Hi zusammen,
obwohl ich schon lage auf gofeminin als Leserin ubterwegs bin, poste ich jetzt zum ersten mal.
Ich bin seit ca einem Jahr in einer Beziehung mit einem recht anständigen, liebevollen Mann (wir nennen ihn jetzt mal Christian) und habe aber das Gefühl dass alles schon zum stocken gekommen ist. Ich fühle keine Verliebtheit, es fühlt sich eher wie eine Freundschaft an und mir fehlt etwas sehr esentielles, was in allen meinen vorherigen Beziehungen immer vorhanden war.
Zum Hintergrund. Wir sind beide um die 30 Jahre alt. Als wir uns kennengelernt haben war ich frisch nach einer schmerzhaften "Trennung" von jemanden (wir nennen diese Person jetzt mal Jake), den ich sehr geliebt habe, wieder single und eigentlich noch gar nicht richtig erholt. Ich schreibe "Trennung" in Klammern, da wir nie richtig zusammen waren. Er wollte nur Sex und ich war Kopf über verknallt in ihn. Es war jemand den ich schon seit 10 Jahren kannte und damals war ich auch schon arg in ihm verknallt, nur wollte er nichts von mir, ich akzeptiere es und daraus entwickelte sich eine Freundschaft (da wir auch größtenteils den selben Freundeskreis teilen haben wir uns regelmäßig gesehen und der Kontakt blieb erhalten). Dass wir dann, nach letztendlich 10 Jahren doch etwas zusammen angefangen hatten, beruhte auf seiner Initiative. Ich war äußerst überrascht, dass er doch Interesse an mich hatte und hab mich emotional hineingestürzt, hatte ein Kribbeln im Bauch und den geilsten Sex überhaupt. Nur hielt unsere "Affäre" nur ein halbes Jahr, da Jake sich keine Beziehung wünschte und sich aber trotzdem mit mir treffen wollte (zum Sex, logischerweise, da er von meinen Gefühlen und meinem Beziehungswunsch wusste). Wir sprachen öfters darüber und letztendlich haben wir es beendet, weil ich in einem Kreis der Verzweiflung hinein geriet. Unsere "Affäre" wurde auch auf seinen Wunsch von unserem gemeinsamen Freundeskreis geheim gehalten, was für mich einerseits sehr schmerzhaft war und anderseits mir die Möglichkeit nahm, mit jemandem darüber zu reden oder um Rat zu bitten.
Es war jedenfalls besser es zu beenden und wir sind im Guten auseinander gegangen, da ich ihn trotz allem sehr stark schätze.
Jedenfalls ging es mir danach sehr sehr schlecht. Ich hatte starken Liebeskummer und dazu kam auch eine Art Liebeskriese, da ich 30 geworden bin und mir Sorgen gemacht hab, dass es bei mir im Leben nicht mehr klappt mit Beziehung und Liebe. Alle Freunde um mich herum heirateten und bekommen Kinder, finanzieren zusamen Eigenheim. Nur Jake und ich waren noch single und es hätte perfekt gepasst (auch im Freundeskreis wurde oft darüber gemunkelt, dass wir gut zusammen passen würden, und mehrmals wurde versucht uns "zu verkuppeln", aber Jake wollte nie (bis wir zusammen heimlich was hatten)). Aber ich höre jetzt schon auf von Jake zu reden, das ganze ist jetzt 1,5 Jahre her.
Wenige Monate nach der Trennung hab ich dann Christian kennengelernt. Eine Freundin hatte ihn mir vorgestellt und ein Date zwischen uns eingefädelt, da wir so gut zusammen passen würden. Wir teilen Hobbies, wir haben den selben Styl, hören die selbe Musik, er wäre super lieb und vom Aussehen her auch mein "Typ". Und so lernten wir uns kennen. Es traf auch alles zu was über ihn gesagt wurde und ich war froh und glücklich, doch jemand passendes gefunden zu haben. Nur hab ich immer das Gefühl gehabt, wenig Priorität in seinem Leben zu haben. Arbeit und sein Freundeskreis gingen immer vor. Er hat allgemein wenig Zeit für mich und er ist auch nicht der, der gerne viel am Handy schreibt, eher kurz und knapp um etwas zu klären. In unserem getrennten Alltag hab ich mich oft alleine gefühlt. Wenn wir uns getroffen haben dann war er doch ganz lieb zu mir aber es fühlte sich trotzdem an, dass etwas fehlt. Die Verliebtheit. Ich hatte, auch beim Sex, nicht das Gefühl, dass er richtig auf mich abfährt, mich begehrt, mich toll findet oder überhaupt mich tiefer wahrnimmt. Wenn ich ihm etwas erzähle, hört er schon zu, und wenn ich etwas mit ihm unternehmen möchte oder einen Wunsch äußere, geht er schon darauf ein, aber von ihm selber kommt so gut wie nichts. Keine Details, keine Komplimente, kein großes wertschätzen. So als wäre es schon cool und praktisch mich als Freundin zu haben aber es würde ihm jetzt auch nicht großartig stören, wenn ich nicht da wäre. Ja, es schwingt einen Hauch Gleichgültigkeit mit.
Irgendwann hatte er dann finanzielle Probleme bekommen, wegen Finanzamt und seiner Firma und Corona, und ich bin dann, empathisch und selbstlos wie ich bin, eingesprungen, habe seine Miete gezahlt, die Einkäufe gemacht und ihm sogar meine Kreditkarte für Notausgaben gegeben, da es mir unheimlich lid getan hat und ich ihn unterstützen wollte. Er war dann schon dankbar dafür, aber es hat sich dann angefühlt, als würde er sich "bequem" zurück legen. Ich habe ihm dann auch im Haushalt geholfen und gekocht, und irgenwann kam kein Danke mehr. Er war abends nur erschöpft von der Arbeit und wollte kurz ein bisschen Sex, etwas anschauen und dann schlafen. Wenn ich mal von meinen Problemen gesprochen habe, hatte er zwar zugehört aber dann das Thema gewechselt oder ist halbherzig darauf eingegangen, so als würde es ihn nicht interessieren oder zusätzlich belasten.Ich habe enorm Rücksicht auf seine Situation genommen und hab meine Bedürfnisse zurück geschraubt und mir eingeredet, dass die Arbeit und sein Stress der Grund ist, warum er sich so wenig für mich momentan interessiert.
Und so sind aber nach und nach keine Gefühle für ihn gestorben, so dass ich inzwischen weder den Sex genieße noch mich sonderlich freue wenn ich am Wochenende zu ihm fahre und ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich mich frage, was mache ich mit ihm?
Andereserseits kennt ihn jetzt bereits jeder, ich hab ihn meiner Familie und Freunde vorgestellt und alle finden ihn mega sympathisch und sind begeistert, freuen sich für mich. Und wir verstehen uns ja gut, es gab bisher keinen großartigen Streit, er lässt mir meine Freiheiten, er ist mega treu und ehrlich, und wir teilen ein (sehr seltenes) Hobby zusammen, was uns glücklich macht. Und es gibt ja keinen richtigen Grund, mich von ihm zu trennen, er hat mir ja nichts getan.
Zum Thema Kommunikation: ich hatte einige Punkte mit ihm schon besprochen, dass es mir an Anerkennung und Wertschätzung fehlt und seit dem bemüht er sich tatsächlich und arbeitet daran. Er macht mir zwischendurch Details, aber die kleinen Sachen erfüllen mich nicht auf einer Ebene wir ich es mir wünschen würde. Liegt das an mir? Oder an Ihm?
Ich mache mir eben Sorgen um meine Gefühle, da ich oft an Jake denke, und an den Sex mit ihm, der so unglaublich hemmungslos und aufregend war. In letzter Zeit träume ich auch oft von ihm und wünsche mir heimlich, es hätte doch geklappt, ich hätte nur geduldiger sein müssen.
Und ich frage mich, ob mein Gefühlsverlust mit Jake zu tun hat oder mit der Tatsache, dass ich von Christians Art mich zu lieben, mehr erwarte als er mir geben kann oder will und ob die Sache überhaupt zukunkftsfest ist.
Was meint ihr dazu?