Hey ihr, nach langem Mitlesen habe ich mich auch mal angemeldet. Ich bin derzeit ein wenig hin-und hergerissen und wollte euch mal nach euren Ratschlägen und Erfahrungen fragen.
Folgendes: Ich (21) bin seit 2 Monaten mit meinem Freund (25) zusammen. Wir genießen die Zeit zusammen und verstehen uns grundsätzlich super! Wenn da nicht, die eine Sache wäre, bei der ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Sein Drogenkonsum.
Ich habe ihn im Januar kennengelernt und er war sofort offen und ehrlich zu mir und erzählte mir alles über seinen Konsum. Ich war vorerst komplett verschreckt und habe den Kontakt vorerst abgebrochen aber wir haben auf Umwegen wieder zueinander gefunden.
Er studiert Medizin. Nächstes Jahr schließt er sein Studium ab. Seit Beginn seines Studiums wirft er ab und an, wenn er mit seinen Freunden auf Techno Partys geht MDMA und zieht Speed. Mit "ab und an" meine ich 4-5 mal im Jahr, so alle 3 Monate. Zudem kifft er mind. 1 mal pro Woche. Er macht diese Sachen nie allein, sondern nur, wenn er mit Freunden unterwegs ist (MDMA und Pep nur auf Partys). Nie während der Klausurenphase und (das ist für mich das wichtigste) nie, wenn wir uns sehen. Ich selbst kiffe auch 1-2 mal im Jahr, rauche und trinke auch gern mal.
Ich habe mich schon lang und ausführlich mit ihm unterhalten und habe stark das Gefühl, dass er den Konsum gut im Griff hat und wenn nötig auch nur einmal im Jahr auf Partys etwas schmeißen möchte. Vor allem, weiß ich, dass er viel Rücksicht auf mich nimmt, zu 100% ehrlich ist und er mir zuhört. Ich habe ihm noch nie etwas angemerkt, dass die Drogen ihn verändern und er macht einen sehr stabilen Eindruck. Ich weiß, dass er Pausen machen kann. Er hat jetzt seit einem halben Jahr nichts mehr auf Partys geschmissen. Und 3 Wochen auch schon nicht mehr gekifft, einfach weil er sich selbst beweisen will, dass es auch ohne geht. Wenn er es doch macht, entscheidet er sich bewusst an dem Abend dafür, plant es sogar schon fast.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass er die Drogen maximal reduziert, ich ihn aber nicht bevormunden soll und keine Verbote aussprechen werde. Das bringt eh nichts.
Die Drogen haben bisher keinen Einfluss auf seinen Alltag. Er kommt allen Verpflichtungen nach und sein Studium läuft gut. Er hat sein restliches Leben im Griff. Er hat auch ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern (auch wenn die von den Partydrogen nichts wissen). Er sagte mir klipp und klar, dass, wenn er aufhört, das nicht wegen mir machen will, sondern weil er es für sich selbst so entscheidet. Und das finde ich auch richtig. Ich weiß, dass irgendwann der Tag kommt an dem er wieder feiern geht und etwas schmeißt. Nächstes Jahr ist er dann aber fertig mit studieren und er sagt, für ihn sei mit dem Eintritt ins Berufsleben als Arzt vorbei.
Meine Frage: da die Beziehung wirklich noch nicht lang besteht: Denkt ihr, dass man trotz dieser Sache eine ordentliche Beziehung aufbauen kann? Und... ist es möglich, ohne professionelle Hilfe diesen Umstieg von Studenten- auf Berufsleben zu meistern und die Drogen sozusagen als "wilde Studienzeit" abzustempeln?
Mich beunruhigt eben, dass er diesen Konsum (auch auf dem gleichbleibendem Level) seit den 6 Jahren seines Studiums betreibt und das ist, finde ich, schon eine lange Zeit. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch, dass das Konsumverhalten seit 6 Jahren nicht stärker geworden ist, er es also schon steuern kann, und er nicht in eine schlimme Sucht abgestürzt ist und die Kontrolle über sein Leben behalten kann. Und offensichtlich sein Studium meistert. Ich frage mich, ob ich den ganzen eine Chance gebe oder ob ich Reisaus nehme. Ich muss aber dazu sagen, dass ich selten so einen tollen, gutherzigen und aufrichtigen Menschen kennengelernt habe. Und der Sex passt auch 😉
Danke für eure Antworten :)