Hallo Forengemeinde,
nachdem ich mich seit gut 2 Monaten durch dieses und andere Foren bewege, möchte ich kurz meine Situation schildern und hoffe, dass mir einer von Euch da draußen helfen kann. Ich entschuldige mich vorab für den vielen Text .
Ich bin 37 Jahre alt und seit 17 Jahren mit einer türkischen Frau liiert. Wir haben einen 15-jährigen Sohn und wir haben vor 3 Jahren geheiratet. Vor 3 Monaten haben wir uns getrennt und leben seitdem weiterhin in einer gemeinsamen Wohnung, weil wir es bisher nicht über`s Herz bringen konnten, es unserem Sohn und Ihrer Familie zu erzählen. (Meine Familie und Freunde wissen Bescheid)
Zwischen uns ist nichts Greifbares passiert, im Sinne von Fremdgehen oder ähnlichem. Wir haben uns schlicht auseinander gelebt und lebten zuletzt mehr nebeneinander als miteinander. Es ist nicht so, dass ich meine Frau nicht mehr liebe, gaaanz im Gegenteil, aber wir hatten im Laufe unserer Beziehung wirklich sehr viele Probleme, die wir zwar immer irgendwie gemeistert haben, bei jedem von uns aber Narben hinterließ und uns somit in eine Art Abwärtsstrudel gezogen haben, aus dem (ich sprech jetzt nur für mich) ich nicht mehr raus kam. Dies führte auch, zusammen mit meiner beruflichen Situation, dazu, dass ich mich momentan in einer heftigen Depression befinde. Auch weil ich aus mir selbst nicht schlau werde
Obwohl ich sie über alles liebe, ihr sehr viel verdanke und sie als Geschenk des Himmels bezeichne, habe ich im Laufe der Jahre dennoch eine Mauer um mich aufgebaut, aus der ich mich nicht mehr befreien konnte. Dies drückte sich dann dadurch aus, dass ich meiner Frau sämtliche Zärtlichkeiten (Umarmung, Küssen, Sex) aber auch klärende Gespräche verweigerte und mich immer mehr in mich zurückzog. Ich grübelte ständig darüber, was mich so dermaßen behindert, denn der Wusch sie zu küssen und mit ihr zu schlafen war immer da, aber da war diese Blockade...
Vielleicht hilft Euch ein kleiner Rückblick:
Wir haben uns während der Abiturzeit kennen gelernt. Während meines Zivildienstes wurde sie schwanger und wir entschieden uns dazu, das gemeinsam durchzuziehen, zogen aber sicherheitshalber in eine andere Stadt, da wir die Reaktion ihrer Familie nicht recht einschätzen konnten. Im Nachhinein unnötig.und so kehrten wir in unsere Heimatstadt zurück als unser Sohn 6 Monate alt war. Da sie wegen der Schwangerschaft ihr Abitur abbrechen musste und ich ein Studium begann, hat sie ihr Abitur nachgeholt und eine Ausbildung beendet und in der Folge in ihrem erlernten Beruf gearbeitet (bis heute). Somit hatten wir auch vertauschte Geschlechterrollen. Ich kümmerte mich um den Haushalt und die Erziehung unseres Kindes, während sie arbeiten ging und den Großteil des Geldes (ich hatte nur eine Teilzeitjob) rein brachte. Ich gönnte ihr das von ganzem Herzen und war auch sehr stolz auf sie. Dennoch war ich mit meiner Situation sehr unzufrieden und frustriert, denn ein Hausmann wollte ich nie sein und mein Studium litt auch darunter, da ich zeitlich sehr eingeschränkt war. Meine Frau kam nach Hause und konnte etwas von ihrer Arbeit erzählen, ich hingegen konnte nur berichten, was unser Sohn gegessen hatte oder wie oft ich die Windel gewechselt habe. Auch meine Freunde/Kumpels ärgerten mich manchmal (im Spaß) damit und es kamen Sprüche wie bei Euch hat Deine Frau die Hosen an.
Wenn es dann um Themen wie Heirat oder ein 2. Kind ging, blockte ich immer ab, da ich zum damaligen Zeitpunkt unsicher war, ob ich so ein Leben noch lange führen möchte. Obwohl mich ihre Großfamilie fantastisch aufgenommen hat, war es dennoch für mich nicht immer leicht, mich dort zu integrieren. Ständig gab es irgendeinen Geburtstag, eine Hochzeit oder weiß der Geier, wo ich mitgeschleppt wurde, obwohl ich die Zeit lieber für mich oder das Studium genutzt hätte.
Wir stritten uns sehr oft, wobei Streit das falsche Wort ist. Sagen wir es so: Meine Frau redete (schrie) und ich hörte mir das an, sagte aber in der Regel nichts dazu, da ich mich neben unserem Kind nicht streiten wollte und mir auch meistens nichts dazu einfiel. Wenn ich dann mal etwas sagte, verschlimmerte es auch eher die Situation und es gab gerade in der Anfangszeit die eine oder andere Situation, wo ich echt bereit war, das alles hinzuschmeissen. Aber ich will meine Frau hier nicht schlecht reden, denn man muss bedenken:
Wir kamen ja auch aus 2 völlig verschiedenen Welten. Ich war ein Einzelkind und ich kann mich bis heute nicht daran erinnern, mit meinen Eltern jemals über ein Problem gesprochen zu haben. Seit meinem 17. Lebensjahr lebte ich alleine, da meine Mutter gestorben und mein Vater abgehauen war. Sie dagegen wuchs mit ihren 9 Geschwistern in einer 70 Quadratmeterwohnung auf und da wurde über alles (wirklich alles) geredet und da musste man auch laut werden um als jüngste Schwester gehört zu werden. Da konnte es nicht nur laut, sondern auch mal beleidigend werden, aber wenn man so aufwächst, lernt man auch zu verzeihen und weiter zu machen. So war es auch bei uns.
Sie bekam in einer Regelmäßigkeit einen Schreianfall und 2,3 Tage später war wieder alles "in Ordnung". Sie entschuldigte sich für ihren Ton, ich für meine Fehler und wir versprachen uns, dass wir uns bessern werden. Aber wirklich besser wurde es nicht. Sie war gestresst durch ihren Pflegeberuf, ich war unzufrieden mit meiner Situation und wenn man es mal schaffte eine Baustelle zu schließen, tat sich eine Andere auf. Entweder war es das Geld oder der Haushalt oder die Erziehung oder die Familie oder die Freunde. Es gab immer etwas
Ein Beispiel: Während meines (zu langen) Studiums warf sie mir vor, dass ich keinen richtigen Job hätte. Als ich den (nach meinem Studium) hatte, waren meine Arbeitszeiten das Problem. Dann wechselte ich den Job (wegen besserer Arbeitszeiten aber für weniger Gehalt), dann warf sie mir vor zu wenig zu verdienen. Um beides unter einen Hut zu bringen wagte ich dann die Selbständigkeit. So konnte ich meine Arbeitszeit besser einteilen und verdiente mehr als je zuvor. Dann warf sie mir aber vor, dass man nicht mit einem festen Gehalt planen könne. In mir verstärkte sich das Gefühl, es ihr nie Recht machen zu können.
Aber ich will mir keinen Heiligenschein aufsetzen. Auch ich habe mächtig viel Mist gebaut.Ich habe erst vor 4 Jahren angefangen zu arbeiten. Als sie eine Fehlgeburt hatte, habe ich sie damit völlig alleine gelassen, denn ich war nur physisch anwesend. Ich habe sehr selten die Initiative ergriffen und sie mal romantisch verführt oder zum Essen eingeladen und am Schluss habe ich ihr alle Formen der Zärtlichkeit verweigert. Wahrscheinlich weil dies das Einzige war, wo ich die Zügel in der Hand hatte und mich damit stärker fühlte. So jedenfalls die Einschätzung meines Psychologen. Meine Frau meinte zum Schluss, dass ich ihr das Gefühl genommen hätte, sich als Frau zu fühlen.
Wir hatten natürlich auch schöne Zeiten. Vor allem, wenn wir mit Freunden ausgingen, funktionierten wir derart gut, dass uns alle um unsere scheinbar perfekte Beziehung beneideten. Die wenigen, die von unserer Trennung wissen, sind fast vom Stuhl gefallen, denn sie sagten mir, dass sie uns immer als Vorbild für deren eigene Beziehung gesehen haben.
Im Sommer 2008 ging es einem Freund von uns sehr schlecht und wir nahmen ihn für mehrere Monate bei uns auf, sodass sie mit meinem Sohn zum 1. Mal alleine Urlaub machte und 3 Wochen weg war. Ich war selber überrascht, wie sehr sie mir fehlte und welche Gefühle noch da waren. Ich führte intensive Gespräche mit unserem Freund und öffnete mich zum 1. Mal und erzählte (mit Ausnahme von Intimitäten) ihm alles. Auf diese Weise hörte ich nach so vielen Jahren Beziehung zum 1. Mal eine Meinung bzw. eine Sicht eines Dritten. Viele Dinge, wo ich mich im Recht und sie im Unrecht sah, verschoben sich dadurch. Ich ging noch mal in mich und nahm mir fest vor, an meinen Fehlern zu arbeiten. In der Nacht als sie aus dem Urlaub zurückkam, hatten wir eine wundervolle Nacht und ich machte ihr einen Heiratsantrag, denn trotz aller Probleme und Krisen, war ich mir sicher, dass wir die Probleme in den Griff bekommen und ich mit ihr den Rest meines Lebens verbringen will. Ich wollte nicht mehr nach hinten schauen, sondern nur noch nach vorne.
Zunächst lief es als Mann und Frau auch gut, aber relativ schnell verfielen wir wieder in den alten Trott, wobei ich sagen muss, dass ich durch den Jobwechsel (s.o.) sehr frustriert war. Ich hatte zwar bessere Arbeitszeiten, verdiente aber fast 300 weniger und fühlte mich insgesamt dort nicht wohl. Vor 1 Jahr zählte mich meine Frau dann an und sagte mir, dass ich sie verlieren würde, wenn ich mich nicht ändern würde. Ich hörte die Alarmglocken, konnte aber, warum auch immer, nicht mehr den Hebel umlegen. Die Anfangsphase meiner Selbständigkeit kostete mich sehr viel Energie, ich war geplagt von Ängsten, dass es nicht funktionieren könnte und ich meine Familie dadurch in den finanziellen Ruin treiben könnte. Vielleicht war ich mir auch ein Stück weit zu sicher, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich eine türkische Frau wirklich trennt, zumal sie auch das Risiko eingehen würde, ihr Kind zu verlieren, da mein Sohn und ich eher ein freundschaftliches Verhältnis, als eine Vater-Sohn-Beziehung haben. Auch bei unserem Sohn bin ich derjenige, der bspw. Bei schlechten Schulnoten eher das ruhige Gespräch mit ihm sucht, während meine Frau ihn anschreit und ihm alle möglichen Strafen androht (die sie eh nicht einhält). Man kann an einer Hand abzählen, wie oft ich meinen Sohn angeschrieen habe.
Das letzte Jahr war dann die Hölle! Die Angst meine Familie zu verlieren, die Selbständigkeit usw. Ich konnte nicht mehr schlafen, weil ich dauernd darüber Gedanken machte, wie ich einen Ausweg finden könnte. Ich hatte auf nichts mehr Lust und konnte mich über nichts mehr freuen. Als ich mir dann Fotos von mir aus den letzten 1-2 Jahren anschaute, fiel mir auf, dass ich auf keinem dieser Bilder lache. Meine Frau hatte in der Zwischenzeit Facebook entdeckt und ist geradezu in dieses Paralleluniversum geflüchtet. Zuletzt gab es Tage, an denen wir außer Hallo kein Wort miteinander wechselten. Sie war im Wohnzimmer und surfte bei Facebook, ich schlief meistens schon um 19 Uhr ein, weil ich nachts nicht schlafen konnte.
Vor 3 Monaten bekam ich dann richtig Angst. Es war ein Freitag (das Wochenende also vor der Tür) und ich hatte an einem Tag 6.000 verdient und konnte mich nicht freuen, kein Stück. Ich kam nach Hause und schrie meinen Sohn zum ersten Mal richtig an. Wegen einem benutzten Teller, der nicht in die Spülmaschine geräumt wurde. Mir wurde klar, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte und ich professionelle Hilfe benötige. Ich fragte mich auch, ob unsere Ehe diese Belastung/Herausforderung noch verkraften würde und beschloss einen Schlussstrich zu ziehen. Im ersten Moment war meine Frau auch sehr traurig, doch in den letzten Wochen hatte ich aber irgendwie das Gefühl, dass ich ihr eine schwere Entscheidung abgenommen habe. Gleichzeitig bereute ich meinen Entschluss, da auch die Therapie erste Wirkung zeigte und ich bei mir erste Veränderungen feststellte. Ich setzte mich kritisch mit mir und meinen Fehlern auseinander. Wir kamen, gemessen an der Situation, gut miteinander aus. Ich verwöhnte sie, wo ich nur konnte und wir redeten sehr viel und sehr vernünftig miteinander. Ich schickte sie zwei Mal für eine Woche weg, damit sie mal den Kopf frei bekommt. Ich schrieb ihr Gedichte, Liebes-SMS, kaufte ihr Blumen usw. aber sie macht keinen Schritt mehr auf mich zu. Einladungen zum Kino oder Essen blockt sie ab, auf die Gedichte oder SMSen reagiert sie nicht. Auch meine Hoffnung, dass unser Hochzeitstag
(21.11.) ihr Geburtstag (23.11.) oder Weihnachten und Sylvester irgendwas (was auch immer) bei ihr auslösen könnten, wurde nicht erfüllt. Sie wurde immer kälter und meinte irgendwann sogar, dass sie sich von mir verarscht fühlt, weil ich jetzt alles mache, was ich vorher nicht gemacht habe und sie schiebt alles darauf, dass ich Verlustängste hätte. Wenn ich ihr vorschlage einen letzten Versuch zu unternehmen unsere Familie zu retten und dabei auch eine Eheberatung zu Hilfe zu nehmen, sagt sie immer das Gleiche: Es sit zu spät.
Nun zu meiner Frage:
In den letzten 2-3 Wochen habe ich angefangen zu akzeptieren, dass es vorbei ist. Ich bin meiner Frau auch nicht böse und verstehe ihre Ängste. Und wenn, wie sie sagt, dass keine Liebe mehr da ist, dann muss ich das schweren Herzen akzeptieren. Aber auf der anderen Seite macht sie mich immer unsicher, wenn ich merke, dass es sie stört, wenn ich nicht sofort auf ihre Anrufe/SMS reagiere. Als ich ihr sagte, dass ich mir Wohnungen anschaue war sie total überrascht und reagierte brüskiert. Ich frage mich auch, warum sie ihren Eltern und unserem Sohn noch nichts von der Trennung erzählt hat. Nach nunmehr 3 Monaten!!!! Vor kurzem hatte ich vergessen mich bei Facebook abzumelden und sie hat sich meine privaten Nachrichten mit 2 anderen Frauen (Schulfreundinnen) durchgelesen. Obwohl es sich dabei nur um SmallTalk handelt und ich den Kontakt zu den beiden erst NACH der Trennung aufgenommen habe, hat sie daraus einen Flirt gemacht und reagierte total eifersüchtig. Sie ist fest davon überzeugt, dass ich mich heimlich mit denen getroffen hätte und mit denen im Bett war. Obwohl ich ihr mehrmals sagte, dass sie da völlig auf dem Holzweg ist, redeten wir 2 Stunden über nichts Anderes und sie betonte ständig, NICHT eifersüchtig zu sein. Sie finde es einfach nicht gut, dass ich hinter ihrem Rücken mit anderen Frauen Nachrichten austausche, und so etwas mit dem Partner offen und ehrlich anzusprechen sei, worauf ich nur fragte: Welcher Partner?
Was haltet Ihr davon? Bilde ich mir da zu viel ein oder sind da nicht doch noch Gefühle vorhanden? Würdet Ihr (Frauen) in dieser Situation auch so reagieren? Zu welchem Schritt würdet ihr mir raten?
Vielen Dank vorab...
Chris