Hallo zusammen,
ich bin momentan in einer recht schwierigen Phase. Ich weiß nicht mehr was richtig und was falsch ist. Nun muss/will ich aber eine Entscheidung treffen, um einfach zu wissen, wie es weitergeht. Versuche mal, dass alles in Worte zu fassen...
Mein Mann und ich sind nun 11 Jahre zusammen, seit 4 Jahren verheiratet.
Zusammengekommen sind wir mit 17 Jahren. Wir waren beide beziehungstechnisch unerfahren und haben miteinander das erste Mal erlebt.
Mein Mann ist selbstständig, wir haben vor Kurzem ein Haus gebaut. Er trägt zusätzlich zu seiner Selbstständigkeit noch Verantwortung in Vereinen, ist also sehr eingespannt. Ich arbeite Vollzeit und kümmere mich um den kompletten Haushalt. Er kommt später von der Arbeit als ich und hat danach oftmals noch Termine, daher ist das prinzipiell auch in Ordnung für mich.
Kritisch wird es, wenn ich zu den Dingen, die ich erledige, ihm seine Sachen "hinterherräumen" muss. Socken, die irgendwo liegen, leere Wasserflaschen, Unterlagen, die eigentlich dort nicht hingehören, Dinge, die aus einem Schrank/Schublade genommen werden und nicht zurückgeräumt. Im Prinzip Kleingkeiten, aber Dinge, die einen jedes Mal erneut aufregen.
Dadurch, dass mein Mann wenig zuhause ist, hat sich für uns beide ein eigenständiges Leben entwickelt, wir sehen uns morgens beim Aufstehen, dann beim Abendessen, schauen ab und an noch gemeinsam fern, ansonsten geht in der Woche jeder seiner Wege. Am Wochenende kommt es auch immer häufiger vor, dass wir getrennt etwas unternehmen.
Ich genieße eigentlich sogar, auch allein etwas zu unternehmen, da ich ich in diese Beziehung keine Freunde mitgebracht habe (habe mittlerweile aber auch Freundschaften, die ich zwar durch meinen Mann kennengelernt habe, die ich aber durchaus als meine besten Freunde sehen würde). Dazu war ich mit 17 ja noch recht unerfahren und schüchtern und wurde eigentlich immer als untrennbares Anhängsel meines Mannes betrachtet. Wenn wir irgendwo hingingen, immer zusammen.
Dadurch, dass ich nun selbstständiger geworden bin, habe ich ein ganz anderes Selbstwusstein entwickelt, fühle mich einfach wohl in meiner Haut, attraktiv, unternehme gerne etwas (wo ich früher gesagt hätte, mir reicht auch zuhause der Fernseher). Ich gehe offener auf Menschen zu, flirte auch gerne mal ganz unverbindlich und traue mir überhaupt mehr zu.
Wir haben beide von Anfang an geplant, Kinder zu bekommen. Daher haben wir uns auch entschlossen, das Haus zu bauen. Da wir finanziell aber nun auch auf Dauer sehr eingeschränkt sein werden daurch, hat mein Mann in den letzten Jahren gesagt, wir sollten die Familienplanung erstmal hinten anstellen. Damit war ich eigentlich nicht zufrieden, weil ich immer gerne früh Kinder haben wollte, habe mich aber der Vernunft gebeugt und es akzeptiert. Nun denke ich, wir hätten nicht so lange warten sollen, aber zu spät. Zur Zeit bin ich auf dem Standpunkt, dass mir das mit dem Kinderkriegen nicht passt, weil ich auch einfach nicht weiß, wie es weitergeht und nicht einfach ein Kind in die Welt setzen möchte, dass vielleicht kurzfristig für VEränderung/Verbesserung und am Ende geht doch alles auseinander.
Nun hat es sich vor einigen Monaten so ergeben, dass ich bei einer Feier, auf der ich allein war, mit einem Kumpel, den wir beide kennen, geflirtet habe. Eigentlich mochte ich ihn nie besonders, weil er ein recht unnahbarer Typ war. An diesem Abend ist weiter nichts gewesen. Ich wusste aber, dass ich ihn ein paar Tage später bei einem Grillabend bei ihm wieder sehen würde und war bei dem Gedanken daran recht aufgeregt. Es ergab sich dann so, dass wir beide irgendwann allein waren und es kam eins zum anderen. Küsse, Berührungen etc.
Wir haben uns seitdem mehrmals getroffen. Ich genieße die Zeit mit ihm, bin mir aber auch absolut im Klaren darüber, dass sich daraus nichts festes entwickeln würde, da es schon mehr die sexuelle Anziehung ist, die überwiegt.
Ich weiß, dass Menschen gibt, die das mit "Sowas geht ja gar nicht" kommentieren werden. Ich bin mir bewusst, dass man so etwas nicht tut, war auch immer überzeugt, dass mir das NIE passieren könnte und daher ist meine Meinung mittlerweile, dass man sich schwer davon frei sprechen kann, dass einem das nicht doch irgendwie passiert. Habe bisher nur den einen Mann gehabt und der Sex mit meinem Mann ist auch zum Pflichtprogramm geworden, denke, dass das auch dazu geführt hat, sich anderweitig zu orientieren.
Jedenfalls lebe ich irgendwie mein eigenes Leben, mein Mann ebenso, es kommt immer mehr zu Streitigkeiten. Trotz allem sagt er mir regelmäßig, dass er mich lieb hat und mich mag (muss dazu sagen, dass das immer etwas kindlich ist, ist aber seine Art). Da er denke ich auch merkt, dass das alles nicht mehr so harmonisch ist, fragt er dann "Du mich auch"? Ich kann ihm darauf aber keine Antwort geben, außer "Mhm"...
Würde mich jemand fragen, ob ich meinen Mann noch liebe, würde ich das absolut mit "Nein" beantworten. Mir ist klar, dass man nach 11 Jahren Beziehung keine Schmetterlinge mehr ihm Bauch hat. Aber es fällt mir auch schwer, mich von ihm anfassen zu lassen. Seine Nähe erdrückt mich.
So geht es jedenfalls nicht weiter, weil ich irgendwann daran zerbreche. Habe vor, das Gespräch mit meinem Mann zu suchen. Ich will diese 11 Jahre auch nicht einfach wegwerfen. Weiß auch noch nicht, was ich ihm genau sagen soll. Die "Affäre" würde ich außen vor lassen, um ihn nicht noch mehr zu enttäuschen. Mir kommen die Tränen bei dem Gedanken, ihn mit allem allein zu lassen, aber muss ich nicht auch an meine Bedürfnisse denken?
Habe schon alles durchgespielt und denke, ich bin noch keine 30, ich könnte noch so viel anderes erleben... Dann verlässt mich auch wieder der Mut. Dann denkt man, was sollen die Leute - Freunde, Familie, Nachbarn - sagen (wobei ich der Meinung bin, die zerreißen sich n paar Tage das Maul, dann kommt wieder irgendwas anderes...), das ist für meinen Mann wahrscheinlich schlimmer... Dann halt alles finanzielle,was dann zu regeln wäre, das Haus...
Bin verzweifelt... Was soll ich tun???!!!
Danke...