Begierig, kundig, eingedenk...oder Schiffe versenk
Niemand ist hier wahrlich liebes-kundig lautet mein Zitat, und Du meinst also, ich schiesse übers Ziel hinaus, oder führt nicht der einzige Weg AUS der Misere DURCH die Misere hindurch? -
Ich lese hier seit Monaten sich endlos wiederholende Manifeste von LIEBLOSIGKEIT und MITTELMÄSSIGKEIT und KLEINLICHKEIT, diese drei "Geistes-Killer" scheinen die allgemeine Leitlinie dieses Forums zu sein, welches sich hochstaplerisch als "Liebe und Beziehung" ausgibt, jedoch unter diesem Titel nichts anderes anzubieten weiss als kleinliche Milchmädchenrechnungen und Vorwürfe auf einem Niveau, über das eine aufgeklärte Person des 18. Jahrhunderts nur müde gelächelt hätte
..."fremdgeküsst" - "3 Kilo zuviel" - "Restaurantrechnung teilen" - "Pornos geschaut" - und das alles mit tierischer Vernunft vorgebracht und erbsenzählerischer Lazarusmiene, welche ja in Deutschland immer als Auszeichnung des Mimen gilt - oh Göttin der Liebe, welch Ach und Graus über eure Nöte, ich krieg gleich den moralischen Supergau und den Literaturnobelpreis noch dazu, wenn ich kommentieren darf, auf welchen Verständnis- und Sprachniveau diese "weltbewegenden Probleme" abgehandelt werden...
Wo sind die positiven Abweichungen vom Durchschnitt, welcher sich selbst, wie auch hier ersichtlich, schon virtuell Repressalien versprühend auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner solidarisiert..? An dieser - für alle offensichtlichen - betrüblichen Tatsache ändert sich nicht das Geringste, wenn einige wenige, seltene Ausnahmeerscheinungen zitiert werden, die im Übrigen ohnehin nur Intespräche einiger weniger darstellen und nicht ausschlaggebend für die Qualität - die "Gesamtfitness" - dieser verrohten Forenkultur sind.
Ich spreche nicht von einzelnen mir völlig unbekannten Menschen, welche hier ihre Vorstellungen zum Besten geben, sondern von einer allgemeinen Haltung, welche NICHT identisch ist mit ihren Vertretern und deshalb auch durch ein Relativieren nicht aus der Welt geschafft wird.
Ein Forum wie dieses ist hoffentlich nicht repräsentativ für die Gesamtheit einer pluralistischen Gesellschaft im Sinne einer Abbildung oder auch nur Standbild-Aufnahme, doch es ist seismografisch; es offenbart wesentliche Tendenzen in unserer Gesellschaft, es zeigt nicht nur Randerscheinungen, sondern problematische Trends, die allgemeiner und verbreiteter sind, als wir uns zu träumen wagen.
Und die Trends lauten leider, dass Menschen KONFEKTIONIERT werden und sich bereitwillig wie die Lämmchen vor dem Schlachter konfektionieren lassen, dass sie - offensichtlich gerade in Deutschland - alles nur Erdenkliche tun, um in ein möglichst kleines Raster der Mittelmässigkeit zu passen und somit auch ihre Beziehungen auf dem kleinsten denkbaren, fühl-baren Nenner leben. Nichts an Fantasie, nichts an eigener Intelligenz (welche sicher vorhanden ist!), nichts an Mut, Kreativität und Schaffensfreude wird hier investiert, nein im Gegenteil fragen gestandene Erwachsene lemmingartig und unaufgeklärt für jede Lappalie um Patentrezepte und haben offenkundig nichts mehr im Sinn, als für das eigene Ego den grösstmöglichen Vorteil herauszuziehen.
Und nichts wird mehr in Eigenverantwortung getan, nichts wird auch auf eigenes Risiko hin getan, es muss alles "kalkuliertes Risiko" sein - gerade das ist absurd in der Liebe! Da wundert ihr euch noch, dass frhere Generationen glücklicher waren, dass die Augen alter Männer und Frauen leuchten, wenn sie von ihrer grossen Liebe erzählen, dass so manche ältere Dame hundertmal mehr von der Liebe versteht - und ausstrahlt - als die orientierungslosen Cyber-Bitches von heute?
...Vielleicht liegt das Glück der ÄLteren daran, dass die alte Dame ihre grosse Liebe nicht habgierig-berechnend ausgehorcht und ausgepresst hat in der Berechnung, sich ihr ganzes Leben nach Schema F und Düsseldorfer Tabelle von ihm finanzieren zu lassen? Vielleicht hat der alte Herr niemals Stunden in Debatten verbracht, wie der unsägliche Makel seiner grossen Liebe, nämlich brünette statt blonder Haare oder gar eine Abneigung gegen Analverkehr, zu verkraften sei? Vielleicht hat man Selbstachtung - und damit auch RESPEKT vor dem Anderen gehabt und ihn mal als Menschen betrachtet, mit eigenem individuellen Schicksal und not-wendiger Gefahr im Zusammen, und die Liebe als erstrebenswertes Geschenk und nicht als 0815/Konsumgut?
Liebe, das ist Selbstachtung, das ist Charakter in Performanz, das ist gefahrvolles Spiel und dem muss sich hingegeben werden mit allen Ressourcen der Persönlichkeit... Was hier abgezogen wird, ist ein "Malen nach Zahlen" in Gefühlsdingen, Heinrich Heine würde sagen, eine Beschäftigung fürs zahme Hausgeflügel...
"Wer dem Unglück ausweicht, wird auch das Glück nicht erleben" - die sogenannte Spassgesellschaft wird, wenn sie nur EINEN Teil des Dramas zulässt, an ihrer eigenen bornierten Minderwertigkeit ersticken - und diese Minderwertigkeit ist eine des Herzens.