Ich bin ein Mann, Anfang 50, seit 29 Jahren mit der gleichen Fra liiert, davon 19 Jahre verheiratet. Wir haben 2 Kinder im Teenageralter, ein eigenes Haus, ich bin Abteilungsleiter in einer Firma. Insofern nach außen hin der glückliche Spießer.
Das einzige Problem: Meine Frau ist immer schon jähzornig gewesen, schreit regelmäßig rum und beschimpft mich und die Kinder. Geizt auch mit Schimpfworten nicht. Ansonsten ist sie die treusorgende Ehefrau und Mutter, die die Kinder mit etwas zuviel Druck durch die Schule peitscht und sich sonst zunehmend karitativen Aufgaben widmet.Da man über ihre Jähzornigkeit absolut nicht diskutieren kann (sie sieht das Problem nicht, sucht immer bei uns die Schuld) bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zurückzuziehen. Sex findet kaum noch statt, so 4-5x im Jahr etwa. Liegt auch daran, dass sie auf ihr Äußeres gar nicht achtet, immer weiter zunimmt und inzwischen Stammkundin bei Ulla Popken ist.
Nun habe ich seit 2 Jahren eine neue Mitarbeiterin in der Firma. Sie ist jetzt Anfang 30, bildhübsch, hochintelligent, Akademikerin, nach einer längeren Beziehung immer mal wieder in kürzeren Beziehungen, hat aber den Mann fürs Leben noch nicht gefunden. Hat aber auch beginnende Torschlusspanik. Sehr nett und offenherzig, also irgendwie eine Frau, in die sich so ziemlich jeder Mann verlieben muss. So ist es mir dann auch passiert. Vor einem halben Jahr habe ich sie mal auf eine betriebliche Fortbildung mitgenommen (nicht ganz ohne Hintergedanken, gestehe ich). Es ist zwar nichts passiert, aber wir sind zusammen ausgegangen, essen gegangen und haben lange Spaziergänge gemacht und haben dann irgendwann auch Vertraulichkeiten über unsere jeweiligen Beziehungskisten ausgetauscht. Am Ende waren wir dann beim Du. Seitdem treffen wir uns heimlich immer häufiger, telefonieren manchmal stundenlang miteinander, gehen spazieren, unternehmen was, gehen zusammen einkaufen, fast schon wie ein altes Ehepaar. Irgendwie habe ich mich so langsam zu ihrer "besten Freundin" entwickelt. Gelegentlich hat sie mal es wieder mit einer Beziehung probiert (innerhalb und außerhalb der Firma), aber ist nichts geworden. Als "seelischer Mülleimer" konnte ich sie dann immer wieder aufbauen. Ich kann nicht sagen, dass ich mich unwohl in dieser Rolle fühle, da ich dadurch viel Zeit mit ihr verbringen kann.
Was mir absolut unklar ist, ist, ob daraus überhaupt mehr werden könnte. Sie macht in den stundenlangen Gesprächen einen großen Bogen um die Beziehung zwischen uns. Hat nur mal erwähnt, dass sie ihre Prinzipien hätte und Beziehungen zu verheirateten Männern für zu kompliziert hält.
Ich sage und mache natürlich auch nichts, da ich einerseits Angst habe, die Freundschaft damit zu zerstören und andererseits auch Angst habe, was passiert, wenn mehr daraus wird. Schließlich hat man sich irgendwie in 29 Jahren auch an die keifende Partnerin gewöhnt. Mein Großvater hat das bis zu seinem 94. Lebensjahr geduldig ertragen...
Fakt ist, dass ich immer ein Kribbeln im Bauch habe, wenn ich die Kollegin sehe. Dieses Gefühl in dieser Stärke hatte ich zuletzt mit 18 Jahren. Auch bei meiner Frau war das damals nicht so stark, obwohl wir viele tolle Jahre miteinander verbracht haben. Ich versuche immer diese Gefühle als falsch zu unterdrücken, es klappt einfach nicht. Auch wenn sie im Urlaub ist, schreiben wir uns Mails oder telefonieren zwischendurch.
Leider verlässt die Kollegin die Firma Ende des Jahres um eine andere Ausbildung anzuschließen.
Bin ich eigentlich total verrückt? Ist es die Midlife Crisis, dass ich die Kollegin zu meiner Traumfrau erklärt habe?
Kann es wirklich sein, dass eine Frau so eine intensive Freundschaft zu ihrem Chef aufbaut ohne "mehr" zu wollen? (Niedere Beweggründe für die Freundschaft schließe ich mal wegen des sowieso endenden Arbeitsverhältnisses aus).
Müsste eine Frau Anfang 30 nicht merken, dass der andere vielleicht mehr will? Oder hat sie vielleicht die gleichen Ängste?
Unterm Strich habe ich bisher in all den Jahren noch nie so eine innige Freundschaft zu einem weiblichen Wesen aufgebaut. Ich habe noch eine 15-jährige Chatfreundin, die ich seit 2 Jahren kenne (von der ich aber definitiv nichts will, da nicht pädophil!). Mit der tausche ich auch regelmäßig die Beziehungsprobleme aus. Der habe ich als einzigem bisher davon erzählt.
Die riet mir schlicht: Wenn du wissen willst, welche Gefühle deine Kollegin für dich hat, frag sie doch einfach.
Kann man das eine Frau einfach so fragen ohne alles kaputt zu machen?
P.S. Bin ich eigentlich ein ... dass ich solche Gefühle überhaupt zulasse? Eigentlich wollte ich immer so eine innige Freundschaft, die zugleich eine Partnerschaft ist. Aber wahrscheinlich gibt es das nur höchst selten.