Hallo Ihr Lieben da draußen!
Ich habe mich in eine Frau verliebt.
Das hat mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.
Aber wer weiß, vielleicht steht es seitdem richtig herum und ich hatte nur die falsche Perspektive?
Ich muss ein bisschen ausholen, denn die Geschichte ist kompliziert und auch ein bisschen tragisch.
Ich bin 48 Jahre, seit über 30 Jahren mit meinem Mann zusammen. Man kann sagen, wie kennen uns aus Kindertagen. Unsere Ehe war bis vor ca. 2 Jahren glücklich, dachte ich jedenfalls immer. Er ist liebevoll und ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Aber unsere Ehe hatte in letzter Zeit auch Spannungen. Wir bewegten uns weiter von einander weg.
Vor 2 Jahren hat es begonnen. Ich habe tiefere Gefühle für meine beste Freundin entwickelt. Im nachhinein denke ich, habe ich schon lange für sie mehr als Freundschaft empfunden. Aber das wollte und konnte ich mir nicht eingestehen. Dazu kam, dass wir beide verheiratet sind. Meinem Mann habe ich nie verschwiegen, dass ich lesbische Neigungen habe auch meine Freundin wusste davon. Vor 2 Jahren gestand sie mir, dass sie sich auch vorstellen könnte eine Frau zu küssen und mit einer Frau zu schlafen. Sie hätte ähnliche Gedanken wie ich. Ich muss allerdings dazu sagen, dass für mich die Vorstellung, mit einer Frau zu schlafen ein Tabu war. Soweit gingen meine Gedanken bis dahin nicht. Ich weiß, dass klingt komisch und wirkt verklemmt. Aber Sexualität war bis dahin für mich ein schwieriges Thema. Ich dachte immer, ich sei frigide.
Von diesem Zeitpunkt ihres Geständnisses fiel mir auf, dass wir stärker begannen miteinander zu flirten. Unsere Freundschaft war schon immer auch leicht erotisch angehaucht, aber es war eine klare Grenze da. Wir trugen, wenn wir uns sahen besonders tiefe Ausschnitte. In den letzten 2 Jahren verbrachten wir mehr und mehr Zeit miteinander. Wir tauschten längere Blicke aus. Es knisterte zwischen uns. Dabei blieb es aber auch, denn keine von uns machte den ersten Schritt. Dann im Oktober letzten Jahren fuhren wir gemeinsam für ein paar Tage ans Meer. Ich konnte es nicht mehr aushalten und hatte mir überlegt, es ihr durch die Blume zu sagen, dass ich mich verliebt hätte. Ich sagte ihr, ich hätte mich in eine Frau verliebt und könne es dieser Frau aber nicht beichten. Diese Frau sei verheiratet und ich sei schon recht lange in sie verliebt. Sie reagierte gereizt. Sie schien eifersüchtig zu sein. Sie schwärmte nur noch von ihrem tollen Mann. Begann allerdings gleichzeitig damit, mit deutliche Signale zu geben. Ich fuhr nach Hause. Sie blieb noch ein paar Tage an der See. Dann rief sie mich an. Sie glaubte mir die Geschichte von der fremden Frau nicht. Sie wusste es. Ich gab es zu. Es tat mir so unendlich leid. Ich sagte ihr, ich wolle unsere Freundschaft nicht gefährden und mich zurückziehen bis sie wieder mit mir Kontakt möchte. Sie ging damit wider Erwarten gut um. Sie fühle sich geschmeichelt, aber ich müsste das aufgeben. Sie liebe ihren Mann. Sie hatte ja recht. Ich wollte auch meine Ehe nicht aufs Spiel setzen und ich wusste, dass sie ihren Mann sehr liebte. Im Laufe des Gesprächs aber veränderte sich etwas. Sie begann zu schwärmen. Sie sei schon immer in mich verliebt gewesen. Vom ersten Tag unserer Begegnung hätte sie etwas für mich empfunden. Aber ich war in festen Händen. Und war schüchtern. Ich hätte nie ein Signal in diese Richtung gesetzt. Sie dachte, ich sei nicht interessiert. Sie hätte sich aber auch nicht getraut. Für sie war es von Anbeginn mehr als nur Freundschaft gewesen. Sie würde mich heiß finden. Ich war überrascht und überglücklich. In den nächsten Tagen folgten lange Telefonate. Wir waren beiden von unseren Gefühlen überwältigt. Schließlich verabredeten wir uns. Wir schliefen miteinander. Wir fanden es beide schön. Zum Abschied küsste sie mich leidenschaftlich. So etwas habe ich bis dahin noch nie zuvor gefühlt, was ich bei diesem Kuss empfand.
Wir telefonierten wieder endlos lange miteinander. Wir wollten uns erneut treffen. Sie war sich zwischenzeitlich aber immer wieder unsicher. Sie wolle ihren Mann nicht betrügen. Sie liebe mich doch nicht. Dann wieder. Ich liebe Dich. Ich will Dich. Ich will mit Dir schlafen. Wenn Sie Sex mit ihm habe, denke sie nur an mich. Ich denke, sie war total verwirrt und überfordert. Ich war zu diesem Zeitpunkt ganz klar. Ich hatte für mich eine Entscheidung getroffen. Ich wollte mit ihr zu zusammen sein, für immer. Gleich zu Beginn schon hatte ich meinem Mann alles gestanden. dass ich mich in meine beste Freundin verliebt hätte und mich sexuell von ihr angezogen fühle. Allerdings erzählte ich ihm nicht, dass es ihr genauso ginge. Ich hatte Angst, er würde aus Eifersucht ihren Mann anrufen. Das wollte ich ihr nicht antun.
Ich versuchte mit meinem Mann noch einmal einen Versuch. Sie hatte sich in der Zwischenzeit wieder zurückgezogen und war panisch. Damit dachte ich sei die Beziehung mit ihr beendet. Das konnte oder wollte sie dann auch nicht akzeptieren. Sie wollte mich sehen. Sie denke nur noch an mich. Wir verabredeten uns erneut. Dazu kam es aber nicht mehr.
Dann ging mein Mann an mein Handy. Er las unsere sms. Er ahnte, dass ich ihn betrogen hatte. Gelogen hatte ich auf alle Fälle. Er stellte mich vor die Entscheidung: Die Frau oder ich. Du wirst Deine Freundin nie wieder sehen, sonst ist es aus zwischen uns. Das konnte und wollte ich nicht. Ich habe ihn verlassen.
Seit 2 Monaten lebe ich nun von ihm getrennt. Er will die Scheidung.
Ich hoffte noch, dass meine Freundin sich auch von ihrem Mann trennen würde, um mit mir zu leben. Für mich war es die große Liebe. Ich hatte noch nie zuvor so für einen Menschen empfunden wie für sie.
Sie bekam es mit der Angst. Ich bin gesprungen. Sie nicht. Sie hatte Angst, alles zu verlieren. So weit ging ihre Liebe zu mir dann auch nicht. Ich musste das akzeptieren.
Wir hätten von diesem Zeitpunkt eigentlich auf Abstand gehen sollen. Das gelang uns aber nicht. Sie wollte mich wieder als Freundin und Vertraute. Ich sollte sie in der nächsten schweren Zeit unterstützen und ihr zur Seite stehen. So ganz sicher schien sie mir da aber immer noch nicht. Sie hatte immer noch Gefühle. Dann nach Weihnachten war sie unmissverständlich. Es sei alles eine Verwirrung gewesen. Keine Liebe. Niemals gewesen. Ich sei lesbisch. Sie nicht. Sie hätte es eklig gefunden, mich zu küssen. Sie bereue alles. Sie wurde darüber hinaus verletzend und diffamierend. Das tat weh. Ich warf ihr vor, nur an ihre wirtschaftlich sichere Versorgung zu denken. Das ihr Mann sie nicht als gleichwertige Partnerin sehe und sie nur ein schönes Anhängsel für ihn sei. Das sagte sie mir sogar einmal selbst. Jetzt nahm sie es mir übel. Ich bin sonst immer die Starke und Selbstbewusste gewesen. Mutig und unerschrocken. Nichts davon war mehr da. Ich fiel in ein tiefes Loch. Auf einmal kam alles hoch. Es kam wie eine Lawine über mich. Die letzten Tage waren die Hölle. Ich dachte an Selbstmord. Ich hatte sogar den Eindruck, das es ihr ganz recht gewesen wäre, wenn es mich nicht mehr gäbe. Ich war für sie ja nun eine Bedrohung. Sie meinte, sie hätte die Befürchtung, ich könnte ihrem Mann bescheid sagen.
Es ging mir sehr schlecht. Ich habe seitdem 8 Kilo abgenommen und wurde depressiv.
Meine Arbeit konnte ich nicht mehr gut erledigen. Alles lief an mir vorbei. Ich hatte große Schuldgefühle meinem Mann gegenüber. Sie machte sich wiederum Sorgen um mich. Sie wollte mir beistehen, zog sich dann aber immer wieder ängstlich zurück. Das konnte ich nicht ertragen. Ich konnte nicht mehr so einfach nur ihre gute Freundin sein. Wir haben seit einem Monat nun eine Kontaktsperre.
Es fällt mir schwer, nicht mit ihr reden zu können. Wir standen uns immer sehr nah und konnte über alles reden.
Ich vermisse sie so sehr. Ich vermisse die Frau aber auch die Freundin. In Zukunft muss ich die Freundin wieder wollen, nicht die Geliebte. Das braucht aber noch Zeit. Ich versuche ihr zu verzeihen und nicht über sie zu urteilen.
Ich habe viel seitdem mit meiner Familie gesprochen. Sie wissen alles und haben sich toll verhalten.
Die Scheidung von meinem Mann läuft. Aber es ist nicht leicht. Er liegt mir noch sehr am Herzen und ich möchte, dass er glücklich ist. Ein Zurück aber gibt es für mich nicht mehr. Er hat seit ein paar Wochen bereits eine Freundin. Ich denke, er braucht das als Selbstbestätigung. Traurig und verletzt ist er immer noch.
Ich bin mir inzwischen klarer über meine sexuelle Identität geworden. Ich glaube, ich liebe Frauen. Vermutlich mehr als ich Männer lieben kann.
Mein ganzes Leben gehe ich seitdem in Stationen durch. Hinweise auf eine lesbische Ausrichtung habe ich viele gefunden. Lange, zu lange habe ich sie nicht wahrhaben wollen.
Es ist nicht leicht, nach vielen Jahren vor der Frage zu stehen: War alles falsch? Habe ich mir und meinem Partner etwas vorgemacht?
Ich denke, wir beide wollten es nicht sehen. Es funktionierte bis zu einem Punkt, an dem der letzte Tropfen das Fass zum überlaufen brachte, auch ziemlich gut.
Heute denke ich, dass die Affäre mit meiner besten Freundin etwas Zwangläufiges hatte. Ich war bereit zu diesem Schritt.
Ich habe alles riskiert. Im Moment kommt es mir noch so vor, als hätte ich alles verloren: meine Ehe, meinen Mann, mein Heim, meine große Liebe, meine beste Freundin. Das ist viel, vielleicht zu viel auf einmal.
Ich hoffe, dass alles eines Tages einen Sinn ergeben wird.
Verlust, Liebeskummer, Trennung das sind Dinge, die einem noch so gefestigten Menschen in eine schwere Lebenskrise stürzen können.
Ich habe mir auch professionelle Hilfe geholt, um das alles zu überstehen.
Vielleicht gibt es eine von Euch da draußen, der es so ähnlich geht wie mir?
Ich würde mich über Beiträge von Euch freuen!