Mein Partner und ich sind seit bald 5 Jahren ein Paar - mal mehr, mal weniger, d.h. wir haben diverse happige Krisen hinter uns und wenn sich nicht etwas ändert, sicher bei beiden, auch noch einige vor uns. Als wir uns kennen lernten, haben wir von Anfang an bemerkt, dass eine Art Seelenverwandschaft besteht, dass wir uns auch ohne grosse Worte verstehen. Nicht alle Gemeinsamkeiten haben wir auf dem gleichen Level - z.B. ist er ein Sportfreak und ich eher die "Schildkröte" trotzdem finden wir auch in der Freizeit Dinge die uns beiden Spass machen, manchmal jedoch nur auf Umwegen.
Der erste grosse Bruch zwischen uns - wir leben erst seit ca. 1 1/2 Jahren im gleichen Haushalt - fand vor etwa 4 Jahren statt. Ich verlor durch Reorganisation im damaligen Betrieb meinen Job und fiel in ein tiefes Loch, auch da ich finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet war. Nach 3 Monaten "Zwangsferien" die ich seiner Meinung nach hätte geniessen sollen (wie denn, wenn man fast ohne Geld und ohne mobilen Untersatz fast keiner Aktivität nachgehen kann..) kam ich dann in eine tolle Firma in welcher ich heute noch tätig bin. Von da an ging's bei mir persönlich (Selbstwertgefühl) eigentlich wieder bergauf nach diesem "Tiefschlag", doch durch ihn kam der nächste Hammer. In meiner "schlechten Zeit" - von der er natürlich auch zu spüren bekam (er kam meist an den Wochenenden sowie 1 bis 2 Mal unter der Woche zu mir - war ich natürlich oft gereizt und verzweifelt, was er meist nicht so verstehen konnte oder er wusste nicht wie damit umzugehen.
Ich muss vielleicht noch erwähnen - für ihn bin ich die erste längere Beziehung - alles andere war nach max. 4 Monaten zu Ende oder nur eine "Bettgeschichte" - ich hingegen war bereits 8 Jahre mit einem Mann zusammen, davon 3 Jahre mit ihm verheiratet und auch danach 4 Jahre lang in einer festen Beziehung. Was von Anfang an, bzw. mit der Zeit immer mehr zur Belastung in unserer Beziehung wurde ist, dass wir ca. 45 Km voneinander entfernt wohnten und ich, wie erwähnt ohne Auto nicht so mobil war, d.h. er kam meist zu mir - teilweise schon entnervt, weil die Strecke durch eine grössere City ging = oft und viel Stau. Was auch noch erwähnenswert wäre, ist, dass er, bis wir zusammen zogen (ich 32 J. / er
34 J.) nie alleine gelebt hatte sondern bei seinen Eltern (obwohl er nicht gerade eine "Herzensbeziehung" zu seinen Eltern, bzw. zu seinem Vater hat), ich hingegen zog mit 18 von Zuhause aus und lebte, ausser mit meinem Ex-Mann , alleine.
Nun - wie gesagt, kurz nachdem ich meinen neuen Job angefangen hatte, kam es bei uns immer mehr zu Streitigkeiten - teilweise wegen wirklich idiotischen Dingen - auch weil wir beide einen sturen Kopf haben und auf unsere Meinung beharren. Egal - auf jeden Fall spürte ich, dass er sich veränderte - er ist und war schon immer eher introvertiert und "bringt den Mund nicht auf", aber etwas war im Busch... Zuerst führte ich es darauf zurück, dass er an seinem damaligen Arbeitsort unglücklich ist und deshalb so "muffelig" ist. Doch irgendetwas sagte in mir, dass da mehr ist. So sprach ich ihn eines Tages als wir zusammen in einem Restaurant beim Abendessen sassen direkt an, ob er eine Andere kennen gelernt habe. Er duckste zuerst rum und sagte dann doch "ja". Nun - um es "kurz" zu machen - diese Episode zog sich über fast ein Jahr in die Länge - ich schmiss ihn raus - er kam wieder auf allen Vieren zu mir gekrochen - er traf die Andere hinter meinen Rücken doch wieder - es krachte wieder und wieder... Ich fühlte mich so missbraucht und gab ihm doch immer wieder Chancen - auch dass er mir hätte zeigen können, wieviel ihm noch an mir liegt (das kann er allerdings bis heute nicht...). Ich muss dazu sagen - es gab keinen Sex zwischen den Beiden "nur" geknutsche (ich habe auch sie getroffen - ohne sein Wissen (natürlich hab' ichs ihm dann doch noch erzählt..) - und konnte sogar relativ gut mit ihr reden - trotzdem ist und bleibt sie ein rotes Tuch für mich und mein Magen krampft sich zusammen, wenn ich nur ihren Namen irgendwo höre), aber mein ehemals grenzenloses Vertrauen ihn ihn habe ich durch diese Geschichte und die Lügereien verloren und kann es bis heute nicht ganz wieder aufbauen.
Noch immer belastet mich diese Story - ich würde ihm gerne wieder voll vertrauen, aber er macht es mir auch nicht gerade einfach. Wenn ich über meine Gefühle, Gedanken reden möchte - wenn ich finde, es ist wieder mal an der Zeit, dass wir uns zusammensetzen und über unsere Zukunft, auch wenn es nur über einen Plan im nächsten Monat geht, reden sollten, muss man ihn fast "prügeln", bis er was dazu sagt, ausser "ich weiss auch nicht" oder "mal sehen"...
Wie eingangs erwähnt, wohnen wir trotz all diesen up's and down's seit Anfang letzten Jahres zusammen. Die Wahl des gemeinsamen Wohnortes war relativ schnell geklärt, da ich wusste, er möchte aus seiner Region nicht weg - also habe ich "nachgegeben", was ich eigentlich auch nicht bereue, denn ich fühle mich wirklich wohl dort und lebe auch gern mit ihm zusammen - ich liebe ihn wirklich sehr, trotz all seinen Macken (ich bin ja auch nicht ohne ). Aber es ist schon sehr schmerzhaft, dass er z.B. Abends nie fragt, wie mein Tag war (was bei mir im Büro läuft, interessiert ihn halt nicht..), dass wenn ich über meine Gefühle rede, er mich manchmal übersensibel und besitzergreifend nennt.
Seit wir uns kennen hat er nun den 4 Job - in jedem ist wieder etwas, was ihm nicht passt - am liebsten wäre er eh freischaffend und sein eigener Chef, so kann er seinem grossen Hobby dem Mountain-Biken nach Lust und Laune nachgehen. Aber klagen alleine nützt ja nichts, er müsste auch mal selbst was in die Hand nehmen...So hat er weder in privater noch in beruflicher Hinsicht eine Perspektive. Wenn ich ihn frage, was er denn von seiner Zukunft erwarte, was er sich wünsche meint er nur, er wisse es selbst nicht, er wisse nur, was er nicht will....Er versucht sich in allen Bereichen des Lebens um jegliche Entscheidungen zu drücken - selbst wenn es um die Wahl eines Restaurants geht, kann er sich Stunden lang nicht entscheiden, in welches. Am Ende gehen wir meist gar nicht hin, weil es mich wieder so auf die Palme gebracht hat, was ja auch nicht der Sinn der Sache sein sollte.
Nun - unser letzer grosser Krach war vor der Weihnachtszeit - ich habe ihm im September gesagt, er müsse nun doch endlich (nach 5 Jahren) wissen, wie es bei uns weitergehen soll - ich fühle mich reif für eine Familie (jaja, auch meine biologische Uhr tickt...) und ich möchte einfach wissen, ob er sich dies auch vorstellen könne, denn er wisse ja dass ich mir eine Familie wünsche und ich müsse wissen, woran ich bin. Keine Antwort, keine Diskussionsanfänge von seiner Seite - NICHTS !! Im November hat es mir dann den "Nuggi" rausgehauen und ich bin auf Wohnungssuche - es war einfach zum verzweifeln.
Er war zwar schockiert, aber hat gemeint, er will nicht dass ich gehe aber er könne mich ja nicht halten und er begreife mich - ein Wunder dass ich es mit einem Eisblock wie mit ihm (Gefühle zeigen ist sehr schwer für ihn... und umso schwerer für mich, da ich ein sehr liebesbedürftiger Mensch bin) so lange ausgehalten habe.
Wir lebten dann in der gleichen Wohnung, gingen aber - hauptsächlich ich - auf Distanz. Weihnachten und Silvester verbrachten wir getrennt - ich dachte mir, wenn ich das "überlebe", dann überstehe ich auch den Rest. Soweit ging das auch - im Januar kamen wir uns dann doch wieder näher - irgendwie geht's nicht mit und nicht ohne einander... Bis heute - nebst kleinen Gefühls- und Wutausbrüchen, meist von meiner Seite aus - hatten wir eigentlich eine gute Zeit, ausser dass er wieder mal total frustriert ist in seinem Job und er am liebsten alles hinschmeissen möchte. In obenerwähnter Trennungszeit (....) wollte er mit seinem besten Freund und natürlich mit seinem Bike Südamerika für einige Wochen / Monate (?) erkunden. Da er auch nie mehr was erwähnt hatte bis vor kurzem, dachte ich, dieses Thema hat sich "erledigt". Nun frage ich ihn vor ein paar Wochen, was wir den mit dem Rest unseres Urlaubes (noch 2 Wochen) anstellen - er duckst wieder rum und meint: "eigentlich stehe das Projekt mit seinem Freund noch immer". Mich hat's kurz fast vom Stuhl gehauen - er plant hinter meinem Rücken fröhlich seinen Überseetrip weiter und die Freundin weiss von nichts ?! Nach einer "Verdauungsphase" meinerseits - bin den ganzen Tag geflüchtet - konnten wir dann doch noch etwas reden - er meinte, er bräuche einfach eine Auszeit von allem (Job und wahrscheinlich auch von mir, auch wenn er das nicht direkt sagt). Irgendwie verstehe ich es ja - brauchen könnte auch ich eine solche Auszeit, aber wer wohl nicht... Nun - der neuste Stand der Dinge ist: sein Freund hat mittlerweile auch wieder eine neue Freundin, zieht mit ihr im Dezember zusammen und möchte nun nicht mehr mit.... Tja - also hat mein Freund nun den Plan (das mit dem Organisieren und Realisieren happert daran, dass er eben dieses eigentlich über alles hasst...) mit dem Bike Neuseeland und ev. noch Australien (war er schon vor meiner Zeit ein paar Monate) und dies für mindestens einen Monat. Er möchte seinen Job kündigen und er hat vorgeschlagen, dass ich ja ev. nach einen Monat auch für 3-4 Wochen nachkommen könne. Nur ist es so, dass ich 1. kein so grosses finanzielles Polster habe wie er und 2. das dies von meinem Job aus wohl nicht möglich wäre.
So - nun kennt ihr einen grossen Teil der Hintergründe. Die drei grossen Fragezeichen die bei mir aufleuchten sind:
Wird sich etwas für uns ändern wenn er zurück ist ? Was erwartet er dort für eine "Erleuchtung" dass er vielleicht nachher weiss, in welche Richtung er beruflich wie auch mit mir gehen will ??
Das Vertrauen macht mir noch immer zu schaffen.... ich kämpfe gegen dieses Misstrauen, aber es ist verdammt schwer - er hat mich damals wirklich sehr verletzt.
Irgendwie möchte ich ihm diese Chance, die Freiheit geben. Andrerseits habe ich Angst was passiert, wenn er so auf dem "Selbstverwirklichungstrip" ist. Wie kann ich ihm entgegenkommen, auch wenn mein Kopf etwas anderes sagt als mein Herz ? Trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, er flüchtet nur wieder vor seinen Problemen.