Guten Morgen, liebe Gemeinde.
Ich (24) bin in einer Lage, in der ich so ohne weiteres nicht mehr raus komme, aber erst einmal zum Anfang.
Im Oktober letzten Jahres wurde ich arbeitslos, mein Exfreund (34) hat sich von mir getrennt und ich habe mein Auto zu Schrott gefahren. Aber die Arbeit war scheiße und unterbezahlt und aus der fast 8-jährigen Beziehung komplett die Luft raus, also eigentlich eine positive Entwicklung, nur um mein Auto trauere ich immer noch ein wenig.
Jedenfalls ging ich relativ kurz nach der Trennung eine neue Bindung mit meinem Partner (23) ein. Dieser hatte und hat reichlich Probleme, angefangen davon, dass er schon im Januar bei mir eingezogen ist, da er sonst auf der Straße gelandet wäre, wo er in Vergangenheit auch schon mehrere Monate verbracht hat, über sehr hohe Schulden bis hin zu Sozialstunden. Mehr als ein mal habe ich mich gefragt, ob ich das Richtige tue, aber es ging alles so schnell, ich hatte gar nicht die Zeit zum Nachdenken.
Doch mittlerweile habe ich sie. Ich frage mich selbst, ob ich mich nur in die neue Beziehung geflüchtet habe, um nicht allein zu sein. Und ob ich das alles hab soweit kommen lassen, nur, weil er mir leid tat und ich mich irgendwie für ihn verantwortlich fühlte. Ursprünglich kommt er nämlich von weit weg und kam nur in diese Stadt wegen einer Frau. Er hatte nichts, außer ein paar Klamotten.
Er sagte von Anfang an, dass ich ihm schon länger aufgefallen bin, er aber nichts unternommen hat, da ich ja in einer Beziehung war. Nun ist es so, dass er mir ständig sagt, dass er mich liebt, wie toll ich sei, was für einen tollen Körper ich habe (trotz, oder grade weil ich 85kg wiege und er mollige Frauen mag), dass der Sex großartig sei und er mich heiraten und eine Familie gründen will.
Natürlich sage ich ihm auch, dass ich ihn liebe, aber ich habe einfach das Gefühl, ich belüge mich selbst... Außer in den ersten paar Wochen, empfand ich keine Schmetterlinge, also eher eine Verliebtheit, die sich aber wieder gelegt hat. Doch da hat er schon bei mir gewohnt.
Mittlerweile nervt mich alles einfach nur noch. Seine stinkenden Socken in der ganzen Wohnung, seine mangelnde Körperhygiene (er meint, er muss das erst wieder lernen, nachdem er auf der Straße gelebt hat, doch er wohnt nun schon 4 Monate bei mir und ich muss ihn immer noch dazu zwingen, wenigstens ein- bis zweimal in der Woche duschen zu gehen, und das, obwohl er seine Sozialstunden auf einem Bauhof ableistet), er verbringt seine freie Zeit zu 90% vor dem PC, selbst beim essen kann er nicht die Finger von dem scheiß Teil lassen. Mich nervt es, dass er noch bis mindestens August die Sozialstunden hat und kein Geld rein bringt, außer Hartz 4. Ich habe mittlerweile eine gut bezahlte Arbeit, aber leider das Gefühl, ich halte ihn aus. Er spricht immer davon, dass er sich von seinem Hartz 4 ja wohl auch mal was leisten darf, dass ich mir von meinem erarbeiteten Geld aber in den vergangenen Monaten nur Dinge "geleistet" habe, die nötig waren, wird übersehen. Da besteht man lieber auf das neue PC-Spiel, weil man will ja auch was von seinem Geld haben.
Sex haben wir sehr guten und er geht auch voll auf meine Bedürfnisse und Vorlieben ein und wir haben schon Sachen ausprobiert, die ich mit keinem davor tun konnte. Ich habe auch Seiten an mir entdeckt, die ich so nicht kannte. Ich wusste vorher nicht, dass ich auch dominant sein kann und richtig Spaß dran habe. Aber außer Sex und sexuelle Anspielungen ist da leider nicht viel. Er küsst mich zwar oft, und hält gerne Händchen, aber einfach mal Streicheln oder Kuscheln ohne dass es zum Sex kommt, funktioniert kaum...
Anfänglich fand ich auch seine Eifersucht süß, da ich das so von meinem Ex gar nicht mehr kannte, weil wir uns relativ egal geworden waren. Doch seine Eifersucht treibt es so weit, dass er dauernd in mein Handy schaut und mir regelrecht verbietet, weg zu gehen alleine. Einmal war ich weg, da hat er 3 Tage nicht mit mir geredet, hat sich dann aber dafür entschuldigt. Geändert hat sich trotzdem nichts.
So, nun zu dem Moment, nachdem ich anfing, nach zudenken.
Ich bin meinem Exfreund einmal fremdgegangen und es hätte fast die Beziehung zerstört, da ich ein schlechtes Gewissen hatte und alles drum und dran, aber wir konnten die Beziehung retten.
Nun bin ich meinem aktuellen Partner auch fremdgegangen, es war nur Sex, keine Gefühle, keine Küsse, kein "Sehen wir uns wieder?", wo schon der größte Unterschied liegt. Jedenfalls plagte und plagt mich null schlechtes Gewissen. Ist es, weil ich ihn nicht liebe? Weil es wirklich nur Sex war? Vielleicht auch beides.
Nun überlege ich seit ein paar Tagen und Nächten nicht nur ob, sondern wie ich die Beziehung beende. Anmerken möchte ich noch, dass meine Arbeitsstelle gut 40km entfernt liegt und ich schon länger nach einer Wohnung suche, die näher liegt.
Suche ich nun mir oder uns eine Wohnung? Wenn ich mir eine suche, was tut er dann? Er hat hier nichts, keine Familie, ein, zwei Freunde, keine Möbel, immer noch nicht mehr als ein paar Klamotten. Nennt mich heuchlerisch, dumm, naiv, aber so will ich ihn nicht vor die Tür setzen. Er hat in der Vergangenheit schon keine Wohnung gefunden...
Gesteh ich ihm einfach das Fremdgehen? Blöd ist nur, dass es einer der Freunde von ihm war... Und es hat keinem von uns etwas bedeutet, wieso sollte ich also auch noch die Freundschaft zerstören?
Mich macht diese Situation kaputt.
Seit meinem 15. Lebensjahr war ich bis auf wenige Tage in einer Beziehung. Ich denke, es ist auch das Allein sein, vor dem ich Angst hab.
So langer Text. Ich hoffe ihr seid irgendwie schlau aus mir geworden und könnt mir evtl, Tipps geben, was ich tun soll, wie es weiter gehen soll...
Lg psycho