Mir wurde heute gesagt Lüge und Verrat wären das Gleiche bzw. gleich schlimm.
Das sehe ich völlig anders.
Eine Lüge ist falsch und immer der letzte Weg den man gehen sollte.
Aber es gibt Gründe die man immerhin nachvollziehen kann.
Belügen kann man außerdem auch jeden, oft wegen banaler Dinge, ohne das vorher zwangsläufig ein engeres Vertrauensverhältnis bestanden haben muss.
Mein wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist aber:
meistens fügen wir dem belogenen (abgesehen von emotionalem!) keinen tatsächlichen Schaden zu der über die seelische Verletzung desjenigen hinaus geht. Und wenn doch, dann haben wir damit nicht gerechnet und das nicht beabsichtigt, sondern der Schaden ist als unvorhergesehene Begleiterscheinung entstanden.
Belügen wir eine Person zu der eigentlich ein engeres Vertrauensverhältnis besteht/ bestanden hat, so haben wir niemals die Absicht der Person dadurch zu schaden.
Wir lügen aus Angst, Feigheit u.ä. aber niemals wenn wir vorher sicher wissen das derjenige dadurch in Schwierigkeiten kommen wird.
Außerdem muss bei der Lüge nicht zwangsläufig eine dritte Person beteiligt sein.
Anders sieht es beim Verrat aus. Dieser unterscheidet sich im Wesentlichen immer durch zwei (für mich sehr schwerwiegende) Punkte:
Zur Person die man verrät muss im Vorfeld immer ein Vertrauensverhältnis bestanden haben das man ausnutzen kann, sonst hätte man nichts um einen Verrat begehen zu können.
Es ist vorher klar das die veratene Person in irgendeiner Form über die emotionale Verletzung hinaus geschädigt werden wird.
Es ist eine dritte Person/ Partei beteiligt an die man verrät.
Das macht Verrat für mich weitaus niederträchtiger, mieser und hinterhältiger als eine Lüge, selbst wenn sie geplant war.
Ein Beispiel:
Jemand betrügt seinen Partner weil er sich in einen Anderen verliebt hat. Der Betrüger hat ein schlechtes Gewissen, es sind Kinder und noch starke Gefühle für den Betrogenen im Spiel.
Man hat ein schlechtes Gewissen und Alpträume, aber die Gefühle fürden Anderen sind so stark das sie einen trotzdem zu dem schweren Fehler des Lügens und Betrügens hinreißen lassen.
Das erklärt man der dritten Person, will auf Abstand gehen, vertraut dieser Person seine zerrissenen Gefühle an und erklärt auch offen, dass man nicht weiß ob man den Betrogenen wirklich verlassen möchte oder doch an der Beziehung festhalten will. Der heuchelt Verständnis und Akzeptanz.
Doch dann will er die Entscheidung erzwingen und droht damit dem Partner alles zu verraten.
Irgendwann kommt der Tag wo man mit sich selbst nicht mehr leben und dem Partner nicht mehr in die Augen sehen kann. Man beichtet ihm alles.
Am nächsten Tag macht der Dritte seine Drohungen wahr und verrät alles, inkl Fotos usw um die Beziehung zu zerstören und sich zu rächen.
Da man alles bereits gebeichtet hatte, verfehlt er das beabsichtigte Ziel, des großen Knalls, aber davon war er zum Zeitpunkt des verratens nicht ausgegangen und der beabsichtigte Schaden war weit größer als der tatsächlich entstandene.
Wer von den beiden hat nun mieser und bösartiger gehandelt?
War es kein Verrat weil der Betrüger schon vorher selbst gebeichtet hat?