Nach 11 Jahren Beziehung traf ich mich (57) am Neujahrstag mit einem Mann (53), wir hatten schnell eine Wellenlänge, durch gemeinsame Interessen (Sport, Ernährung) und erzählten uns pausenlos unsere Erfahrungen in Bezug auf Gesundheit, Ernährung etc. Er bat mich, ihn auf einer Reise zu begleiten (getrennte Zimmer/ gemeinsames Appartment). Zwei Tage später begannen wir die Reise. Es entwickelte sich eine wunderschöne Romanze. Nach dem Kurzurlaub zog ich zu ihm. Er trug mich auf Händen, wollte jede freie Minute mit mir verbringen, wusch meine Wäsche, machte mir Essen - wir machten alles gemeinsam: Zähne putzen, Sport, Einkaufen, es gab uns nur im Doppelpack. Auch zum Männerabend bestand er darauf, dass ich an seiner Seite bin, im Supermarkt oder anderen Öffentlichkeiten hat er immer sein Revier markiert und mich geküsst. Zu jedem Arztbesuch kam er mit, zum Frisör - überall. Ich fand das alles sehr angenehm, da ich in der vorherigen Beziehung diese Dinge vermisst habe. Jedoch fühlte ich mich in seinem Haus irgendwie unselbständig und mir fehlten die Aufgaben. Er ging nicht arbeiten (dauerkrank - ohne wirklich krank zu sein) Ich wurde auch oft gemaßregelt, da er extremst pinkelig und ordentlich war, ich solle die Spülmaschine nur so einräumen, die Schuhe gehören neben der Matte und nicht darauf. Ich darf nicht das Türblatt anfassen, nur die Türklinke, ansonsten wurde sofort mit dem Lappen wieder die Tür abgewischt. Beim gemeinsamen Kochen und Backen führte er stets Regie, obwohl ich das auch ganz gut kann. Ich wurde immer angeleitet. Der Ton wurde auch mal schärfer, wenn meine Wahrnehmung (ich habe nicht gleich den Strauß Blumen im Nachbarzimmer gesehen) für seine Begriffe wieder zu wünschen übrig ließ. Ähniche Situationen gab es häufig.
Er lebt reizarm, d. h. kein Radio, kein TV, Handy sehr eingeschränkt - anfangs fand ich das ok, aber wir saßen dann jeden Abend auf seinen exakt geputzten Küchenbänken und tranken Alkohol (mal mehr mal weniger) und unterhielten uns. Das Wohnzimmer war wie eine Bauernstube ohne Couch eingerichtet. Ich habe dann bald mein Haus vermisst, wollte aber auch mit ihm zusammen sein. Schaute ich mal länger aufs Handy, wurde ich mit Blicken und schlechter Laune abgestraft. Er bezeichnete mich dann immer als verwirrt. Auch konnte er mich nach Streitigkeiten einfach ignorieren und ich lag die ganze Nacht im Bett neben ihm und war schlaflos und traurig. Er war z. B. einmal richtig sauer mit mir, als er zum Männergeburtstag eingeladen und ich ihm zugeredet habe hinzugehen, dass ich die 2 h nutzen könnte, um mich mit einer Freundin zu treffen. Ich bekam Vorhaltungen, dass er sich Gedanken macht, mit mir zusammen zu sein und nicht zu dem Männergeburtstag zu müssen.
Ich lag dann auch eine knappe Woche im Krankenhaus, er brachte mich hin und hat sich total rührend um mich gekümmert. Kam 2x am Tag zu Besuch und meinte, dass er es total schön findet, sich jetzt in der Situation um mich kümmern zu können.
Ab und an wollte ich auch mal in meinem Haus sein, aber mit ihm, das wollte er nicht so richtig. Ich wollte einfach mal mit meinen guten Elektrogeräten kochen, backen, auf der Couch liegen, in der Wanne baden (es gab nur waschen bei ihm und ab und an mal duschen). Er half mir jedoch sehr kräftig auf meinem Grundstück, er hat unheimlich viel Energie und schaffte damit auch sehr viel. Letzten Freitag arbeiteten wir in meinem Garten, er wollte das frische Grün verbrennen, mir war klar, das es nicht gelingt, aber vielleicht schafft er es ja, dachte ich. Ich war nun sauer, dass der ganze Schnitt in der Ecke lag, anstatt ihn gleich zum Depot gebracht zu haben - das wars, er war super beleidigt, hat kein Wort mehr mit mir gesprochen. Mich nach 2 h gefragt, ob ich nun mit zu ihm komme - das wollte ich nicht, weil ich wusste, dass ich wieder mit Liebesentzug abgestraft werde.
Nach 24 h bin ich zu ihm gefahren, da hatte er bereits das Schloss ausgetauscht und alle meine Sachen gepackt. Ganz kurz waren wir auf Versöhnungskurs - ich habe aber die Nacht bei mir verbracht. Am nächsten Morgen schrieb er mir, dass er über Nacht gesehen hat, dass ich Facebook und Instagram wäre und er mit einer Frau, die so in der Öffentlichkeit steht, nichts anfangen könnte. Er wusste das, aber irgendwie hatte er meine Profile recherchiert und fand die Fotos nicht so doll (das sind jedoch ganz normale Fotos beim Sport, Urlaub usw. nichts anrüchiges).
Das alles kam vollständig aus dem kalten, wir hatten so viele Sachen geplant für die Zukunft und auch einen Kurs zum Tanzen begonnen, den wir verlängern wollten. Vier Tage vorher haben wir die letzten 4 Monate zurückgeblickt und es gab keine bösen Worte.
Was ist mit diesem Mann nicht richtig. Ich glaube, er war ängstlich, dass ich ihn verlassen könnte, vielleicht eifersüchtig auf die social Media Sachen? Ich denke auch, dass da ein paar Machtspielchen dabei waren, er wollte mich immer dominieren. War aber auch super fürsorglich, extrem lieb, sehr stolz, so eine Frau an seiner Seite haben zu dürfen.
Er hat noch einen Autoschlüssel und Hausschlüssel, ich habe nichts mehr, wo er sich Zeit lässt, diese herauszugeben - warum, wenn er den Schluss wollte.
Mein Herz hängt immer noch an ihm und ich möchte gern wissen, warum er kurzentschlossen alles beendet hat.
Vielen Dank fürs lesen.
