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Ja, der Steppenwolf hat mir damals in meiner labilen Phase wirklich geholfen und mich sehr zum Nachdenken angeregt. Ich war übrigens noch nie so inspiriert wie nach dessen Lektüre, da sprudelten die Worte nur so aus mir heraus...
Ist schon einige Jahre her, aber mir hat es verdammt gut getan, mir das von der Seele schreiben zu können:
"Nur jetzt, da mir zumindest ein vager Umriss meiner eigenen Tiefengründe und der aller Sondermenschen durch Begegnungen und erschütternde Lektüre, solche derartigen Seelenspiegelmomente, nach und nach erschließt, legte sich mir mit einem Mal offen dar, welche furchtbar unermesslichem Irrtum ich erlegen bin, als ich dich, einen Einzelnen von der sondermenschlichen, steppenwölfischen Sorte, ein zwar ganz besonders vielschichtiges und kompliziertes, aber doch in vielen deiner Seelenaspekte nicht wie angenommen einzigartiges Individuum einer Ansammlung von Seelen, die allesamt nicht auf diese Welt zu gehören scheinen, von denen es wahrscheinlich Tausende gibt und die doch alle für sich allein sind, zu meinem geistigen Führer auserkor, zu einem Vorbild, meinem ganz persönlichen Stern unter vielen anderen Himmelslichtern, dem es mir zu folgen galt; obwohl man doch wissen müsste, dass für derlei Sterne zwar durchaus die Möglichkeit offen steht, ihr persönliches Elysium zu erreichen, dass aber die Wahrscheinlichkeit dessen gegen Null tendiert, je mehr von jenem Sternenglanz bezauberten Wesen, und je stärker deren eigenes Seelenfeuer anfangs noch brennt, sich in seinem Gravitationsfeld ansammeln und ihm folgen, in der Hoffnung, dadurch auch in sein Elysium miteinzugehen, dass jene Mitgezogenen ihren eigenen Führer aber genau durch sich selbst, durch ihr Folgen, ihre Bewunderung aus der eigenen Bahn werfen; und wofür all das eigentlich, denn vermutlich würde sich der Glückstraum der Verfolgenden, das einzig nur für den Führerstern wirklich erreichbare Eden, schließlich als Illusion entpuppen, und alles Unglück, das einem derart gejagten Stern durch seine irrenden Jäger am Ende erwächst, wäre demnach überflüssig und vermeidbar, würde sich nur jeder Jäger seiner eigenen Irrtümer und Fehlgänge rechtzeitig klar und begäbe sich wieder auf eine eigene Bahn, oder besäße der Gejagte die Courage, seinen oftmals doch irgendwie verbundenen Jägern ihr Ziel zu nehmen und sich ihrer zu entledigen, zu entziehen, koste es was es wolle, denn das oberste Ziel eines Jeden sollte das allereigenste Eden sein.
Dies muss so geschehen, andernfalls verkommt die ewige Jagd, der anmutige Reigen des Sterns und seines Gefolges zu einem tragischen Tanz, einem Trauerzug in den Abgrund, zwar mit Pauken und Trompeten, mit Feuerwerk und viel Geschrei, doch nichtsdestotrotz ein Totenmarsch mit dem unabänderlichen Ziel des Untergangs, der finalen Auslöschung, des letztmalig schreiend heißen Aufglühens in einer blendenden Nova, schreiend vor Schmerz und Unverständnis über die Sinnlosigkeit der Verschwendung von so viel wertvollem und starkem Seelenfeuer, das, durch seine eigene Kraft genährt stattdessen in ewigem Glanz hätte erstrahlen können, hätte es sich nicht an einen einzigen Stern und ein fremdes Ziel aufgegeben."
Ja, ich weiß, der Schreibstil ist sehr verschwurbelt, aber das Ganze schoss mir damals einfach so durch den Kopf und es musste direkt raus.
Das war direkt nach dem Fiasko mit meinem Ex, mittlerweile würde ich mich doch wieder als wesentlich nüchterner bezeichnen. Aber schon interessant, was man früher so von sich gegeben hat... mir kommt fast vor, das hätte ein anderer Mensch geschrieben.
Siddhartha habe ich nicht gelesen, hab ich mir aber damals vorgenommen... ich weiß aber nicht, ob es nun, da ich mich doch sehr verändert habe, noch Sinn ergibt. Naja, vielleicht irgendwann mal.