Liebeskummer, Selbsthass, es ist kompliziert
Hallo, ich bin neu hier, ich weiß nicht genau wie das abläuft, ich würde gerne einige Dinge los werden, ich fange einfach mal an.
Mein Freund und ich führen seit knapp 2 Jahren eine on/off Beziehung (mein verschulden). Ich komme mit ihm und mit mir selbst einfach nicht mehr klar.
Einmal zu ihm: Er ist ein sehr ruhiger und zurückgezogener Mensch. Ich würde ihn sehr introvertiert einschätzen. In Gesellschaft kommt er super klar und wirkt sehr sympathisch auf Menschen bei Unterhaltungen. Anfangs habe ich ihn als einen sehr schüchternen Menschen eingeschätzt und ich fand das auch sehr süß. Außerdem geht er mit Frauen auch respektvoll und höfflich um (keiner dieser Machos). Er ist 30 Jahre alt und ich bin seine erste Freundin (auch Sexualpartnerin). Das liegt daran, dass er 1. generell nie auf Menschen/Frauen zugeht und das ist wirklich sehr extrem ausgeprägt bei ihm, 2. allem anschein nach sehr wählerisch ist, da er bereits einige Dates hatte, aber diese Frauen nicht als die "Richtige" empfand.
Zu mir: Alle diese Eigenschaften von ihm empfand ich als sehr reizvoll anfangs. Ich hatte einige schlimme Beziehungen hinte mir und eine schlimme Kindheit gehabt. Dadurch entwickelte ich eine Bindungsangst. Ich fand ihn äußerlich attraktiv, dachte mir aber auch, dass er eine gute Wahl wäre, da ich mich bei ihm bestimmt sicher fühlen kann. Ich habe durch diese Beziehung gemerkt, dass ich auch emotional abhängig bin und fordernd.
Einmal zur Geschichte:
Er ist sehr sehr stark zurückgezogen, irgendwie auch egoistisch und irgendie auch sehr kühl. Ich sage irgendwie, weil ich mir nicht sicher bin, ob meine Einschätzung richtig ist, oder ob ich nicht einfach zu fordernd bin. Hier einige Sachen die passiert sind:
Ich habe Bindungsangst und ich versuche diese Angst zu überwinden. Ich möchte mir dazu noch profissionelle Hilfe holen, aber das ist gerade nicht Thema. Er sagt z.B. dazu sehr wiedersprüchliche Sachen. auf der einen Seite hat er häufig gesagt, dass er mir dabei helfen und mich unterstützen möchte. Wir haben regelmäßig darüber gesprochen, wovor ich mich fürchte, in welchen Situationen die Angst kommt etc.. Mehr an Hilfe (die Gespräche) gab es auch nicht von ihm. Sobald es zu Konfliktsituationen kam, mit denen ich nicht zurecht kam, hat er nichts von dem, worüber wir gesprochen haben, umgesetzt, um mir irgendwie in solchen Situationen zu helfen mit der Angst zurecht zu kommen. Sich selbst darüber informieren möchte er sich auch nicht. Und er hat auch schon selbst zu mir gesagt ich zitiere "ich möchte mich um solche Probleme nicht kümmern müssen". Mittlerweile sagt er auch, er will auch gar nicht darüber reden, weil, und ich zitiere "er will nicht reparieren müssen, was andere angerichtet haben, ich möchte eine normale Beziehung ohne Probleme". Ich weiß, dass es mein Problem ist und er nicht dafür verantwortlich ist, sich darum zu kümmern und schon gar nicht zu reparieren. Aber das erwarte ich auch nicht von ihm! Ich möchte lediglich, dass er interesse an meinen Problemen zeigt und sich eventuell selbst im Internet darüber informiert, oder mit mir darüber spricht und mich in solchen Situationen unterstützt, da es für mich alleine sehr schwierig ist mit der Angst umzugehen, sobald es zum Konflikt kommt. Seit dem wir uns kennen, sage ich ihm das immer wieder und fordere seine Unterstützung ein, aber es ändert sich nichts.
Nächste Sache, er ist sehr kühl und distanziert und irgendwie egoistisch. Er ist noch nie einen Schritt auf mich zugegangen. Die gesamte Beziehung führe ich. Er ist eher der passive. Und seine Handlungen sind auch eher passiv. Während ich mehr aktive Handlungen unternehme und die Initiative zeige. Nach jedem Streit leite ich die Versöhnung ein. Von ihm kommt erst was, wenn ich den ersten Schritt getan hab. Er empfängt mich dann auch mit offenen Armen und Verzeiht mir, erwartet keine Entschuldigung, dass ist dann seine (passive) Art zu zeigen, dass er mich liebt... Mir gibt er damit das Gefühl, dass ich für ihn wertlos bin. Denn solange ich nichts schreibe oder sage, tut er das auch nicht. Und das haben wir mal 6 Monate durchgezogen. (Hier muss man sagen, es kam zu einem Streit der eskalierte und nach 1 Jahr Beziehung sagte er mir, dass er nicht wüsste, ob er mich überhaupt geliebt hätte). Eine Trennung von 6 Monaten nach einem Streit. Ich bin nur deswegen stur geblieben, weil ich gucken wollte, ob er um mich kämpfen wird. Nach einer Versöhnung sagte er mir, dass er mich unheimlich vermisst hat und sehr unglücklich war, mir aber nicht hinterher rennen wollte, da er sich unfair behandelt von mir gefühlt hatte, weil ich nach dem Streit ihn ignoriert hatte. Nach dem er mir 1 Jahr lang erzählt wie sehr er mich liebt und ich die perfekte für ihn bin, stellt er das am Ende urplötlzich in Frage und ER fühlt sich unfair behandelt, weil ich darauf hin deswegen sauer war?! Sein ernst?. Er war außerdem der Meinung, wenn ich ihn liebe, werde ich selber kommen. Er sagt, er rennt keinem hinterher. Auch während eines Streites sucht er lieber seine Ruhe und schreibt mir dann zum Beispiel einfach nicht mehr. Für mich, die Bindungsangst hat und mit Konflikten nicht zurecht kommt, ist es in dem Moment die pure Hölle. Ich würde die Konflikte gerne klären. Er will lieber Konflikte einfach ruhen lassen und sich vertragen ohne darüber zu reden. Da ich aber ein Gespräch einfordere, da einige Konflikte nicht einfach so beiseite gelegt werden können, sucht er dann die Flucht und distanziert sich komplett. Ich versuche auch in der Ich-Form zu sprechen und gezickte und Vorwürfe zu vermeiden, dennoch will auch ganz ruhig über Konflikte nicht sprechen. Er hat zu mir gesagt ich zitiere "meine Ruhe zu haben ist mir wichtiger, als deine Gefühle, wenn du mit mir zusammen sein willst, musst du dich mir anpassen, nicht umgekehrt"... Er ist eben auch eine Person die gerne alleine ist und diese Ruhe genießt. Mit Freunden trifft er sich vielleicht 1 mal im Monat.
Er ist 1x nach einem Streit auf mich zugekommen, und das war nur durch Zufall. Ich war auf der Arbeit und er wollte sein Fahrrad abholen, dass vor dem Laden stand. Dann hat er das Licht am Arbeitsplatz brennen sehen und sich erinnert, dass ich dort bin. Ich dachte er wäre meinetwegen gekommen und habe mich riesig gefreut, dass er endlich mal einen Schritt auf mich zukam. Aber dann sagte er, er wollte eigentlich nur sein Fahrrad abholen und hat das zufällig gesehen und ich soll mal froh darüber sein, dass er überhaupt zu mir gekommen ist, er hätte auch mti dem Fahrrad direkt nachhause gehen können. Ich war so enttäuscht.
Hinzu kommt noch, dass er bereits 2 mal sein Verpsrechen gebrochen hat und damit mein Vertrauen missbraucht hat. Wir hatten mittlerweile schon so viele Konflikte (enstanden durch meine Angst), dass wir beide vom Verhalten des anderen einfach nur genervt sind. Wir wissen beide genau, wie ein Konflikt anfängt und wie es aufhört. Da frage ich mich, wieso er nicht bereit ist, diesen Teufelskreis zu brechen und alles immer wieder genau gleich macht? Er hat absolut keine lust sich zu ändern oder sich etwas mühe zu geben. Aber eine Beziehung ist doch keine Einbahnstraße. Ich versuche schon an mir zu arbeiten und Muster in der Beziehung zu durchbrechen, ich kann das alles nicht alleine.
Diese Einstellung, dass er sich für nichts mühe geben will, hat ihm auch im beruflichen Leben Probleme gemacht. Nach seiner Ausbildung wollte unser Chef (wir arbeiten zusammen), nicht übernehmen. Auch anderen Arbeitgebern, bei denen er sich beworben hatte, haben ihn aufgrund seiner Einstellung nicht genommen.
Mir ist aufgefallen, dass man zu ihm sehr gut durchdringen kann, wenn man auf ihn mit Liebe und Zuneigung reagiert und ihm viel positives zuspricht. Dann ist er auch bereit etwas entgegen zu kommen und sich etwas mehr mühe in der Beziehung zu geben, aber das schaffe ich nicht immer, da es in manchen Situationen selbstkontrolle erfordert und die habe ich in Konflikten nicht.
Jetzt habe ich natürlich viel negatives über ihn erzählt, er hat auch sehr positive Seite. Wäre er nicht Kühl und Distanziert in Konflikten und würde er mich eifnach nur unterstützen mit der Bindungsangst, wäre es für mich sonst die perfekte Beziehung, da mich sonst nichts an ihm stört. Ich erwarte lediglich etwas mehr Einsatz von ihm. Genau diese Forderungen bringen ihn auf Distanz. Sagt er selbst. Und hier ist das Dilemma, denn ich möchte mich für meine Bedürfnisse einsetzen. Ich bin nicht der Meinung zu hohe Forderungen zu stellen. Ich stelle Forderungen auf, die in anderen Beziehung selbstverständlich sind. Also sowas wie Unterstützung und Interesse. Das ist für ihn zuviel. Er sagt er ist egoistisch, weil er eine sehr lange Zeit nur alleine war. Auf der einen Seite würde es so perfekt passen, wenn er etwas anders wäre, auf der anderen Seite passt es zwischen uns nicht. Es passt alleine deswegen nicht, weil ich Familie und Ehe will und er absolut nicht. Da frage ich mich, was er, bei all den Unterschieden und Kofnlikten zwischen uns, von mir will und sich das immer wieder mit mir antut. Und er sagt darauf, dass er nicht wüsste was die Zukunft bringt, vielleicht will er doch eine Familie später und er will uns nicht aufgeben. Schön und gut dass er uns nicht aufgeben will, aber warum tut er dann nicht aktiv was für die Beziehung? Er sagt auch regelmäßig ich sei die perfekte Frau für ihn. Ich bin seine erste Freundin nach all den Jahren und ich hätte alles was er sich an Frau wünscht.
Ich bin so glücklich und gleichzeitig so unglücklich mit ihm. Ich schaffe es nicht mich entgültig von ihm zu trennen. Die 6 monatige Trennung war die Hölle für mich. Ich schaffe es nicht die Vorstellung aufzugeben, dass es eines Tages perfekt zwischen uns sein könnte und er sich ändert. Er sagt, dass er weiß, dass er seine Einstellung ändern muss. Jetzt hab ich angst, dass er sich irgendwann zum positiven ändert und eine andere findet und ihr das gibt, was er mir nie gegeben hat. Das würde mich so verletzen... Ich drohe seit paar Monaten damit, dass ich unglücklich bin und er mich verlieren wird. Dann bin ich inkonsequent und gebe nach. Kein Wunder, dass er auch kein Problem damit hat auf Distanz zu gehen, er weiß dass ich jedesmal angerannt komme. Ich traue mich gar nicht auf Distanz zu gehen, weil ich weiß er würde nie bei mir ankommen. Er ist emotional viel stabiler als ich. Konflikte bereiten ihm wenig Probleme und er kann sich sehr gut von seinen Gefühlen distanzieren und sich auf sich selbst oder anderes konzentrieren. Ich bin schwach im vergleich zu ihm.
Mir ist meine Misere bekannt. Ich weiß, dass ich an mir arbeiten sollte. Ich hab einfach das Gefühl, dass ich mir ein Bein für ihn ausreise und er nicht ansatzweise sich die selbe Mühe gibt. Und wenn er sich mal die kleinste Mühe gibt, ist das auch schon mehr als genug und ich soll dafür Dankbar sein. Ich habe mit ihm so oft über all das gesprochen und er sagt, dass Problem sei, dass ich zu viele Forderungen stelle und ihn dadurch verjage und außerdem auch die Dinge zu eng sehe, da er nichts davon absichtlich macht und mich nicht absichtlich verletzen will. Was ich ihm auch nicht unterstelle, aber ich kann nicht nachvollziehen, wieso er nichts an seinem verhalten ändert, wenn er doch jedesmal einsicht zeigt, sobald ich mit ihm darüber spreche und wenn er doch sieht das es mich verletzt. Wenn eine Sache 100x passiert und man merkt, es verletzt den Partner und man redet darüber, man ist einsichtig, warum ändert man es nicht dann?!?!
Ich bin so verunsichert, ob er egoistisch ist oder ich einfach nur zu fordernd. Er wirkt immer so sympathisch auf andere Menschen und ist an sich ein unkomplizierter Mensch. Ich wirke eher unsympathisch auf Menschen und bin sehr kompliziert. Ich hab das Gefühl ich bin das Problem in der Beziehung und das ich die ganzen Situationen eifnach nur falsch einschätze ...
Es tut mir leid für den langen Text, wir haben uns getrennt und ich weine seit 2 Tagen ununterbrochen... Wer sein Senf dazu geben möchte kann es gerne tun.
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Hallo.
Es tut mir sehr leid für dich, dass ihr nun getrennt seid.
Vielleicht ist nun wirklich die Zeit gekommen, dass du dir professionelle Hilfe suchst. Schiebe das bitte nicht auf die lange Bank, denn damit tust du dir keinen Gefallen.
Auf deine Ausführungen werde ich nicht eingehen, da es sich lediglich um deine Sichtweise handelt und ich leider auch Erfahrungen mit einer bindungsängstlichen Person sammeln musste.
Das Problem bei Mensch mit Bindungsangst ist, dass sie durch ihr eigenes Verhalten eine Beziehung Stück für Stück demontieren ohne dies jedoch zu erkennen. Stattdessen suchen sie die Schuld stets beim Partner.
Das alles sind unterbewusste Vorgänge und nur für Außenstehende, die sich mit der Materie auskennen, zu erfassen.
Du bist Dir deiner Bindungsangst bewusst; das ist schon mal ein guter Anfang. Nun musst du lediglich lernen, dein eigenes Verhalten zu reflektieren und verstehen, wie sich das auf andere Personen auswirkt.
Mit bestem Gruß Wackelzahn
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