soaveWas meinst du mit "ich bin sehr gönnerhaft"? Das klingt für mich mit so einem "gewissen Beigeschmack". Möchte ich nur verstehen, nicht dass es zu Missverständnissen führt.
Ich vermute, du hast durch das Verhalten deines Partners in der Vergangenheit so starke Verletzungen und Enttäuschungen erfahren, dass du bei dem Thema negativ behaftet bist - egal in welcher relation das Thema auftaucht.
Das spiegelt sich in deinen Sichtweisen bzw. Annahmen. Z.B. habe ich in keinster Weise Macht über eine der beiden beteiligten Frauen. Wie kommst du darauf? Was lässt dich vermuten, dass ich die Frauen steuer und sie keine eigene Kontrolle haben? Hast du dich vielleicht machtlos gefühlt, als du erfahren hast, dass du betrogen wurdest? Mir ist es zumindest so gegangen, als ich von meiner Frau erfahren hatte, das sie längere Zeit in einen Arbeitskollegen verliebt war und wir so in unsere erste große Krise geraten sind.
Natürlich konnte sich meine Freundin einfach so in jemanden verlieben. Gefühle passieren und keiner kann etwas dafür. Sie hätte gerne eine feste Partnerschaft gehabt, als wir uns kennengelernt haben und am Anfang haben wir uns nur über alltägliche Themen ausgetauscht (übrigens haben wir uns hier im Forum kennengelernt) und es hat sich mit der Zeit entwickelt. Wir haben uns gut verstanden, hatten die gleiche Art zu denken und Wertevorstellung, der Humor hat gepasst und so haben wir uns immer mehr unterhalten. Ab und zu kam von beiden Seiten anzügliches bis wir plötzlich uns gegenseitig mit Worten gereizt haben. Dies war der Punkt, wo wir uns beide die Karten gelegt haben, was wir uns wünschen und was wir bereit sind einzugehen und was nicht. Wir machten uns klar, was wir für eine Beziehung eingehen und es so lange gut geht, bis einer nicht mehr möchte. Sei es von meiner Seite, weil es zu gefährlich für meine Ehe wird oder von ihrer Seite, weil sie a) nicht mehr die zweite Frau sein möchte oder b) eine andere Beziehung eingeht. Wir haben nicht nur den körperlichen Spaß genossen (was sicherlich der Haupttreiber dieser Beziehung am Anfang war) sondern auch ein Vertrauensverhältnis mit der Zeit aufgebaut, so dass ich ihr bei vielen Dingen weiterhelfen konnte (Verarbeitung ihrer vorherigen Beziehung, Arbeitsplatz wechsel mit Umzug, Lebensveränderungen die für sie mehr als positiv waren, Trost spenden und Sorgenbewältigung....). Eine echte Freundschaft halt mit Spaß dabei.
Sie war selbst überrascht (und im nachhinein froh), das sie sich darauf eingelassen hat. Denn sie hatte vorher selber nicht verstanden, weshalb sich Frauen auf so eine Beziehung einlassen. Da spielen viele Punkte mit, die man so mitbekommt: Einmischen in eine bestehende Beziehung, Hinhaltetaktiken von Ehebrechern, Zweite Geige,... Da kann man sich echt fragen, weshalb lässt sich Frau (manchmal ist es auch Mann) auf soetwas ein?
War sie es am Ende leid, die zweite Besetzung zu sein? Nein.
Sie hat mir erzählt, dass sie für einen Moment darüber nachgedacht hatte, wie es wäre, mit mir eine feste Beziehung einzugehen, hat es aber dann wieder verworfen. Durch ihren Arbeitswechsel ist sie umgezogen, kam in eine neue Stadt und neue Arbeitsstelle. Hier ist sie ihrem jetzigen Partner begegnet und sie hat sich verliebt. Wenn das nicht wäre, hätte sich nichts geändert. Und wer weiß, was passiert, wenn die Beziehung der beiden nicht funktioniert. Aber ich hoffe, dass dies nicht passiert.
Egoismus des Mannes, der auf den Schultern zweier Frauen ausgetragen wird. Das zeigt das Vorurteil, welches du durch deine Erfahrungen schmerzhaft erlangt hast. Ich gebe dir recht, wenn der Mann seine Frau betrügt und der Affäre etwas vorgaukelt, dann ist es so. Aber wenn alle beteiligten es selbst entscheiden können, was für sie okay ist und was nicht, was hat das bitte mit Egoismus zu tun?
Und es ist nicht so, dass ich meine Frau verschmähe. Wir haben tiefe Zuneigung und gegenseitiges Vertrauen. Meine Frau hat aber andere Bedürfnisse als ich, bzw. nicht die Bedürfnisse wie ich. Ich nehme ihr deshalb nichts weg, was sie eigentlich gerne haben möchte. Und sie gönnt mir, meine Bedürfnisse auszuleben und zwingt mich nicht, diese zu unterdrücken, nur weil sie diese nicht möchte. Wir reden hier nicht von irgendwelchen ausgefallenen Praktiken, sondern meine Frau hat einfach keine Lust auf die Penetration. Wir haben andere Zärtlichkeiten, welche wir austauschen und sind damit glücklich.
Das Männer anders ticken als Frauen denke ich auch. Das merkt man auch, wie Männer oder Frauen unterschiedlich körperliches und Gefühle unterscheiden. Die einen könnten einen ONS eher verzeihen als wenn man sich in jemand anderen verliebt hat und andere haben mit Liebesgefühle für andere weniger Probleme aber dafür mit dem Sex.
Sind alle richtig gücklich? Wer ist schon richtig glücklich? Unsere Gesellschaft wird auf gewisse Vorstellungen getrimmt. Monogamie von der Kirche doktriert, die ewig glückliche Liebesbeziehung aus den Disney-Märchen, Schönheitsideale,...
Meine Frau hat sicherlich im Hinterkopf ein Problem mit unserer Sexualität - das Gefühl dem Partner etwas nicht bieten zu können, meine Freundin mit dem Wunsch nach einer festen Beziehung in der man jeden Abend gemeinsam im Bett einschläft und morgens nebeneinander aufwacht. Auch ich würde gerne die Erlebnisse und Gefühle mit meiner Frau teilen können, welche ich mit meiner Freundin hatte und ich habe oft auch den Gedanken ob ich durch unsere Beziehung meiner Freundin einen Stein in den Weg lege und ihr das Glück verwehre, das ihr zusteht.
Ja, so richtig glücklich ist wohl keiner von uns, denn auch in ihrer jetzigen "Rosa-Brille-Phase" hat meine Freundin Verlustängste mich zu verlieren (als Freund) und sehnsüchte nach unseren Erlebnissen. Aber sie fühlt sich wohl in ihrer neuen Beziehung und man spürt es auch, wenn man sie sieht/hört.
Aber welcher Mensch kann schon behaupten, dass er so richtig Glücklich ist? Nicht nur für den aktuellen Moment, sondern insgesammt? Irgendwas ist doch immer. Man muss einen Weg finden, dass man soweit glücklich ist, dass man zufrieden ist.
Mir gefällt der Austausch mit dir, denn das lässt mich wieder ein paar Punkte reflektieren und zwingt mich zu neuen Sichtweisen. Ich hoffe, dass du deinen Schmerz einigermaßen verarbeitet hast und er dich nicht mehr quält?
LG
Hardy