Sorry für die komische Frontzeile. Und sorry, dass das jetzt ein ziemlich langer Text werden wird ;-).
Ich lese seit einiger Zeit hier im Forum (Als Typ ^.^). Und was die Ausgangssituation vieler Threads ist, ist dass in einer Beziehung "plötzlich die Liebe weg ist".
Eben hab ich noch nen Thread gelesen, indem die Frau ihren Mann zitiert: Er hat festgestellt, dass er "sie nicht mehr liebt"; er "dachte zuerst, das liegt am Stress"; dann war die Liebe aber doch einfach weg.
Dazu gibt es ein ganz hübsch getextetes Lied von Annett Louisan (darf ich die Lyrics hier posten, oder muss ich dann GEMA-Gebühren zahlen *g*?):
----------
dieser Tag schlägt noch gar keine Wogen
doch irgendwie kennt sie ihn schon
es läuft so ne Art Wiederholung
und es handeln die selben Personen
und alles war irgendwann neulich
die zweisamen Jahre vergehn
gegossen in eiserne Treue
es gibt keine Schuld zu gestehn
und kein Grund zu gehn
bis aufs Blut ineinander verwoben
und bis auf die Knochen vertraut
zwei Leben wie Feder und Nut
nach Maß aufeinander gebaut
allen Stürmen getrotzt
n paar Wünsche erfüllt
die Leidenschaft gut in den Alltag gehüllt
jeder Blick sieht gekonnt über Fehler hinweg
läuft alles perfekt nur die Liebe ist weg
---------
So etwas sehe ich die ganze Zeit. Und ich meine nicht nur: Hier im Forum. Bei meinen (zahlreichen) weiblichen Freundinnen mit ihren jeweiligen Beziehungen. Bei meinen männlichen Freunden mit ihren Beziehungen. In allen Zeitungen, Büchern. Und: Auch hier im Forum.
Mich macht das nachdenklich.
Ich bin erst 25... vielleicht habe ich diese Erfahrung einfach noch nicht gemacht? Ich empfinde zu Menschen, mit denen ich lange und viel Erfahrungen geteilt habe immer eine Art tiefer Zuneigung. Und die verschwindet nicht einfach. Selbst wenn ich mich getrennt habe weil die Beziehung nicht gut für mich war, habe ich hinterher immer mindestens ein halbes Jahr wie ein Hund gelitten. Dass man einen Menschen sehr lieb hat - und für mich ist das "Liebe" - verschwindet nicht "einfach so". Zumindest bei mir nicht. Ich ertappe mich sogar eher dabei, dass ich auch Mädels gegenüber mit denen ich schon Jahre auseinander bin, die ich seither kaum gesehen habe und mit denen die Beziehung nicht wirklich schön war noch öfters eine gewisse Verantwortung/Zuneigung empfinde (ohne konkrete Situation, einfach beim Denken an die betreffende Person)... nichts psycho-verwirrtes, einfach ein ruhiges Gefühl, dass ich mich freuen würde wenn es ihr gut geht. Ohen dass ich die betreffende Person jetzt deswegen unbedingt anrufen müsste bzw. das Bedürfnis verspüren würde wieder eine Beziehung anzufangen. In gesteigerter Form ist das das gleiche Gefühl, das bei mir auch in einer längeren Beziehung besteht. Oder in einer langen Freundschaft.
------------
Aber von anderen höre ich immer: Unabhängigkeit... Selbstverwirklichung... die Liebe ist einfach weg.
Ich möchte auch unabhängig sein! Mich selbst verwirklichen, Liebe empfinden. Ich "moralisiere" also das Funktionieren der anderen gar nicht - ich meine NICHT, dass man eben zusammen bleiben soll auch wenn man total unzufrieden ist. Ich bin nur überrascht, dass so viele in ihren Beziehungen "plötzlich aufwachen", die Liebe "weg ist" und dann Selbstverwirklichung in Widerspruch zur Beziehung gerät.
Ich hatte immer das Gefühl - vielleicht ist das gar nicht richtig und liegt nur an meinem zarten Alter? - dass solche Äußerungen nur möglich sind wenn Personen nie die Rationalität hatten wahrzunehmen dass (auch romantische) Verknalltheit oder Geilheit auf der einen Seite und Zuneigung/Liebe auf der anderen Seite (auch innerlich) ganz verschiedene Dinge sind?
Natürlich kenne ich das auch, dass man von einem Mädel hormonell umgehauen wird, an nichts anderes mehr denken kann etc... aber das habe ich immer nur entweder in den ersten zwei Monaten gehabt oder bei Beziehungen die sonst total disfunktional waren (mE der selbe Effekt wie "Versöhnungssex" - wenn ansonsten Drama ist, ist auch die romantische Anhänglichkeit größer).
Fast alle anderen scheinen das anders zu sehen. Liebe ist zuerst "einfach da"... und dann irgendwann "einfach weg".
So, jetzt wiederhole ich mich nur noch, Zeit aufzuhören ;-).
Auch hab ich das alles jetzt recht zynisch dekonstruiert ^.^. So verkopft sehe ich das gar nicht, das kam jetzt nur beim Schreiben so raus.
Der Grund warum ich schreibe ist einfach: Ich habe zunehmend Angst. Wie soll ich mich denn mit meinen "romantischen" Vorstellungen bei Frauen fallen lassen? Wenn ich auf der Suche nach einer "Gefährtin" bin, und die Dame jeden Tag ankommen kann und sagt: "Sorry Schatz, ich funktioniere da einfach ganz anders als du. Tiefe Zuneigung empfinde ich grundsätzlich nur meinen Eltern gegenüber oder Kindern. Bei Männern kann immer die Liebe plötzlich weg sein, und mit dir ist es jetzt soweit."
Ich habe überhaupt keine Probleme Frauen kennenzulernen - im Vergleich zu meinen Freunden und Bekannten bin ich da weit überdurschnittlich "erfolgreich". Auch der Rest meines Lebens stimmt soweit - ich bin mit meiner beruflichen Entwicklung sehr zufrieden, mag meine Freunde sehr, ich hab sehr viele Interessen, bin sehr aktiv, sprich: Ich bin mit meinem Leben sehr glücklich. Nur diese eine Sache funktioniert überhaupt nicht - ich kann mich auf Frauen zunehmend nicht mehr; inzwischen eigentlich gar nicht mehr einlassen iSv emotional richtig fallenlassen.
-
Was denkt ihr?