht wird, welch herausragende und einzigartige Stellung und Bedeutung er im Leben des Manipulanten habe.
Sie können sehr nett, herzlich und entgegenkommend sein, Komplimente oder Geschenke machen, wenn es ihnen von Nutzen erscheint und sie nicht dazu angehalten wurden. Es ist ihnen aber absolut unmöglich, Erwartungen zu erfüllen, die ihnen keinen Nutzen bringen und wenn ihre Verweigerung keine nachteiligen Konsequenzen hat. Echte Hilfsbereitschaft ist nicht zu erwarten. Nur bei ausreichender Außenwirkung wird sie imitiert, da jede Gelegenheit als Bühne genutzt wird, um ihr Ego zu stabilisieren und sich in Szene zu setzen.
Wenn sie uns bereits vereinnahmt haben und wir eine belastbare Bindung zu ihnen aufgebaut haben.
Im Erntemodus wird allmählich der Druck erhöht, werden die Kirschen immer höher gehängt und der Partner zermürbt
Sie verursachen Schuldgefühle und berufen sich dabei gern auf allgemeine Konzepte wie Liebe, Freundschaft, Hingabe oder Professionalität. Es ist für sie das bevorzugte Mittel, um uns zum Schweigen zu bringen oder uns zu verunsichern. Sie wissen, daß Schuldgefühle beim gesunden Menschen immer Selbstzweifel auslösen, was eines ihrer schärfsten Schwerter ist und mit Vorliebe zur Unterjochung emotional gebundener Personen eingesetzt wird. Diese Art der Erziehung, genannt Victim Blaming (Täter-Opfer-Umkehr) erzeugt durch endlose Predigung einer verdrehten Logik und scharfe Kritik eine Abhängigkeit des Partners. Der Partner beginnt alsbald an seiner eigenen Wahrnehmung zu zweifeln.
Forderungen, Bedürfnisse, Gefühle und Meinungen werden oft nur vage formuliert, klare Verbindlichkeiten gehen sie selbst nicht ein.
Je nach Situation oder Gegenüber ändern sie ihre Meinungen, Gefühle und ihr Verhalten oft drastisch.
Um ihre oft auch irrationalen Forderungen zu maskieren, bedienen sie sich sehr geschickt einer logischen Argumentation.
Sie reden uns ein, dass wir perfekt sein müssten, unsere Meinung nicht ändern dürften, alles wissen müssten und in der Lage sein müssten, sofort produktiv auf Anfragen und Forderungen zu reagieren.
Für das Nichterfüllen ihrer Forderungen drohen sie mit Folgen wie Liebesentzug oder disziplinarischen Konsequenzen.
Sie können sich nicht entschuldigen. Sie sind nicht in der Lage, einen Fehler einzugestehen. Das würde ihrem Bild in der Öffentlichkeit nur schaden. Es passt nicht zu ihrem Selbstbild. Sie sind davon überzeugt, niemals Fehler zu machen. Die Verantwortung für einen Fehler liegt generell bei den anderen.
Sie stellen unsere Qualifikationen, Kompetenzen oder Persönlichkeiten infrage, ihre Kritik kann herabwürdigend sein.
Sie reden schlecht über Abwesende.
Sie lassen Nachrichten gern durch andere überbringen, vermitteln sie über das Telefon, SMS, WhatsApp o.Ä.
Sie sähen Zwietracht, verbreiten Argwohn und bringen andere Menschen gegeneinander in Stellung. Diese Strategie dient der Absicherung ihrer Macht und Kontrolle denn sie erschwert uns die Prüfung der Plausibilität und das Aufdecken von Lügen.
Sie verstehen es hervorragend, sich selbst von anderen bemitleiden zu lassen, indem sie sich als Opfer der Umstände oder z.B. unfähiger Kollegen darstellen. Sie sind wahre Meister der Inszenierung weil ihnen die Skrupel an der Täuschung ihrer Vertrauten wie Freunden, Familie oder Kollegen fehlen.
Sie umgeben sich mit Schmeichlern. Sie achten darauf, dass sich nur solche Personen in ihrer näheren Umgebung befinden, von denen sie bewundert, aber niemals kritisiert werden.
Sie ignorieren unsere Anfragen und Forderungen, selbst wenn sie sagen, sie würden sich darum kümmern.
Sie berufen sich häufig auf moralische Prinzipien wie Menschlichkeit, Liebe, das Gute oder das Schlechte, um uns von ihrer Position zu überzeugen.
Sie sind auf einen Vorsprung an Informationen und das Nichtwissen anderer angewiesen und festigen so ihre vermeintliche Überlegenheit. Eine ganz wichtige Säule ihrer Macht ist das Nichtwissen der Anderen, welche durch ständig neu befeuerten Argwohn der Mitmenschen untereinander geschützt wird.
Sie bestrafen Illoyalität hart und unerbittlich, da sie ihre Position, ihr Kartenhaus gefährdet.
Sie lügen, desinformieren und interpretieren überdurchschnittlich viel.
Sie sind schnell eifersüchtig aber sofort sehr gekränkt und höchst ungehalten, wenn ihnen derartige Gedanken entgegengebracht werden.
Es mangelt ihnen an Empathie. Sie können sich nicht in andere Menschen hinein fühlen. Mitgefühl können sie bestenfalls für sich selbst empfinden, wobei ihnen der Zugang zu echten Gefühlen in der Regel verwehrt bleibt. Sie sind bereit, die Rechte und Bedürfnisse anderer zu ignorieren.
Um etwas von anderen zu verlangen, warten sie gern bis zum letzten Moment.
Ihre Argumentationen sind oft in sich sehr logisch und schlüssig, obwohl sie bei genauer Betrachtung lückenhaft sind, ihnen gelegene Aspekte überhöht und ihnen unpassende Argumente entweder ausgelassen oder bagatellisiert sind. Ihre Einstellungen und Handlungen sind oft sehr widersprüchlich und die Kommunikation mit ihnen kann ausgesprochen anstrengend sein.
Sie rufen in uns mittelfristig ein Gefühl des Unbehagens und der Unfreiheit hervor.
Sie tun nie etwas für andere ohne Berechnung. Sie führen private Beziehungen nach dem Muster einer Geschäftsbeziehung, in der sie selber natürlich immer das Kommando haben müssen. Sie bilanzieren ständig ihre "Investitionen" in Beziehungen. Sie kennen keine Uneigennützigkeit, keine echte Liebe, bei der man sich am Wachsen und der Entwicklung des anderen erfreut, sondern nur instrumentalisierte symbiotische Abhängigkeitsbeziehungen. Der Partner, das Kind, der Angestellte, der Schüler muss klein gehalten werden, damit sie sich groß und stark fühlen können.
Für sie tun wir Dinge, für die wir uns sonst nicht entscheiden würden.
Sie sind häufig ein Gegenstand des Gesprächs unter anderen, auch wenn sie nicht vor Ort sind.
Wenn sie das Interesse an uns verloren haben, oder wenn wir sie durchschaut haben:
Im Entsorgungsmodus zeigen sie unverhohlen daß sie eine herz- und seelenlose Hülle sind und wir erkennen ERSTMALIG mit wem wir es TATSÄCHLICH zu tun haben.
Sie können nicht vergeben. Wer sie einmal gekränkt hat bleibt lebenslang ihr Feind. Insbesondere die, die ihr Spiel durchschaut haben, werden zu Todfeinden und auf allen Ebenen und mit allen erdenklichen Mitteln bekämpft um ihre Glaubwürdigkeit zu schwächen, da von ihnen die Gefahr der öffentlichen Demaskierung ausgeht.
Sie sind nicht Schuld. Gleichgültig woran, sie sind nicht Schuld. Die Ereignisse und Fakten werden solange hin und her gedreht, bis ein Anderer gefunden ist, dem die Verantwortung übertragen werden kann.
Sie können sich nicht entschuldigen und werden es auch niemals glaubhaft tun. Da sie nach eigener Auffassung niemals an etwas Schuld sind, gibt es auch nichts wofür man sich entschuldigen müsste.
Ein auffälliges Verhaltensmuster zeigt sich, wenn sie angegriffen werden, wenn wir uns gegen die Manipulationen zur Wehr setzen: Sie verdrehen dann gegenüber ihrem Umfeld die Tatsachen, unterstellen uns ihre eigenen Lügen, Betrügereien, Verleumdungen, stellen sich selbst als das arme mitleiderregende Opfer eines Irren, einer Verrückten dar, erfinden neue Unwahrheiten hinzu, oftmals sogar, quasi prophylaktisch, noch bevor eine direkte Konfrontation stattfinden kann. Auch dies passt ins Bild einer hochgradig manipulativen Strategie, die jede faire Konfliktlösung im Keim erstickt und nur dazu dient, die Kontrolle zu behalten, uns weiter zu diskreditieren, unglaubwürdig zu machen, und uns von potentiellen Unterstützern zu isolieren.
Sie entschuldigen sich nie, leugnen jedes Fehlverhalten, flüchten sich in Gegenanschuldigungen und Ablenkungsmanöver, lügen, verdrehen die Wahrheit. Ein konstruktives Streitgespräch, eine konstruktive, wertschätzende respektvolle Kommunikation ist mit ihnen nicht möglich.
Ihre bevorzugte psychologische Abwehrstrategie ist die Projektion, entsprechend ihrem niedrigen Strukturniveau, das etwa dem eines Kleinkindes entspricht. Wir können getrost davon ausgehen, dass sie jedes Mal, wenn sie uns ihre Beleidigungen und Abwertungen an den Kopf werfen, eine exakte Beschreibung ihres eigenen Charakters liefern. Lachen wir darüber. Oder versuchen wir es zumindest. Ihre Beleidigungen kann man nicht ernst nehmen. Das sind nur Manipulations- und Einschüchterungsversuche, um uns klein zu halten.
Solche Listen müssen wir natürlich mit Vorsicht lesen, wir neigen schnell dazu, Menschen, an die wir im Moment denken, in solche Schemata zu pressen, nur weil sie einige dieser Verhaltensweisen zeigen. Sollten wir es jedoch mit Menschen zu tun haben, an denen wir obige Verhaltensweisen immer wieder konsistent und häufig beobachten können, dann liegt die Vermutung nahe, dass wir es mit einem Manipulanten zu tun zu haben.